Scrollt man durch die sozialen Medien, bekommt man schnell das Gefühl: Aktivist:innen wie Luisa Neubauer oder Pauline Brünger von Fridays for Future, Carla Hinrichs von der Letzten Generation und zahlreiche weitere sind für die Weltrettung stets zu Diensten.
Tag und Nacht im Einsatz. Ohne Pause.
Und das, obwohl sie nebenbei oft noch studieren oder arbeiten.
Doch wie viel länger können die Aktivist:innen dieses Pensum noch durchhalten, ohne auszubrennen?
"Activist Burnout ist eine der größten Gefahren für die Klimabewegung", warnt die Klimapsychologin Janna Hoppmann auf Nachfrage von watson. "Wenn Aktivist:innen aufgrund von Burnout aus Bewegungen ausscheiden, entstehen Wissens- und Ressourcenlücken."
Ein Teufelskreis, sagt Hoppmman. Denn das führe zu weiterer Belastung und Überarbeitung von anderen Menschen in der Bewegung. Sie sagt:
Häufig wird ein Burnout vor allem mit Überarbeitung im Beruf verbunden. Doch auch das ehrenamtliche Engagement für die Klimakrise kann ausbrennen – und zum Burnout führen. Zum einen, weil das Engagement mit viel Stress und zeitlichem Aufwand verbunden ist. Zum anderen, weil Gefühle der Angst und Wut hochkommen und die Aktivist:innen ständig mit Rückschlägen konfrontiert sind.
Um den Stress zu senken und nicht in negativen Gedankenspiralen zu versinken, empfiehlt Hoppmann, dass Aktivist:innen im besten Fall frühzeitig damit beginnen sollten, sich mit der eigenen Selbstfürsorge zu beschäftigen. Wer sich umfassend engagiert und einen stressigen Alltag hat, müsse umso mehr auf einen Ausgleich achten. Sie sagt:
Denn je mehr Stress man habe, umso wichtiger sei auch der freizeitliche Ausgleich. Auch wenn es bislang kaum Studien zu ehrenamtlichen aktivistischen Tätigkeiten und der damit einhergehenden Belastung gebe: "Aktivistisches Engagement erfordert enorm viel psychische Ressourcen: Energie, Leidenschaft, Weitermachen nach Rückschlägen. Das Risiko des Ausbrennens ist immer gegeben", erläutert Hoppmann.
Um das zu verhindern, ist eine Eigenschaft besonders wichtig: die Resilienz, also eine psychische Widerstandskraft. "Aktiv-Werden ist ein durchaus konstruktiver Umgang mit eigenen unangenehmen Klimagefühlen", erklärt auch die Psychologin Lea Dohm von der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit (KLUG), gegenüber watson.
Doch anstatt zu fragen, wie lange die Klimaaktivist:innen das durchhalten können, sollte man viel eher fragen, wie man es mit dem Wissen um die desaströsen Folgen der Klimakrise dauerhaft schaffen könne, noch immer viel zu wenig zu tun.
Dohm zeigt sich allem voran besorgt, weil es bereits als erwiesen gilt, dass psychische Erkrankungen aufgrund der voranschreitenden Klimakrise "erheblich" in der Gesamtbevölkerung zunehmen werden. "Um unsere Gesundheit, insbesondere auch unsere psychische Gesundheit, ausreichend schützen zu können, brauchen wir dringend wirkungsvollen Klimaschutz."
Dohm ergänzt:
Insbesondere mit Blick auf Kinder und andere schutzbedürftige Menschen wünscht Dohm sich mehr politische Verantwortungsübernahme. Das wiederum würde auch dazu beitragen, um wieder mehr Vertrauen in die demokratischen Institutionen herzustellen und klimabesorgte Menschen zu entlasten.
"Es ist aus meiner Sicht schlimm, dass diese verzweifelten Formen des Klima-Aktivismus überhaupt nötig sind, und unsere Regierung es nicht schafft, sich im Einklang mit dem wissenschaftlichen Konsens an das Pariser Klimaschutzabkommen zu halten", sagt sie.
Knapp 60 Prozent der jungen Leute zwischen 16 und 25 Jahren machen sich große oder extreme Sorgen über die Klimakrise. 75 Prozent von ihnen stimmen zudem der Aussage zu, dass die Zukunft beängstigend sei. Das hat eine internationale wissenschaftliche Studie aus 2021 ergeben, bei der 10.000 Menschen aus zehn verschiedenen Ländern zu ihrer Klimaangst befragt wurden.
Das Ergebnis ist eindeutig: Psychische Belastungen und Ängste aufgrund der Klimakrise sind kein Problem einzelner, sondern betreffen eine ganze Generation.
Doch wie lässt sich das Risiko psychischer Erkrankungen senken?
"Sie [die Aktivist:innen] tun bereits sehr viel, denn die individuelle wie gemeinschaftliche Umsetzung von Klimaschutz bietet sehr viele Vorteile auch für unsere psychische Gesundheit", erklärt Lea Dohm. Durch einen entschleunigten Alltag etwa könne man den Stress senken.
Und durch das Verständnis füreinander in einer Gruppe mit gemeinsamen Werten könnten sich die Aktivist:innen miteinander verbunden und weniger einsam und verloren mit ihren Ängsten fühlen. Dohm ergänzt:
Die Klimapsychologin Janna Hoppmann empfiehlt zudem, als Engagierte:r unbedingt die eigene Selbstfürsorge, Selbstreflexion und Resilienz zu stärken. Aber sie betont auch: