Transparenzhinweis
Dieser Artikel wurde von unserer Redaktion erstellt und überprüft. Dabei kamen auch KI-Tools zum Einsatz. Mehr Infos zu unserem Umgang mit KI gibt es hier. Fragen oder Hinweise gerne an redaktion@watson.de.
Die letzten Arbeitstage vor dem Urlaub fühlen sich immer am längsten an. Aber wenn dann wirklich die allerletzte Mail beantwortet ist und man endlich den Heimweg antreten kann, ist erst mal durchatmen angesagt. Kein Termindruck, keine Verpflichtungen. Einfach nur Ruhe, Erholung und Sonne.
So sieht zumindest die Idealvorstellung vieler Menschen aus. Aber was, wenn man es nicht geschafft hat, alle Mails vor dem Urlaub zu beantworten? Was, wenn noch nicht alle Aufgaben abgearbeitet sind, die keinen Aufschub erlauben?
Offiziell dürfen Arbeitnehmer:innen im Urlaub nicht arbeiten. Im Paragraf 8 Bundesurlaubsgesetzes (ja, das gibt es wirklich) heißt es: "Während des Urlaubs darf der Arbeitnehmer keine dem Urlaubszweck widersprechende Erwerbstätigkeit leisten." Das bildet allerdings nicht immer die realen Gegebenheiten ab.
Das zeigt nun auch eine Umfrage der Markforschungsplattform Appinio im Auftrag der Job-Website Indeed. Für die Umfrage wurden zwischen 10. und 15. Juli jeweils 500 erwerbstätige Männer und Frauen im Alter von 18 bis 65 Jahren befragt. Über die Repräsentativität finden sich in der Mitteilung keine Angaben. Trotzdem dürften die Ergebnisse eine Tendenz zu den Verhältnissen auf dem Arbeitsmarkt in Deutschland offenbaren.
Über die Hälfte der Befragten gab etwa an, im Urlaub zu arbeiten. Knapp 20 Prozent würden regelmäßig beruflichen Aufgaben im Urlaub nachgehen, bei über einem Drittel sei das immerhin gelegentlich der Fall.
Vielleicht noch erschreckender: 71 Prozent der Befragten fühlten sich verpflichtet, während ihrer Urlaubstage erreichbar zu sein. Ganz freiwillig scheint sich dieses Pflichtgefühl aber nicht entwickelt zu haben.
In der gleichen Umfrage gab nämlich fast die Hälfte der befragten Arbeitnehmer:innen an, schon einmal während der Urlaubszeit zu beruflichen Themen kontaktiert worden zu sein. Ein Grund dafür geht offenbar auf ein strukturelles Problem zurück: Viele Arbeitstätige haben nämlich keine Urlaubsvertretung. Fast jeder Dritte gab deshalb an, auch während seiner Urlaubszeit erreichbar sein zu müssen.
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Bei 17 Prozent werde es von den Arbeitgebern sogar explizit erwartet. Das lässt sich eigentlich nicht mit dem erwähnten Paragrafen im Bundesurlaubsgesetz vereinbaren. Manche Berufstätigen werden ihr Diensthandy aber wohl trotzdem angeschaltet lassen, weil sie Angst haben, andernfalls ihren Job zu verlieren.
Manchen Menschen fällt es aber auch deshalb schwer, im Urlaub zu entspannen, weil sie auf dem Laufenden bleiben wollen. Das gaben in der Umfrage zumindest knapp 30 Prozent der Befragten an. Etwa 16 Prozent antworteten sogar, gerne im Urlaub zu arbeiten – davon wiederum zählten aber fast ein Drittel zu den Topverdiener:innen mit einem Monatsgehalt von mehr als 7000 Euro.
Nach Angaben des Job-Portals Indeed fühlen sich Arbeitnehmer:innen darüber hinaus wegen der angespannten wirtschaftlichen Lage stärker unter Druck gesetzt. Zudem empfinden viele Berufstätige die Vor- und Nachbereitung ihres Urlaubs als anstrengend: Fast drei Viertel gaben an, vor ihrem letzten Urlaub Überstunden geleistet zu haben, um "ihre Abwesenheit angemessen vorzubereiten".
Über 60 Prozent hatten während ihres Urlaubs keine oder nur eine unzureichende Vertretung. Bei einigen wird deshalb nach dem Urlaub wohl das E-Mail-Postfach aus allen Nähten geplatzt sein.
"Die angespannte Lage am Arbeitsmarkt spielt für viele Menschen längst nicht mehr nur im Berufsalltag eine Rolle, sondern wird auch in der Freizeit mitgedacht", erklärt Stefanie Bickert, Arbeitsmarkt-Expertin von Indeed. Dabei sei die Distanzierung von der Arbeit laut aktuellen Studien einer der förderlichsten Faktoren für Entspannung im Urlaub.
"In Zeiten von stetiger Erreichbarkeit, steigenden Burnout-Fällen und Fachkräftemangel in fast allen Branchen sollten Vorgesetzte also zweimal überlegen, ob sie ihre Angestellten während einer Abwesenheit kontaktieren", gibt die Expertin zu bedenken.
Ein gesunder Mitarbeiter sei sicherlich mehr wert als ein paar zusätzliche Arbeitsstunden, meint Bickert. Zumal das Arbeitsrecht klar auf der Seite des Beschäftigten stehe.