Die Weihnachtsmarkt-Saison startet! Endlich quetschen sich wieder zahllose Menschen durch ein Buden-Labyrinth, trunken vor Glück und Glühwein. Für manche sind die Märkte eine Konsumschlacht mit Zimtgeschmack, für wenige Abgedrehte Teil ihrer kulturellen Identität, doch für die meisten sind sie schlicht etwas, um Zeit totzuschlagen und einen über den Durst zu trinken.
Aufgrund steigender Preise kann das Pegeltreiben via Glühwein sich schnell als teures Vergnügen entpuppen. Mancherorts kostet das Tässchen einiges, geschundene Finger vom Groschenzählen gibt's gratis dazu. Durchschnittlich sind die Preise zwar gestiegen, doch ein Markt in München toppt die Teuerungen mit Abstand.
In München kostet der Glühwein durchschnittlich fünf Euro plus weitere fünf Euro Pfand. Cleveres Geschäftsmodell, immerhin bringen viele ihre Tassen nicht zurück. Da diese aber im Großhandel günstiger sein dürften, könnte es mit jeder verschwundenen Tasse ein kleines Plus geben.
Die Fünf-Fünf-Formel gilt aber nicht für den Münchener Mittelaltermarkt. An einer größeren Schänke kostet der Bio-Glühwein mit Nibelungennamen "Drachenglut" sechs Euro, der alkoholfreie, weniger heroisch gelabelte "Bio Beerentraum" hingegen fünf. Böse Zungen würden hier von teurem Saft sprechen.
Ordentlich ins Geld geht der Bio-Met "Thors Hammer". Wohlfühlfusel für Mytholgienerds – mit (eventuell) kleinem Hang zum Nationalismus. Acht Euro müssen sie für den donnernden Honigwein zahlen. Doch das war es noch nicht. Für den Humpen, gefertigt nach, man kann es sich nicht ausdenken, "altgermanischem Vorbild" zahlen Kund:innen nochmal zehn Euro Pfand. Teuer, aber angeblich gerechtfertigt. Insgesamt müssen Kund:innen als für Glühwein im schlimmsten Fall 16 Euro hinlegen.
"Zehn Euro Pfand, das ist sehr hoch, das stimmt. Das tut uns auch leid. Aber die Becher sind handgefertigt, auf historisch fundierter Grundlage", sagt der Mittelaltermarkt-Veranstalter Diego Ertl zum Münchener "Merkur". "Teilweise mit handgeprägtem Stadtsiegel von 1268." Eigentlich seien die Becher viel mehr wert", betont Ertl.
Fürs Essen müssen die Mittelaltermarkt-Besucher:innen ebenfalls ordentlich zahlen. Die Zauberküche verlangt für alle Eintöpfe neun Euro, für die Schüssel werden nochmal fünf fällig. Für die Teller verlangt die Wurstbraterey ebenfalls fünf Euro.
Ja, so ein Weihnachtsmarktbesuch ist eine kostspielige Angelegenheit, aber der Mittelaltermarkt sticht besonders hervor. Ob das Setting verlockend genug ist, um über die Preise hinwegzusehen? Nun, das weiß wahrscheinlich nur der sprechende Kopf Mimir.