Mit Ryanair zu fliegen, ist ein bisschen wie bei McDonald's essen oder Pornos schauen – alle machen es, niemand ist stolz drauf. Die oft günstigen Preise sind einfach zu verlockend, außerdem fliegt Ryanair viele Ziele auf der ganzen Welt an.
Dass die größte Airline Europas auch die umweltschädlichste auf dem ganzen Kontinent ist, diesen Fakt dürften viele Passagier:innen versuchen, auszublenden.
Manche haben ihr schlechtes Gewissen womöglich mit der beim Buchen angebotenen Option auf einen CO2-Ausgleich beruhigt. Für ein paar Euro mehr konnte so ein Teil der durch die Reise verursachten Emissionen kompensiert werden. Das Geld floss in Umweltprojekte, so das Versprechen.
Auf viel Gegenliebe stieß das Angebot allerdings nicht: Ryanair hat es darum inzwischen still und heimlich eingestellt. Und ein anderes Klimaschutz-Tool gleich mit.
Seit der vergangenen Woche haben Kund:innen bei Buchungen über Ryanair nicht mehr die Möglichkeit, ihre Flugemissionen auszugleichen. Ebenfalls verschwunden: der sogenannte CO2-Rechner. Mit dem 2021 eingeführten Tool konnten sich Reisende ihre individuellen Emissionen pro Strecke ermitteln lassen, um diese dann nicht nur anteilig, sondern vollständig zu kompensieren.
Viel genutzt wurde all das aber offenbar nicht. "Es gab nur sehr wenig Interesse und eine geringe Resonanz bei den Passagieren", begründet die Airline den Schritt, berichtet die "taz".
Mit dem Geld waren unter anderem Wiederaufforstungsprojekte in der Algarve, energieeffiziente Kochherde in Uganda und ein Windkraftwerksprojekt im türkischen Balikesir finanziert worden.
Abgesehen von der bedenklichen Botschaft, die bei der Einstellung der Klimaschutzoptionen mitschwingt, wird Ryanair nicht müde zu betonen, dass das Unternehmen durchaus weiterhin Ambitionen auf dem Feld der Nachhaltigkeit habe.
Finanzchef Neil Sorahan spricht laut "Irishtimes.com" von "sehr aggressiven Zielen für den Zeitraum bis 2031", um die Emissionen zu senken. Der CO2-Ausstoß pro Passagier:in und Kilometer sei schon im vergangenen Jahr von 67 auf 66 Gramm gedrückt worden.
Sorahan verleitet das zu folgendem Schluss: "In absoluten Zahlen sind die Emissionen zwar gestiegen, aber pro Passagier gesunken. Ich denke, das ist die wichtigste Zahl."
Unterm Strich steht aber: Weil Ryanair 2024 so viele Passagier:innen befördert hat wie noch nie – erstmals hat die Airline die Grenze von 200 Millionen Fluggästen gerissen –, sind die Emissionszahlen des Unternehmens weiter angewachsen. Laut der europäischen Organisation für nachhaltiges Reisen ist Ryanair die Fluggesellschaft mit dem höchsten CO2-Ausstoß Europas.
Ryanair wird immer wieder Greenwashing vorgeworfen, sogar die EU-Kommission schaltete sich darum bereits ein. 2024 gingen 210,4 Millionen Tonnen CO2 auf das Konto des gesamten europäischen Flugverkehrs.