Tourismus ist für die Menschen vor Ort per se ein zweischneidiges Schwert. Mit den Reisenden kommen zwar Geld, Öffentlichkeit und Investitionen in Infrastruktur in die Region, gleichzeitig steigt aber auch das Verkehrsaufkommen, der Müll nimmt zu und das Leben für Einheimische wird teurer.
Neben erhöhten Mieten ist Verdrängung ein großes Problem. Treiber dieser Entwicklung sind Portale wie Airbnb und booking.com. Durch sie ist das Betreiben von Ferienwohnungen dermaßen lukrativ geworden, dass viele Vermieter:innen Wohnraum zugunsten von Urlaubsunterkünften opfern.
Wie immer sind es vor allem einkommensschwache Menschen, die darunter leiden. Eine Reportage zeigt nun, wie schlimm die Zustände auch auf Mallorca sind. Auf der erklärten Lieblingsinsel der Deutschen nimmt die Wohnungsnot seit Jahren dramatisch zu. Schuld ist auch der Tourismus.
Aus dem Bericht, den die Lokalzeitung "Ultima Hora" am Sonntag veröffentlicht hat, geht hervor, dass Menschen rund um die Playa de Palma und den beliebten Badeort El Arenal inzwischen in Kellern, Parkhäusern und Abstellkammern hausen müssen.
Und obwohl die "Wohnungen" in denkbar schlechtem Zustand sind – kaum belüftet, ohne Tageslicht, voller Schimmel – müssen sie dem Bericht zufolge bis zu 2500 Euro dafür zahlen. "Es gibt richtige Keller mit kleinen Fenstern zum Bürgersteig hin für 650 Euro, aber es gibt auch welche für 2500 Euro, die sich eine ganze Reihe von Einwanderern teilen", wird "Ultima Hora" von "Mallorca Magazin" zitiert.
Es sollen vor allem Mitarbeiter:innen aus dem Tourismussektor sein, die die unterirdischen Zimmer bewohnen. Neben Personal aus den umliegenden Hotels, das trotz geregelten Einkommens auf dem Wohnungsmarkt auf Mallorca keinen Anschluss findet, berichtet "Ultima Hora" auch von vielen alleinerziehenden Eltern mit Kindern sowie von illegalen Einwanderern, die hier Unterschlupf finden.
Zu Wort kommt unter anderem das Zimmermädchen Érika, die in einer der unterirdischen Wohnungen mit ihrer 11-jährigen Tochter lebt. Sie arbeitet in einem Fünf-Sterne-Hotel in der Gegend und zahlt 650 Euro für eine Zweizimmerwohnung.
In die Decke des Zimmers ihrer Tochter ist ein kleines Fenster eingelassen, durch das man die Füße der Fußgänger sehen kann, die auf dem Boden darüber gehen. An den Wänden sind schwarze feuchte Flecken voller Schimmel.
Auch ein Nachbar wird zitiert, unter dessen Wohnung zehn Einwanderer afrikanischer Herkunft leben. Im Keller des Gebäudes gäbe es drei Lagerräume, die zu Zimmern umgebaut wurden. Er sieht die Schuld für die Misere nicht bei den Wohnungssuchenden, sondern bei den Vermieter:innen.
"Es ist die Schuld der Vermieterin, die in derselben Straße wohnt. Und sie vermietet die Wohnung für 2500 Euro. Aber sie haben keinen Rauchabzug und mein Haus riecht nach Essen, auch wenn ich nicht gekocht habe", erzählt er.
Alain Carbonell, der Vizepräsident der Anwohnervereinigung von El Arenal, prangert an, dass "in El Arenal ganze Gebäude für illegale Touristenwohnungen auf Airbnb vermietet werden, sodass viele Wohnungen für Arbeiter verloren gehen".
Die Situation ist kein Einzelfall, auch an anderen Orten auf Mallorca ist die Lage prekär. Unter anderem auch an der Plaça Gomila in Palma de Mallorca sollen in der Vergangenheit illegal Kellerräume vermietet worden sein.