Sexuelle Gesundheit war lange Zeit ein Tabuthema. Und auch noch heute verschweigen viele Menschen Probleme, wie etwa Libidoverlust. Dabei hat unsere Sexualität große Auswirkungen über das Schlafzimmer hinaus.
Laut der Weltgesundheitsorganisation ist sexuelle Gesundheit "von grundlegender Bedeutung für die allgemeine Gesundheit und das Wohlbefinden von Einzelpersonen, Paaren und Familien sowie für die soziale und wirtschaftliche Entwicklung von Gemeinschaften und Ländern."
In der Reisebranche hat man das offenbar erkannt und setzt vermehrt auf "Sexual Wellness"-Retreats. Das Reisemagazin "Condé Nast Traveler" hat das gar zu einem der Reisetrends dieses Jahres erklärt. Der weltweite Markt für solche Urlaube werde demnach bis 2028 einen Wert von 55 Milliarden Dollar erreichen.
Doch was steckt hinter "Sexual Wellness"? Wir sorgen für Aufklärung.
Wörtlich übersetzt bedeutet "Sexual Wellness" so viel wie sexuelles Wohlbefinden. Dabei gehe es um einen ganzheitlichen Ansatz der sexuellen Gesundheit, wie die Sexualberaterin Regina Heckert in einem Gastbeitrag des "Focus" schreibt.
"Es soll eine positive, erfüllende und gesunde Beziehung zur eigenen Sexualität gepflegt werden. Dazu gehören Selbstliebe, Körperbewusstsein, Kommunikation und sexuelle Bildung als auch zwischenmenschliche Beziehungen und Intimität", schreibt Heckert.
Die Psychosexologin Karen Gurney erhofft sich, dass Sexualität mit dem Trend aus der Schmuddelecke kommt. "Uns wird die Vorstellung verkauft, dass Sex – ob alleine oder in der Partnerschaft – nur ein frivoles Vergnügen ist, bei dem wir unseren Körper benutzen", sagt sie gegenüber "Condé Nast Traveler". Daher bemühten sich Menschen bei ihrem Sexleben nicht so sehr, wie sie es etwa bei Arbeit, Ernährung oder Sport tun würde.
Die "Sexual Wellness"-Reiseangebote sind vielfältig. Laut Sexualberaterin Heckert reichen sie von "'Self-Love-Kits' mit sinnlichen Pflegeprodukten und erotischen Accessoires bis hin zu Workshops, die Paaren helfen, ihre Intimität und Kommunikation zu verbessern". Solche Paarseminare böten die Gelegenheit, erlernte Methoden hinterher im privaten Rückzugsort anzuwenden.
Ein solcher Retreat muss aber nicht zwangsläufig als Paar angegangen werden. Auch Singles können mithilfe von Intimcoaches ihren Körper besser kennenlernen und sollen so nachhaltig ihr Wohlbefinden verbessern.
Laut "Travelbook" richten sich viele Angebote explizit an ein Geschlecht. Die Retreats adressierten demnach häufig Männer, die Schwierigkeiten bei der Partner:innensuche hätten oder spezielle Sextechniken wie Tantra oder BDSM erlernen wollten. Bei "Sexual Wellness"-Angeboten für Frauen stände häufig die Überwindung von Scham und der Gewinn von mehr Selbstvertrauen im Vordergrund.