Der Sommer ist da, die Temperaturen knacken langsam aber sicher die 30-Grad-Marke. Die Zeit ist also reif für einen "Hot Girl Summer", wie schon US-Rapperin Megan Thee Stallion in ihrem gleichnamigen Song verkündete. Darin ruft sie ihre Fans dazu auf, ein selbstbestimmtes und selbstbewusstes Leben zu führen.
Die Worte der US-Rapperin hat sich eine Touristin offenbar nun zu Herzen genommen. Sie lebt in Italien ihren "Hot Girl Summer" in vollen Zügen aus – schlägt dabei allerdings doch etwas über die Stränge.
Die junge Urlauberin, deren Identität nicht bekannt ist, hat auf Social Media eine Welle der Empörung ausgelöst. Fotos auf Facebook zeigen, wie eine junge Frau in Florenz auf eine historische Bronze-Statue klettert und anschließend ihren Körper anstößig daran reibt.
Mit beiden Armen und Beinen umklammert sie die Statue und spreizt ihre Lippen in Richtung seines Kopfes. Auf weiteren Fotos rekelt sie sich provokant an dem Metall-Körper. Man könnte meinen, die Statue sei kein historisches Denkmal, sondern ein Objekt der Begierde.
Bei der Statue handelt es sich um das Abbild von Bacchus, dem römischen Gott des Weins, der Fruchtbarkeit und der Ekstase.
Der flämisch-italienische Bildhauer Giovanni da Bologna, besser bekannt unter dem Namen Giambologna, erschuf die bronzefarbenen Statue Bacchus'. Zwar ist das Original mittlerweile im Bargello-Museum von Florenz gut geschützt, eine Kopie der Statue ist hingegen nicht weit entfernt am sogenannten Bacchus-Brunnen ausgestellt.
Wie die italienische Zeitung "Corriere Fiorentino" berichtet, handelt es sich bei der Kopie dennoch um ein wertvolles Stück, welches von Fonderia artistica Marinelli, einer renommierten Kunstgießerei in Italien, angefertigt wurde.
Als eine der letzten verbliebenen florentinischen Gießereien stellt das Unternehmen die Bronzewerke in der Renaissance-Technik her. Zahlreiche Skulpturen, darunter die "La Fontana del Porcellino" stammt aus den Händen der Gießerei.
Die Fotos der Touristin haben entsprechend eine Protestwelle auf Social Media ausgelöst, Anwohner:innen sind entsetzt und fordern ein striktes Durchgreifen der Behörden.
"Sind wir uns wirklich sicher, dass wir diese Art von Touristen in Florenz brauchen?", wird auf Facebook gefragt. Prompt folgt eine Antwort von Architektin Antonella Ranaldi: "Touristen sind willkommen, aber man muss unsere Denkmäler respektieren, egal ob es sich um Originale oder Kopien handelt", sagt sie.
"Nicht zuletzt deshalb, weil ich bezweifle, dass diese Dame, der ich einen Vorwurf mache, den Unterschied kennt." Ranaldi leitet derzeit das Amt für Archäologie, Kunst und Landschaft in der Stadt Florenz und den Provinzen Prato und Pistoia.
Auch Patrizia Asproni fällt ein knallhartes Urteil: "Florenz ist eine Stadt, die von ihren Besuchern nicht respektiert wird", sagt sie. "Diese ständigen Grobheiten und Unhöflichkeiten geschehen, weil sich jeder berechtigt fühlt, ungestraft zu tun, was er will."
Die ehemalige Präsidentin der Stiftung des Museums Marino Marini in Florenz fordere strenge Kontrollen und hohe Geldstrafen, um künftig gegen solch ein Fehlverhalten vorzugehen.