Die Lieblingsinsel der Deutschen ist nicht arm an unappetitlichen Geschichten. Sowohl am Ballermann als auch in Magaluf, wo die englischen Mallorca-Urlauber:innen ihre Partys feiern, treffen trinkfreudige junge Menschen in Scharen aufeinander. Weil viele von den Millionen Mallorca-Urlauber:innen für einen kurzen Wochenend-Exzess anreisen, hat die Insel einen fragwürdigen Ruf weg.
Dabei landet ein Großteil der Besucher:innen jedoch nicht im Bierkönig, dem Oberbayer oder sonst wo an der Schinkenstraße. Hunderttausende Deutsche wissen die Baleareninsel für verschlafene Fischerdörfer, außergewöhnliche Wander- und Fahrradtouren und goldgelbe Sandstrände zu schätzen. Genau dort haben sich Behörden im beliebten Badeort Port de Sóller einen ekelhaften Fauxpas geleistet.
Rund 20 Hotels, 60 Restaurants und Bars und hunderte Bootsplätze scharen sich in der Stadt im Nordwesten der Insel um die beiden Strände Platja des Través und Platja den Repic. Entsprechend wichtig ist der Zustand des Badewassers vor der 3000-Einwohner-Gemeinde. Doch das Wasser in der geschützten Bucht war tagelang verunreinigt. Die Behörden wussten davon – informiert wurde die Öffentlichkeit jedoch nicht.
Bereits seit Längerem ranken sich Gerüchte um schmutziges Meerwasser vor der Küste von Port de Sóller, wie die "Mallorca Zeitung" schreibt. Die linke Oppositionspartei Més per Sóller hatte demnach seit Wochen auf die bedenklichen Zustände hingewiesen. Der Verdacht: Fäkalien im Meer.
Als letztlich Routineproben vorgenommen wurden, erwies sich der Verdacht als begründet. Am 30. Juli dokumentierten Wissenschaftler:innen "mit gesundheitsschädlichen Elementen" kontaminierte Wasserproben. Dabei überstiegen Schmutzindikatoren die zulässigen Schwellenwerte. Mitarbeiter der mallorquinischen Gesundheitsbehörde informierten daraufhin die Gemeindeverwaltung.
Allerdings badeten auch an zwei Folgetagen Tourist:innen und Mallorquiner:innen unbeeindruckt in der Naturbucht. Dabei setzten sich zahlreiche Menschen hygienisch bedenklichen Fäkalwassern aus.
Wie sich später herausstellte, hatte niemand die Bevölkerung informiert oder Badestellen gesperrt. Das geht aus einer Recherche des "Diario de Mallorca" hervor. Warum keine Hygienewarnung ausgegeben wurde, ist nicht bekannt. Zwei Tage nach der bedenklichen Probe wurden bei einer neuen Probe wieder Werte gemessen, die im gesetzlichen Rahmen der Zumutbarkeit liegen.
Urheber des unerfreulichen Phänomens sind dem Bericht zufolge Luxusyachten. Die Bucht von Sóller ist der einzig geschützte Naturhafen an der Westküste, daher lagen in den vergangenen Wochen immer mehr Privatboote vor Anker. Die bewohnbaren Boote scheiden ihre menschlichen Exkremente meist ungefiltert aus und sorgen so in großer Zahl nicht selten für Kontaminationen.