Für Arbeitskräfte scheint sich die Saisonarbeit nicht mehr zu lohnen – wegen hoher Lebenshaltungs- und Mietkosten. Zumal es schon eine Herausforderung ist, auf Mallorca eine überhaupt eine Wohnung zu finden. Ein Problem, das durch den Massentourismus selbst erst entstanden ist.
Nun scheint sich der Kreis wieder zu schließen: In der Tourismussaison fehlt es an Personal. Verschärft wird die Situation noch durch die Arbeitszeitverkürzung auf 37 Stunden.
Gegenüber der Nachrichtenagentur "Europa Press" bezeichneten Vertreter:innen aus verschiedenen Branchen wie dem Handel, dem Warenverkehr und dem Bauwesen die Lage teils als "alarmierend" und "äußerst kompliziert".
Zwar könne man demnach den Bedarf an Arbeitskräften nicht genau beziffern; sie warnen jedoch davor, dass sich die Engpässe hier allmählich zu einem Dauerzustand entwickeln könnten.
Im Warenverkehr etwa sei die Zahl der zur Verfügung stehenden Arbeitskräfte, dazu gehören zum Beispiel Berufskraftfahrer:innen und Lagerarbeiter:innen, in den vergangenen zehn Jahren "stetig gesunken". Das berichtet Jeroni Valcaneras, Vorsitzender des Transportsektors vom Verband der kleinen und mittleren Unternehmen Mallorcas Pimem und Präsident der Union der Selbständigen (UATAE).
Als Grund für den Mangel nennt Valcaneras Arbeitsbedingungen, niedrige Löhne und die Anforderungen an die berufliche Qualifikation. "Es gibt niemanden, der das machen will", fasst er zusammen.
Auch im Bauwesen fehlt es an Mitarbeitenden. Sandra Verger, Geschäftsführerin des Verbandes balearischer Bauunternehmer, erklärt den Schwund nicht nur mit den gestiegenen Lebenshaltungs- und Mietkosten. Es würden kaum junge Leute nachkommen, sagt sie.
Im Einzelhandel erklärt man sich die prekäre Situation ähnlich. Afedeco-Präsidentin Joana Manresa verweist einmal mehr auf die genannten gestiegenen Kosten; hinzu kommt, dass auch der Handel Nachwuchsprobleme hat. Für junge Leute seien sie nicht mehr so attraktiv. "Sie fangen im Handel an, dann wird ihnen im Hotel- und Gaststättengewerbe mehr Geld geboten oder sie gehen in die Supermärkte", berichtet Manresa.
Das Gastgewerbe ist eines der wenigen Branchen, die keine Probleme hat, Arbeitskräfte zu finden. Der Präsident des Gastronomieverbands CAEB, Juan Miguel Ferrer, erklärt sich das laut "Europa Press" eben auch mit einer guten Bezahlung.
In den Gehältern scheint also auch die Lösung des Problems zu liegen. Dabei zitiert er den ehemaligen Präsidenten der USA, Joe Biden mit den Worten: "Pay them more." (deutsch: "Zahlt ihnen mehr").
Als ein allgemeines Problem sieht Ferrer den Arbeitskräftemangel jedoch nicht. Es sei auf bestimmte Branchen in der Touristensaison begrenzt.