Reiseziel, Klima, Unterkunft, Erreichbarkeit, Strandnähe –bei der Urlaubsplanung spielen viele Faktoren eine Rolle. In den vergangenen Jahren hat aber besonders eines an Bedeutung zugelegt: die Instagrammability. Dabei geht es darum, wie gut sich ein Ort für ästhetische Urlaubsbilder eignet, mit denen man später auf Social Media nach Likes fischen kann.
Davon profitieren natürlich auch die Urlaubsorte selbst. Wenn beispielsweise ein bislang eher unbekannter Strand auf Instagram oder Tiktok viral geht, kann man sich sicher sein, dass nur ein paar Wochen später die ersten konsumfreudigen Instagram-Urlauber:innen antanzen.
Da sich so ein Hype für die lokale Wirtschaft enorm lohnen kann, bemühen sich viele Urlaubsorte darum, dass etwa der lokale Strand möglichst Instagram-tauglich aussieht. Dafür ziehen teils Traktoren den Sand an den Stränden glatt. Wer früh morgens kommt, kann sich dann auf einem perfekt geglätteten Beach ablichten lassen.
Solche Strand-Glättungsaktionen sind in der Mittelmeerregion schon seit Jahrzehnten gängig und dienen nebenbei auch der Müll-Beseitigung. Dank des Tourismus-Booms scheinen solche Fahrzeuge aber immer häufiger zum Einsatz zu kommen. Und das ist für einige Meeresbewohner ein großes Problem.
Wie der "Guardian" berichtet, sieben die Traktoren nämlich nicht Müll aus den Strandabschnitten, sondern auch die Nester von Meeresschildkröten. Statt eines wichtigen Lebensraums für die gefährdeten Tiere verkämen die Strände am Mittelmeer immer mehr zur Fotoshooting-Kulisse, schreibt die Zeitung.
"Die Nutzung der Strände durch private Eigentümer reduziert einen wichtigen Lebensraum für die Schildkröten", sagt auch Salvatore Urso, Mitbegründer von Caretta Calabria Conservation gegenüber dem "Guardian".
Seine Organisation überwacht und schützt seit 2005 die Nester der Unechten Karettschildkröte an der kalabrischen Küste. "Das Zusammenleben mit dieser Art wird immer noch nicht ausreichend berücksichtigt", meint Urso.
Teilweise würden die Traktoren über die Eier fahren und sie zerstören oder die Nester verschieben. Außerdem könne die Anwesenheit der großen Fahrzeuge dafür sorgen, dass weibliche Schildkröten abgeschreckt werden und an dem Strand nicht mehr nisten.
Während der Tourismus-Boom in der Mittelmeerregion nicht enden will, setzen sich Umweltaktivist:innen weiter für den Schutz der gefährdeten Meeresbewohner ein.
"Die Leute sehen unser Engagement und denken, wir wären verrückt", sagt Piero Carlino dem "Guardian". Er ist Leiter des Sea Turtle Recovery Centre in Calimera. Deren Mitarbeiter:innen überwachen über die Sommermonate die Strände in der Region. Sobald eine Schildkröte ihre Eier abgelegt hat, bauen die Umweltschützer:innen einen Zaun darum und helfen den Babys später, das Meer zu erreichen.
Ganz allein sind sie mit ihren Schutzbemühungen nicht: Auch einige Strandbesitzer:innen wie Damiano Reale kümmern sich um Schildkrötennester. Er und sein Team würden regelmäßig checken, ob die Tiere Eier am Strand gelegt hätten, berichtet der "Guardian".
Außerdem verzichtet Reale auf helle Lichter am Abend und in der Nacht und vermeidet den Einsatz von Traktoren, um Schildkröten nicht abzuschrecken.
"Es ist wichtig, Touristen, Politikern und Forschern klarzumachen, dass ein intelligentes Gleichgewicht zwischen der kommerziellen Nutzung eines Strandes und der Wertschätzung – sei es seiner Geschichte oder seiner Naturereignisse – absolut möglich ist", ist Reale überzeugt.