Mount-Everest-Touristin gräbt sich mit Topf aus Schneesturm: "Natur respektieren"
Immer wieder wird kritisiert, dass der Mount Everest wie eine Touristenattraktion in Massenabfertigung behandelt wird und dass das sehr gefährlich sein kann. Wie gefährlich, haben jetzt gleich mehrere Hundert Menschen gleichzeitig erfahren, darunter die 30-jährige Feng Holiday.
Was als abenteuerliche Wanderung in der atemberaubenden Natur Tibets begann, wurde für Feng Holiday zu einem Albtraum.
Ein plötzlicher Schneesturm überraschte sie und Hunderte weitere Wander:innen in der abgelegenen Gama-Region auf der tibetischen Seite des Mount Everest und machte den Rückweg lebensgefährlich.
Feng Holiday war mit Freund:innen am 1. Oktober von Youpa Village in der tibetischen Präfektur Shigatze zu ihrer Trekkingtour aufgebrochen. Drei Tage später setzte plötzlich ein heftiger Blizzard ein und ließ die Gruppe auf rund 5000 Metern Höhe festsitzen. Zelte stürzten unter der Schneelast ein, Wege waren unpassierbar.
Mount Everest: Mehr als 350 Menschen evakuiert
Laut chinesischen Staatsmedien wurden rund 350 Personen bereits in das kleine Bergdorf Qudang evakuiert, mehr als 200 weitere konnten lokalisiert werden und warteten am Montag auf Unterstützung durch die Behörden.
Feng Holiday, eine erfahrene Wanderin, war zunächst unbesorgt. Doch als der Schneefall immer stärker wurde, es blitzte und donnerte, wuchs die Angst: "Gegen Mitternacht wurde es schlimmer. Mein Schlafsack war nass, drinnen tropfte das Kondenswasser", erzählt sie gegenüber CNN.
Als sie aus dem Zelt kroch, entdeckte sie, dass ihre Teamkolleg:innen unter Schnee begraben waren. "Wir hatten keine Schaufeln, nur unsere Kochtöpfe. Also gruben wir gemeinsam", berichtet Feng Holiday.
Dramatische Wetterlage in der Himalaya-Region
Schätzungen zufolge fielen am Samstag am Gipfel des Mount Everest über 95 Zentimeter Schnee und damit fast das Dreifache der üblichen Wochenmenge für Oktober. Normalerweise gilt dieser Monat als beliebte Wanderzeit: Die Monsunzeit ist vorbei, der Himmel meist klar.
"Das Wetter ist in diesem Jahr nicht normal", sagt Chen Geshuang, ein weiterer Trekker, der nach Qudang evakuiert wurde, laut CNN. "Unser Guide meinte, so etwas habe er im Oktober noch nie erlebt."
Nach einer "beängstigenden Nacht" beschlossen Feng Holiday und ihre Gruppe am Sonntagmorgen, den Rückweg auf eigene Faust anzutreten – ohne Zelte, nur mit leichtem Gepäck. Sie erreichten das Tal gegen 18.30 Uhr. Dort warteten bereits lokale Helfer:innen und Regierungsvertreter.
Für Feng Holiday bleibt die Erfahrung ein einschneidendes Erlebnis: "Wir müssen die Natur respektieren."
Der Blizzard war Teil einer extremen Wetterwoche in der gesamten Himalaya-Region. In Nepal und Nordostindien kamen laut Reuters durch Erdrutsche und Überschwemmungen mehr als 70 Menschen ums Leben. In Nepal starb zudem ein südkoreanischer Wanderer beim Aufstieg auf den 6476 Meter hohen Mera Peak.