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Urlaub in Paris: Montmartre droht drastische Veränderung – Bewohner laufen Sturm

The Sacre Coeur basilica, in the Montmartre district, is seen from the Eiffel Tower, Sunday, April 14, 2024 in Paris. (AP Photo/Aurelien Morissard)
Der Montmartre in Paris zieht zahlreiche Tourist:innen an und besticht durch sein einzigartiges Flair.Bild: AP / Aurelien Morissard
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Paris: Beliebter Ort in Montmartre soll Luxus-Hotel weichen – Bewohner laufen Sturm

26.04.2024, 13:08
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Wer nach Paris reist und den Montmartre besucht, erlebt eine besondere Seite der Metropole. Der Hügel ist die höchste natürliche Erhebung der französischen Hauptstadt. Von Weitem ist die Basilika Sacré-Cœur zu sehen, die zahlreiche Tourist:innen anlockt. Auf den Hügel führen Treppen und eine Standseilbahn, der Funiculaire de Montmartre.

Doch so idyllisch der Ort auch ist, ereignet sich derzeit ein Drama auf dem Montmartre. Denn der dortige Boule-Klub ist ein Symbol der Gemeinschaft, bei Anwohner:innen sehr beliebt. Und der soll nun einem Luxushotel weichen. Das wollen die Boule-Spieler:innen nicht auf sich sitzen lassen und gehen auf die Barrikaden, riskieren hohe Strafen. Sie werfen der Stadt vor, die Seele von Paris an den Tourismus zu verkaufen.

Montmartre in Paris: Bewohner wehren sich gegen Pläne von Luxushotel

Der "Club Lepic Abbesses Pétanque", die Kugelspieler:innen des größten Pétanque-Klubs der Stadt, kämpfen verbissen für ihren Platz. Seit über einem halben Jahrhundert haben die Boule-Spieler:innen in der Avenue Junot acht Spielfelder und ein Klubhaus. Dort gehen sie ihrer Leidenschaft nach: Mit geschickten Würfen werfen sie ihre Stahlkugeln nach dem Zielbällchen. Gespielt wird etwa zu zweit, im Eins-gegen-eins, oder zu viert, zu sechst.

Der Clap-Klub ist für die Menschen nicht nur ein Ort des Sports, sondern auch des sozialen Austauschs – ein Ort, an dem Diversität und Gemeinschaft im Vordergrund stehen. Auch ist es der städtische Klub mit den meisten Frauen in den eigenen Reihen. 97 von 287 Mitgliedern sind weiblich. Zudem sind die Getränke günstig, jeder ist willkommen.

Doch die Gemeinschaft ist bedroht, wie unter anderem die "Süddeutsche Zeitung" berichtet: Der Pariser Stadtrat hat demnach das Nutzungsrecht des Geländes an einen Luxushotelier vergeben. Der will den Platz in einen erweiterten Hotelgarten umwandeln. Seiner Luxus-Kundschaft möchte er damit etwa Pilates und Yoga im Grünen anbieten. Zwar sollen ein paar der Felder erhalten bleiben, doch nichts wäre mehr, wie es war. So jedenfalls sehen es die Boule-Spieler:innen. Für sie gleicht das Vorhaben einer Vertreibung aus ihrem langjährigen sozialen und klassenlosen Gefüge. Die Stadt verkaufe ein Stück Seele von Paris.

Boule-Klub soll Luxushotel weichen: Protest unter hohem Risiko

Entschlossen wehren sich die Mitglieder des Clap-Klubs und andere Menschen aus der Gegend deshalb gegen das Vorhaben. Sie besetzen den Platz, zelten unter den Bäumen. Ihnen drohen dafür Strafen von 500 Euro. Doch ihr Ziel ist klar: Die Erhaltung ihres geliebten Klubs und die Bewahrung der kulturellen Vielfalt von Montmartre.

Es ist nicht das erste Mal, dass die Boule-Spieler:innen für ihren Park kämpfen. Bereits in den Achtzigerjahren konnten sie erfolgreich gegen die Errichtung eines Parkhauses protestieren. Doch diesmal gestaltet sich der Kampf schwieriger, da rechtliche Grundlagen unklar sind und alle Berufungen gescheitert sind.

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Die "Clapisten" erhalten breite Unterstützung, nicht zuletzt von bekannten Persönlichkeiten wie dem ehemaligen Tennisstar Yannick Noah oder dem Schauspieler Pierre Richard. Beide setzen sich aktiv für den Erhalt des Klubs ein. Die Medien berichten täglich über das Drama, auch international. Denn das Vorhaben bewegt die Herzen der Pariser:innen.

Der Konflikt um den Boule-Klub am Montmartre steht exemplarisch für die Frage, wie Paris sich weiterentwickeln soll: als lebendige, vielfältige Metropole oder als bloße Touristenattraktion.

Alkohol, Pillen, Glücksspiel: Wo Kinder suchtkranker Eltern Hilfe finden

"Das ist ein Leidensdruck, der sich oft jahrelang potenziert", sagt Mia Marianne Drost. Sie arbeitet bei dem Verein Nacoa Deutschland, der sich für Kinder aus suchtbelasteten Familien starkmacht. Nacoa ist eine Anlaufstelle, bei der Kinder Hilfe finden. Und nicht nur, wenn sie nach dem Gesetz als Kinder gelten, sondern auch erwachsene Kinder, wie Mia sie nennt.

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