Delfine gelten als äußerst intelligente Tiere. In freier Wildbahn arbeiten sie beispielsweise in Gruppen zusammen, um erfolgreicher bei der Jagd zu sein; manche Tiere benutzen für die Nahrungssuche sogar Werkzeuge und geben diese Fähigkeit an ihren Nachwuchs weiter.
Hinzu kommen komplexe soziale Strukturen: Wissenschaftler:innen haben schon mehrfach beobachtet, wie die Meeressäuger sich um kranke oder verletzte Artgenossen gekümmert haben. Außerdem erkennen sich Delfine im Spiegel selbst wieder. Dieses Anzeichen für ein Bewusstsein als Individuum ist bisher nur für wenige andere Tierarten nachgewiesen.
Nicht zuletzt nutzen Delfine ein hoch entwickeltes Kommunikationssystem. Mit Pfiffen, Klicks und Zwitschern können sich die Säugetiere miteinander verständigen. Aber handelt es sich dabei um eine Sprache, bei der sich sogar einzelne Wörter identifizieren lassen?
Einer Antwort auf diese Frage könnte man schon bald deutlich näherkommen.
Die US-amerikanische Meeresbiologin Denise Herzing forscht im Rahmen ihres Wild Dolphin Projects schon seit rund 40 Jahren zur Kommunikation von frei lebenden Atlantischen Fleckendelfinen rund um die Bahamas. Herzing und ihr Team sind schon länger darum bemüht, den Code der Delfin-Kommunikation zu knacken und so womöglich eine gemeinsame Sprache zwischen Menschen und Delfinen zu entwickeln.
Dank eines KI-Modells könnte den Forschenden nun in nicht allzu ferner Zukunft ein Durchbruch gelingen. Die über Jahrzehnte gesammelten Delfin-Laute sollen nämlich mithilfe von "DolphinGemma" analysiert werden. Dabei handelt es sich um eine Open-Source-Software, die vom Tech-Riesen Google zur Verfügung gestellt wird. Darüber berichtet unter anderem das luxemburgische Online-Portal "L'essentiel".
Das Ziel für Herzing ist klar: "Eines Tages Delfinisch zu sprechen. Wir versuchen wirklich, diesen Code zu knacken". Die Hoffnung liegt darin, dass das KI-Modell Muster erkennt und sich daraus die "Sprache" der Delfine zusammensetzen lässt. Das wird aber wohl einige Zeit in Anspruch nehmen.
Aktuell arbeiten die Wissenschaftler:innen mit dem eigens für die Delfin-Forschung entwickelten CHAT-System (Cetacean Hearing and Telemetry). Dabei handelt es sich um ein Forschungsinstrument, das unter Wasser nicht nur Töne an Delfine aussenden, sondern auch welche von ihnen empfangen kann.
Wenn eines der eingehenden Signale mit einem der im Computer gespeicherten Töne übereinstimmt, bekommt der oder die Taucher:in sogar über einen Kopfhörer ein englisches Wort als eine Art Übersetzung zu hören.
Das Ziel ist laut "L'essentiel" aber, die Tiere dazu zu bringen, künstliche Pfeiftöne für bestimmte Objekte nachzuahmen. Im Bericht wird ein Beispiel dazu angeführt: Wenn die Forscher:innen sehen, dass Delfine etwa mit Seetang spielen, erzeugt das CHAT-System einen Ton, während der oder die Taucher:in echten Seetang zeigt.
Darüber sollen die Tiere lernen, den Ton mit dem Seetang zu verknüpfen. Wenn sie dann künftig mit Seetang spielen wollen, können sie einfach den Pfeiflaut imitieren. So wäre eine einfache Kommunikation zwischen Mensch und Delfin möglich.
Bis ein Wörterbuch Delfin – Mensch, Mensch – Delfin zusammengestellt werden kann, wird es zwar noch lange dauern. Durch den Einsatz von KI könnte die Forschung aber zumindest beschleunigt werden.