Strahlend weiß-blaue Häuser auf der griechischen Insel Santorini, der beeindruckende Felsvorsprung Trolltunga in Norwegen oder schwimmende Schweine auf den Bahamas – in den letzten Jahren haben sich immer mehr Reiseziele zu Instagram-Hotspots entwickelt.
Für die Einheimischen kann das Vorteile mit sich bringen: Immerhin geben viele Menschen im Urlaub gerne etwas mehr Geld aus und kurbeln dadurch womöglich die Wirtschaft vor Ort weiter an.
Gleichzeitig zeigen sich aber auch immer mehr negative Effekte. Denn viele dieser beliebten Reiseziele kämpfen inzwischen mit "Overtourism". Das heißt, die Massen an Tourist:innen, die jeden Tag anreisen, bringen für die Einheimischen weit mehr Probleme als Vorteile.
Auf den Kanarischen Inseln haben schon vor Monaten tausende Menschen gegen den ausufernden Massentourismus protestiert. Nun sorgt die Protestaktion einer Hausbesitzerin auf La Palma für Aufsehen, wie der "Spiegel" berichtet.
Dort ist 2021 der Vulkan Tajogaite ausgebrochen, was verheerende Folgen für die Bevölkerung hatte: Über 1300 Häuser, über 100 Kleinbetriebe und 16 Schulen seien zerstört worden. Ein Haus blieb aber wie durch ein Wunder stehen und ist bis heute nur zum Teil von Asche bedeckt.
Das blieb nicht lange unentdeckt und entwickelte sich schnell zu einem beliebten Instagram-Motiv für viele Tourist:innen. Die Besitzerin des Hauses, Amanda Melián, ist davon allerdings überhaupt nicht begeistert.
"Ich kann nicht hineingehen, ich warte seit Jahren auf Papiere und Genehmigungen, aber jedes Mal, wenn wir vorbeischauen, kommen Touristen und fotografieren das Haus", beschwerte sich Melián gegenüber der "Times".
Deshalb hat sie nun ihr Haus mit einer grünen Plastikplane verdeckt. So soll ihr einstiges Zuhause künftig als Motiv für Instagram unattraktiv werden.
Sie seien vergessen worden und der Rest der Welt fotografiere ihr Haus, kritisiert Melián. Es sei nicht fair, dass Menschen vom Schmerz anderer profitieren würden.
Ihre Frustration richtet sich aber nicht nur gegen ignorante Tourist:innen. Nach dem Vulkanausbruch musste Melián mit ihrem Mann und den beiden Kindern in Windeseile ihre Sachen packen und kam zunächst bei Verwandten unter.
Danach sind sie in ein Fertighaus gezogen, das ihnen die kanarische Regierung angeboten hat. In ihr ursprüngliches Haus konnten die Familie bis heute nicht zurückkehren.
Melián würde gerne die Asche beseitigen und prüfen, ob das Haus beispielsweise nach einer Sanierung wieder bewohnbar wäre. Bisher habe sie aber noch keine konkrete Antwort von den Behörden bekommen.