Urlaub auf Teneriffa: Strand nach Sturm mit Fäkalien übersät
An der Küste von Garachico auf Teneriffa sieht es gerade etwas wild aus: Ein verschobener Gullydeckel, Toilettenpapier überall – was aussieht wie der Morgen nach einer sehr schlechten Strandparty, ist in Wirklichkeit die Folge des Sturmtiefs "Claudia" und eines schlechten Abwassersystems.
Schon lange kämpft Teneriffa mit einer überlasteten, maroden Kanalisation. Die Folgen reichen von verschmutzten Stränden bis zu monatelangen Sperrungen. Die Playa Jardín in Puerto de la Cruz war ein ganzes Jahr dicht, weil Abwasser im Meer landete.
Zwar ist der Strand wieder offen, aber die Arbeiten, um das Problem dauerhaft zu lösen, werden sich noch Jahre ziehen.
Unwetter bringt jahrzehntelanges Abwasser-Problem ans Licht
Jetzt hat es die Caleta de Interián in Garachico erwischt. Nach dem Unwetter lagen dort tonnenweise Müll und – kein Scherz – massenhaft Toilettenpapier. Der Wind hat es inzwischen getrocknet, es klebt wie traurige Deko an Felsen und Holzplanken. Und Garachico ist längst kein Einzelfall.
Auch im Süden der Insel, in Arona, fanden Anwohner:innen weiße Papierkugeln an der Küste, berichtet "Teneriffa News". Die Vermutung liegt nahe: Reste aus der Kanalisation, die es durch überlaufende Kanäle direkt in den Atlantik geschafft haben. Die Kombination aus Starkregen, alten Rohren und fehlender Infrastruktur ist eine Mischung, die niemand bestellt hat, aber alle jetzt ausbaden müssen.
Und die Dimension ist größer, als viele ahnen: 403 Einleitungsstellen gibt es auf den Kanaren, 180 allein auf Teneriffa. Mehr als die Hälfte davon ist illegal. Lange wurde das hingenommen – doch seit der Schließung der Playa Jardín wächst der Druck. Plötzlich geht es nicht mehr nur um Geld, sondern auch um Gesundheit.
Teneriffa: Kontrollen, fehlende Daten und keine Lösung in Sicht
Das Gesundheitsamt überwacht zwar die Wasserqualität, verweist aber auf die Verantwortung der Gemeinden. In Garachico werden regulär zweimal im Monat Proben genommen – rund um das Unwetter allerdings nicht. Unklar ist daher, ob der Atlantik zu diesem Zeitpunkt besonders stark verschmutzt war.
Die Kanalisation müsste dringend so umgebaut werden, dass Regen- und Abwasser getrennt fließen. Aus dem Rathaus heißt es, das sei "eine große Aufgabe, die mit der Zeit erledigt werden müsse". Klingt nach: irgendwann, vielleicht, wer weiß.
Immerhin soll bis Ende des Jahres ein Filter installiert werden, der Papier und Feuchttücher einfängt. Am nächsten überfluteten Strand spart das immerhin den Anblick von Toilettenpapier-Luftschlangen. Die Abwassereinleitungen selbst wird es aber vorerst weitergeben – und damit auch die Sorge, was wirklich in den Wellen schwimmt.
