
Wo sind denn alle hin?Bild: AP / Salvatore Cavalli
Urlaub & Freizeit
Während Italiens Strände sich leeren, stürmen Urlauber:innen die Berge. Der Sommer 2025 zeigt: Das klassische Ferienmodell wankt. Hitze, Preise und ein neues Naturbewusstsein treiben den Wandel voran.
06.08.2025, 11:4506.08.2025, 11:45
Früher fuhren sie der Sonne hinterher, heute fahren sie dem Schatten entgegen. Wo einst der Kampf um den besten Platz unter dem Sonnenschirm tobte, reicht inzwischen ein Handtuch für vier. Der Sommer hat ein neues Ziel und das liegt deutlich über dem Meeresspiegel.
Denn wer in diesem Sommer Urlaub macht, riecht nicht mehr nach Kokosöl, sondern nach Funktionsfaser. Italien erlebt den Wandel seines Tourismus in Echtzeit: Die Küsten dünnen aus, die Berge blühen auf. Eine neue Reiselust erklimmt alte Höhen.
Urlaub in Italien: Alle in den Dolomiten
Die Zahlen sprechen für sich: Im Juli ist die Zahl der Strandurlauber:innen gegenüber dem Vergleichszeitraum 2024 um 15 Prozent gesunken. Zwar füllen sich die Strände an Wochenenden, doch unter der Woche bleibt es in vielen Küstenorten auffällig leer. Die Dolomiten dagegen: voll. Wanderwege überfüllt, Seilbahnen mit Wartezeiten, Gipfel belagert.
Der klassische Strandurlaub hat offenbar ausgedient. Touristiker:innen sprechen von einer "Krise des klassischen Urlaubsmodells", berichtet die APA. Statt stundenlangem Sonnenbaden wünschen sich viele Reisende kühlere, aktivere Ferien.
Walter De Cassan, Präsident des Hotelierverbands von Belluno, berichtet, der Tourismus in den Dolomiten boome – mit vielen italienischen Gästen, aber auch einer wachsenden Zahl aus den USA, China, Südkorea, Japan, Thailand und Kanada.
Auch die Pandemie hat offenbar die Reisegewohnheiten verändert. De Cassan bemerkt, man habe die Berge neu entdeckt. Es gehe nun darum, Neues zu erleben, zu wandern, durchzuatmen. Das stille, bewegungslose Sonnenbad verliert seinen Reiz.
Urlaub in Italien: Südtirol wird überlaufen
Doch wo viele sich wohlfühlen, wird es für einige zu viel. In Südtirol bildeten sich zuletzt kilometerlange Schlangen an der Seilbahn zur Seceda, einem beliebten Dolomitengipfel, berichtet die APA. Auch am Pragser Wildsee und den Drei Zinnen wurde der Ansturm so groß, dass Maßnahmen zur Lenkung von Besucher:innen nötig wurden. De Cassan bittet darum, auch die weniger bekannten Bergorte zwecks Entlastung zu frequentieren.
Am Meer dagegen wächst die Unruhe. Laut dem Verband der Strandbad-Betreiber SIB ist der Rückgang nicht überall gleich, aber flächendeckend spürbar. In der Emilia Romagna etwa lag das Minus bei bis zu 25 Prozent.
"Wir haben einen Rückgang der italienischen und deutschsprachigen Gäste festgestellt", berichtet SIB-Präsident Antonio Capacchione. Schuld seien auch die gestiegenen Preise. Ein Tag im Strandbad oder Schwimmbad koste im Schnitt 32,7 Prozent mehr als noch 2019. Allein in diesem Jahr seien die Preise für Schirm und Liege um weitere fünf Prozent gestiegen.
Selbst in der Toskana fehlen Urlauber
In Viareggio, einem der traditionsreichsten Badeorte an der toskanischen Küste, bestätigt sich das Bild. "Der Juni lief gut, auf dem Niveau des Vorjahres. Im Juli hingegen war der Rückgang deutlich spürbar, selbst in toskanischen Urlaubsorten, die normalerweise über eine gute Stammkundschaft aus der Region verfügen", sagt David Parenti, Betreiber des Strandbads Ernesta.
Ganz gleich, ob man ans Meer oder in die Berge will – billig ist es selten. Laut Codacons sind die Ausgaben für Reisen, Verpflegung und Freizeitaktivitäten rund 30 Prozent höher als im Sommer 2019.
Besonders drastisch: Inlandsflüge kosten inzwischen 81,5 Prozent mehr als damals. Auch internationale Flüge, Zugtickets und selbst Parkgebühren haben kräftig angezogen. Die Folge: Immer mehr Menschen bleiben zu Hause.
Einmal hoch ins Nachbarland: Wer mit dem Auto nach Dänemark fährt, sollte diese Gesetze kennen, um Strafen zu vermeiden.
Vor allem für Norddeutsche ist eine Fahrt nach Dänemark nur ein Katzensprung und mit dem Auto geht es besonders schnell. Die Verkehrsregeln unterscheiden sich nicht allzu sehr von denen in Deutschland. Wo du trotzdem besonders aufmerksam sein musst, erfährst du bei
watson.