Urlaub in Indonesien: Bali will Bau neuer Hotels und Restaurants auf Reisfeldern stoppen
Die meisten Bilder aus Bali, die auf Social Media kursieren, sind für viele einfach nur traumhaft: üppige Regenwälder, saftig grüne Reisterrassen und lange Sandstrände unter sonnigem Himmel. Das sind geradezu paradiesische Zustände.
Vor rund einer Woche war die Situation auf der beliebten Urlaubsinsel aber alles andere als paradiesisch. Infolge heftiger Regenfälle kam es zu massiven Überschwemmungen. Straßen standen unter Wasser, Autos wurden weggespült, Menschen mussten mancherorts mit Booten evakuiert werden; zwischenzeitlich wurde deswegen sogar der Notstand ausgerufen.
Mittlerweile hat sich die Lage zwar wieder beruhigt, doch die Bilanz ist schrecklich: Laut "Bali Sun" kamen mindestens 18 Menschen in den Fluten ums Leben; vier werden weiterhin vermisst (Stand: 18. September). Die Aufräumarbeiten sind indes schon angelaufen. Wohltätigkeitsorganisationen und lokale Unternehmen haben angekündigt, von den Überschwemmungen betroffene Hausbesitzer:innen beim Wiederaufbau zu unterstützen.
Ob und wie lange es dauern wird, bis die Menschen wieder in ihre Häuser zurückkehren können, ist noch nicht klar.
Bali: Umweltaktivisten sehen Schuld bei Massentourismus
Die Regierung hat aus den verheerenden Sturzfluten aber schon jetzt Konsequenzen gezogen: Künftig sollen keine neuen Hotels mehr auf gerodeten Reisfeldern oder landwirtschaftlichen Flächen gebaut werden. Das berichtet der britische "Guardian". "Ab diesem Jahr gibt es bereits eine Anweisung an alle Bezirksvorsteher und Bürgermeister auf ganz Bali", zitiert die Zeitung den Gouverneur von Bali, Wayan Koster.
In Zukunft dürfe kein "produktives Land" mehr in Gewerbeflächen umgewandelt werden. Genau das hatten Umweltaktivist:innen schon länger gefordert. Sie sehen in der Landumwandlung ein großes Risiko für Überschwemmungen und andere Naturkatastrophen.
Denn Grünflächen, insbesondere Reisfelder, wirken wie Schwämme. Werden sie versiegelt, kann der Boden kein Wasser mehr aufnehmen. Dementsprechend entstehen schneller Überschwemmungen, die nicht nur Gebäude und Straßen beschädigen, sondern im schlimmsten Fall auch Menschenleben kosten.
Verantwortlich für diese Entwicklung sehen Umweltschützer:innen vor allem den ausufernden Massentourismus. Laut der Aktivist:innen-Gruppe Walhi Bali sind in den drei Kern-Tourismus-Regionen Badung, Gianyar and Tabanan jährlich etwa drei bis sechs Prozent der landwirtschaftlichen Fläche in kommerzielle verwandelt worden.
"Es werden so viele Touristenunterkünfte gebaut. Unseren Aufzeichnungen zufolge werden dabei oft Küsten- und Flussgebiete verletzt und oft befinden sich diese Bauvorhaben in katastrophengefährdeten Gebieten", sagt Made Krisna Dinata, Geschäftsführer von Walhi Bali gegenüber dem TV-Sender ABC.
Hotel- und Restaurant-Verband reagiert verständnisvoll
Starke Regenfälle sind nicht ungewöhnlich auf Bali. Aufgrund der Klimakrise nimmt deren Intensität allerdings zu. Auch deswegen sieht Indonesiens Umweltminister Hanif Faisal Nurofiq in der neuen Verordnung einen wichtigen Schritt für die Insel. "Dies ist auch für den Tourismus auf Bali von entscheidender Bedeutung, da die jüngsten Überschwemmungen große Aufmerksamkeit erregt haben", sagte er laut "Guardian", vermutlich in Anspielung auf negative Schlagzeilen.
Das scheint auch Hotel- und Restaurant-Betreiber:innen bewusst zu sein. Ein Branchenverband aus der Region Badung teilte mit, dass man mit dem Bau-Moratorium einverstanden sei. "Es ist ein wichtiger Schritt, um das Gleichgewicht zwischen Entwicklung und Umweltschutz aufrechtzuerhalten", wird ein Sprecher von ABC zitiert.
Die Pause sei ein guter Zeitpunkt, um die aktuelle Lage zu bewerten und zukünftige Entwicklungen besser zu steuern. "Kurzfristig könnte das Moratorium den Bau neuer Hotels oder Villen einschränken, aber auf lange Sicht ist es sehr positiv für den Erhalt der Umweltqualitäten Balis", betont der Sprecher des Hotel- und Restaurant-Verbands.
Aktuell ist die indonesische Urlaubsinsel auf dem Weg einen Jahresrekord bezüglich ausländischer Besucher:innen zu knacken. Allein im Juli kamen laut ABC fast 700.000 Tourist:innen aus dem Ausland nach Bali.
Wie lange der Baustopp gelten wird, ist derzeit noch nicht klar. Laut ABC dürfen die Arbeiten an Projekten, die bereits eine Baugenehmigung erhalten haben, aber vorerst fortgeführt werden.