
So schön das Wetter auch ist – in vielen Mittelmeerländern gilt eine Maskenpflicht im gesamten öffentlichen Raum. (Symbolbild)Bild: iStockphoto / Olezzo
watson antwortet
In Deutschland purzelt die Inzidenzzahl derzeit auf unter 50 und das gibt Hoffnung auf weitere Lockerungen der Corona-Regeln. Dennoch können viele Deutsche es kaum erwarten, endlich die Heimat zu verlassen, um sich woanders am Strand zu entspannen. Die beliebtesten Ziele für einen längeren Urlaub sind laut dem Deutschen Reiseverband dabei Spanien, Italien, Türkei, Österreich und Griechenland.
Alle diese fünf Reiseländer gelten laut dem Robert-Koch-Institut (RKI) noch als Covid19-Risikogebiete (mit regionalen Ausnahmen, wie Mallorca), die Türkei ist sogar als "Hochinzidenzgebiet" gelistet. Auch das Auswärtige Amt warnt weiterhin vor "nicht notwendigen, touristischen Reisen".
Was ein Epidemiologe zum Sommerurlaub sagt
Sollte man also lieber nicht in den Urlaub fahren? Watson sprach darüber mit Markus Scholz. Er ist Epidemiologe an der Universität Leipzig und sagt, es sei empfehlenswert, zumindest die Impfung abzuwarten. "Die Hygienestandards sind in den Ländern unterschiedlich ausgeprägt. So setzen beispielsweise nur wenige Länder so intensiv auf Schnelltests wie wir aktuell in Deutschland, sodass die Gefahr einer Ansteckung im Urlaub von der dortigen Pandemielage abhängt", so der Wissenschaftler.
"Früher oder später wird ohnehin jeder mit dem Virus in Kontakt kommen."
Epidemiologe Markus Scholz
Er vermutet aber, dass alle Impfwilligen in zwei bis drei Monaten ein Impfangebot erhalten haben könnten. Dann sei das Verreisen "weitgehend unkritisch bezüglich der Pandemieentwicklung in Deutschland." Allerdings mit einer Einschränkung: Kinder und Jugendliche werden noch nicht geimpft werden können, deshalb sei eine vierte Welle nach den Sommerferien "hauptsächlich getragen durch dieses Alterssegment vorstellbar". Angesichts noch offener Covid-19-Langzeitfolgen für die Kleinsten sei es daher jetzt umso wichtiger, dass "die Erwachsenen möglichst durchgeimpft sind", um Kinder durch Herdenimmunität zu schützen.
Ob man in ein Land mit 100-er, 50-er oder geringerer Inzidenz reist, würde ebenfalls keine Rolle mehr spielen, sofern man selbst geimpft und damit sicher vor schweren Erkrankungen sei. "Früher oder später wird ohnehin jeder mit dem Virus in Kontakt kommen", so Scholz abschließend.
Aber wie sehen die Inzidenzen in den beliebten Ländern momentan eigentlich aus? Und was bedeutet das für die Reisepläne der Touristen? Wo gelten jetzt Ausgangssperren und was muss bei der Einreise vorgelegt werden? Watson bietet einen Überblick.
Wichtig zu wissen: Die genannten 7-Tage-Inzidenzen sind aktuelle Angaben der John Hopkins University und bilden nur den Durchschnittswert des Landes ab. Jedoch können diese, wie in Deutschland auch, von Region zu Region enorm unterschiedlich sein und haben Auswirkungen auf die Corona-Bestimmungen. Es lohnt sich also, im Vorfeld noch einmal zu prüfen, wie die Regeln in der konkret anvisierten Urlaubsregion lauten.
Spanien
Der 7-Tage-Inzidenzwert liegt bei 68,9. Spanien gelang es, die landesweite Inzidenz durch strenge Lockdown-Maßnahmen herunterzufahren. Einzelne Regionen auf dem Festland, wie Andalusien, Katalonien und das Baskenland sind jedoch weiterhin stark von Corona betroffen.
Wer nach Spanien einreisen will, muss einen aktuellen (höchstens 72 Stunden alten), negativen PCR-Test vorweisen können. Ausgenommen sind Kinder unter sechs Jahren. Außerdem ist im Vorfeld ein Formular (Spain Travel Health) auszufüllen, das bei der Einreise kontrolliert wird. Zudem wird bei der Ankunft am Flughafen die Körpertemperatur der Reisenden gemessen. Vom 7. Juni an entfällt die Testpflicht für vollständig Geimpfte, diese müssen dann nur noch ihren Impfnachweis vorzeigen.

Markierte Strandabschnitte auf Teneriffa sollen den Touristen helfen, Abstand voneinander zu halten.Bild: www.imago-images.de / Foto: Frank Sorge
In einigen Regionen Spaniens gelten weiterhin nächtliche Ausgangsbeschränkungen, so zum Beispiel auf den Balearen (von 0 bis 6 Uhr morgens). In Madrid wurde die Ausgangssperre erst vor kurzem aufgehoben. Regional sind die Inzidenzen und damit verbundenen Corona-Regelungen allerdings sehr unterschiedlich, detailliertere Informationen dazu liefert das Auswärtige Amt.
Landesweit gilt eine Pflicht zum Tragen einer Mund- und Nasenbedeckung in der Öffentlichkeit. Verstöße können mit Bußgeldern von 100 Euro geahndet werden. Die Abstandsregeln von 1,5 Metern müssen sowohl im öffentlichen Raum als auch in Hotels und Restaurants zwischen mehreren Haushalten eingehalten werden, das gilt auch am Strand.
Auf den Balearen können sich zwei Haushalte mit maximal sechs Personen eine Ferienwohnung teilen und auch gemeinsam im Restaurant an einem Tisch sitzen. Die Gastronomie ist dort geöffnet, die Innenbereiche servieren jedoch nur bis 18 Uhr, die Außenbereiche dürfen bis 23 Uhr Getränke und Speisen anbieten.
Für Raucher gelten momentan besondere Beschränkungen: So darf eine Zigarette im Freien nur im Stehen und mit zwei Meter Abstand zu anderen geraucht werden – ein "Raucher-Spaziergang" ist demnach untersagt.
Zusammengefasst:
PCR-Testpflicht bei Einreise.
Maskenpflicht im Freien.
Ausgangssperre ab Mitternacht.
Italien
Der 7-Tage-Inzidenzwert liegt bei 41,1. Italien war von der Corona-Pandemie stark betroffen. Laut WHO verloren (im Verhältnis zur Bevölkerung) fast doppelt so viele Italiener ihr Leben durch das Virus wie in Deutschland. Auf eine Million Anwohner waren das 2100 italienische Todesopfer, in Deutschland liegt diese Zahl im Vergleich bei 1051.
Die Einreise nach Italien muss über ein Online-Formular angemeldet werden. Zusätzlich müssen alle Einreisenden über zwei Jahre einen PCR- oder Antigen-Test vorlegen, der nicht älter als 48 Stunden ist.

So gut sind die Strände in Neapel inzwischen wieder besucht (Aufnahme vom 23. Mai 2021).Bild: www.imago-images.de / R4924_italyphotopress
In Italien gilt der "gesundheitliche Notstand": Regionen werden in vier Risikolevel unterteilt (weiß, gelb, orange und rot), nach denen sich dann die jeweiligen Beschränkungen richten. Aktuell sind alle Regionen des Landes "gelb", damit gilt überall eine Ausgangssperre von 23 Uhr abends bis 5 Uhr morgens. Diese soll ab dem 7. Juni nach hinten versetzt werden und erst ab Mitternacht beginnen.
Reisen innerhalb des Landes können durch das Zonensystem erschwert werden. Wer eine Rundreise plant, sollte zur Sicherheit ein "certificato verde" (Grünes Zertifikat) beantragen, dass die Bewegung zwischen den Zonen uneingeschränkt erlaubt. Dieses Zertifikat wird an vollständig Geimpfte, Genesene und Getestete (maximal 48 alter Antigen- oder PCR-Test) ausgehändigt. Zertifikate anderer EU-Staaten sind dieser Bescheinigung gleichgestellt.
Im ganzen Land ist das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes im öffentlichen Raum Vorschrift. Nur Kinder unter sechs Jahren sind davon ausgenommen. Außerdem gelten Abstandregeln von mindestens einem Meter zwischen Personen – das gilt auch im Auto, sofern mehrere Haushalte befördert werden.
Restaurants und Bars sind prinzipiell geöffnet, es gelten jedoch strenge Hygiene- und Abstandsregeln. Italien plant für den Juni umfangreiche Lockerungsschritte, so soll zum Beispiel die Innengastronomie nach 18 Uhr wieder öffnen dürfen.
Zusammengefasst:
Testpflicht bei Einreise
(PCR oder Antigen).
Maskenpflicht im Freien.
Ausgangssperre ab 23 Uhr.
Türkei
Der 7-Tage-Inzidenzwert liegt bei 68. Die Türkei gilt im Gegensatz zu den meisten anderen Urlaubsländern am Mittelmeer immer noch als Hochinzidenzgebiet und hat am 17. Mai die Corona-Beschränkungen erneut verschärft.
Alle Flugreisenden über sechs Jahre müssen 72 Stunden vor der Reise ein elektronisches Formular des türkischen Gesundheitsministeriums ausfüllen. Die Kontrolle erfolgt bei Einreise. Danach wird den Reisenden ein Genehmigungscode ("HES-Code") zugewiesen. Zudem müssen Einreisende einen negativen PCR-Test vorlegen, der nicht älter als 72 Stunden sein darf. Bei der Ankunft in der Türkei wird auch noch einmal Fieber gemessen.
Der zugeteilte HES-Code ist im Anschluss erforderlich um sich in türkischen Hotels einbuchen oder Bahn- und Zugtickets kaufen zu können. Den öffentlichen Nahverkehr zu nutzen ist momentan allerdings nur Menschen zwischen 18 und 65 Jahren erlaubt.

Volle Straßen in Istanbul: Im gesamten öffentlichen Raum gilt in der Türkei die Maskenpflicht.Bild: www.imago-images.de / Onur Dogman
Im ganzen Land gilt noch bis zum 1. Juni eine nächtliche Ausgangssperre für die Bevölkerung, die an Wochenenden durchgängig ist. Touristen sind grundsätzlich von der Sperre ausgenommen, werden aber wenige touristische Angebote außerhalb ihrer Hotels nutzen können: Die Gastronomie ist weiterhin geschlossen, ebenso gilt im öffentlichen Raum überall eine Maskenpflicht, auch in Parks oder am Strand.
Zusammengefasst:
PCR-Testpflicht bei Einreise.
Maskenpflicht im Freien.
Keine Ausgangssperre für Touristen.
Österreich
Der 7-Tage-Inzidenzwert liegt bei 37. Österreich liegt damit sogar unter den deutschen Inzidenzwerten und hat im Zuge dessen schon an vielen Stellen des Lebens die Corona-Bestimmungen gelockert.

Die Gastronomie ist in Wien seit Mitte Mai wieder offen.Bild: www.imago-images.de / (c) Leopold Nekula/VIENNAERPORT
Alle Reisenden müssen sich im Vorfeld elektronisch registrieren und die Empfangsbestätigung bei der Einreise nach Österreich digital oder ausgedruckt vorweisen. Außerdem muss ein negatives PCR- oder Antigen-Test-Ergebnis vorgelegt werden, das nicht älter als 48 Stunden (Antigen) oder 72 Stunden (PCR) sein darf. Geimpfte und Genesene sind bei Nachweis der entsprechenden Unterlagen von der Testpflicht befreit.
Ähnlich wie in Deutschland ist der Besuch von Gaststätten mit einem gültigen, negativen Corona-Test wieder möglich. Auch Hotels dürfen wieder Touristen aufnehmen. Restaurants dürfen sowohl im Innen- als auch im Außenbereich bis 22 Uhr servieren, im Innenbereich dürfen jedoch maximal vier Erwachsene an einem Tisch sitzen (Kinder ausgenommen).
An öffentlichen Orten muss der Mindestabstand von zwei Metern zu anderen Personen eingehalten werden. In Geschäften, Supermärkten, öffentlichen Verkehrsmitteln und bei Veranstaltungen in geschlossenen Räumen herrscht eine FFP2-Maskenpflicht.
Zusammengefasst:
Testpflicht bei Einreise
(PCR oder Antigen).
FFP2-Pflicht in Innenräumen.
Keine Ausgangssperre.
Griechenland
Der 7-Tage-Inzidenzwert liegt bei 110. Aufgrund der im Vergleich zu vielen anderen europäischen Ländern außergewöhnlich hohen Infektionszahlen rät das Auswärtige Amt von Reisen nach Griechenland ab.
Wer nach Griechenland einreist, muss sich mindestens 24 Stunden zuvor über ein Online-Formular anmelden. Der im Anschluss zugesandte QR-Code muss bei der Einreise zusammen mit einem maximal 72 Stunden alten, negativen PCR-Test vorgezeigt werden. Nur Genesene und Geimpfte sind von der Testpflicht ausgenommen, sie benötigen aber einen Nachweis.
Die griechische Regierung stuft die Regionen des Landes in zwei Kategorien ein (A und B), die je nach Corona-Aufkommen mehr oder weniger strengen Beschränkungen unterliegen.

Museumsbesuche sind auch in Griechenland wieder möglich. Hier die Nationalgalerie von Athen.Bild: www.imago-images.de / Marios Lolos
Landesweit muss auch im Freien ein Mund-Nase-Schutz getragen werden, ausgenommen sind nur Kinder unter vier Jahren. Verstöße gegen die Maskenpflicht werden mit einem Bußgeld in Höhe von 300 Euro geahndet. Zusätzlich gilt eine nächtliche Ausgangssperre zwischen 0.30 Uhr und 5 Uhr – auch für Touristen.
Seit dem 15. Mai hat Griechenland vielerorts aber wieder vorsichtig gelockert: So dürfen Tavernen im Außenbereich, Hotelanlagen und Museen wieder unter Corona-Auflagen Besucher empfangen. Generell wird aber weiter streng auf Abstände geachtet (beispielsweise auch bei Strandliegen).
Zusammengefasst:
PCR-Testpflicht bei Einreise.
Maskenpflicht im Freien.
Ausgangssperre ab 0.30 Uhr.