Rund 800.000 Wohnungen fehlen in Deutschland. Das waren 100.000 mehr als noch im Vorjahr, wie das Verbändebündnis Wohnungsbau bereits Anfang 2024 mitteilte. Es seien Investitionen in Milliardenhöhe nötig, hieß es damals.
Die Ampel-Koalition hatte sich zum Start der Legislaturperiode eigentlich vorgenommen, jedes Jahr 400.000 neue Wohnung zu bauen. Dieses Ziel hat sie während der Regierungszeit in keinem Jahr erreicht.
Wer selbst einmal auf Wohnungssuche war, bekommt schnell zu spüren, wie angespannt der Wohnungsmarkt ist. Häufig sind Inserate auf Online-Portalen nur wenige Minuten online, bevor sie die Vermieter:innen wieder deaktivieren.
Teils bekommen diese mehrere Hundert Anfragen, aus denen sie auswählen müssen. Als suchende Person hagelt es mitunter Absagen oder man bekommt erst gar keine Antwort. Worauf die Vermieter:innen (abseits des Gehaltszettels) achten, ist meist unklar.
Dem "Spiegel" hat nun ein Vermieter aber einige Einblicke gewährt, worauf er bei der Auswahl von potenziellen Mieter:innen achtet. Der Mann, der anonym bleiben will, vermietet seit 30 Jahren mehrere Dutzend Immobilien im Großraum Stuttgart. Und er hat eine sehr klare Vorstellung davon, wen er zu einem Besichtigungstermin einlädt.
In seiner Annonce für eine 125-Quadratmeter-Wohnung hat er beispielsweise geschrieben, dass sie nur für ein Paar und maximal ein Kind vorgesehen ist. Die Bewerbung einer Familie mit fünf Kindern klickt er deshalb direkt weg. "Das geht gar nicht, manche Leute können einfach nicht lesen", zitiert ihn der "Spiegel".
Auch Bürgergeld-Empfänger:innen kämen für ihn als Mieter:innen nicht infrage. Damit habe er vor Jahren schlechte Erfahrungen gemacht. Er gibt auch zu, gut verdienende Ingenieure Flüchtlingen vorzuziehen. "Wer will denn nicht so wenig Aufwand mit Mietern wie möglich?", sagt er.
Von den insgesamt 137 Anfragen bleiben am Ende nur 7 Interessenten übrig, die für ihn als Mieter:innen infrage kommen. Eine davon ist eine Deutschkasachin, die mit ihrem russischen Mann von Amsterdam nach Deutschland ziehen will, schreibt der "Spiegel".
Die jesidische Familie mit den fünf Kindern, die für den Vermieter nicht infrage kam, ist derweil weiter auf Wohnungssuche. Sie leben zu siebt auf 55 Quadratmetern. Ihre Matratzen stehen in einer Ecke und werden nur nachts ausgelegt, weil sonst kein Platz in der Wohnung wäre.
Dabei hat der Familienvater eine Vollzeitstelle mit entfristetem Vertrag; das Anschreiben sei in perfektem Deutsch formuliert. "Weil wir Ausländer sind, will uns niemand", erklärt seine Tochter. Er selbst will das laut "Spiegel" nicht glauben, aber Erfolg hatte er immer noch nicht.
Und damit ist die Familie nicht allein. Laut Statistischem Bundesamt wohnten 2023 mehr als 9,5 Millionen Menschen hierzulande auf zu engem Raum, also mehr als jede:r Zehnte. Das ist besonders in Städten ein Problem. Dort hat jede:r Sechste kein eigenes Zimmer.
Angesichts der Tatsache, dass zudem immer mehr Sozialwohnungen aus der Förderung fallen und nicht vollständig durch neue ersetzt werden, scheinen die Aussichten für Wohnungssuchende also alles andere als rosig.