Die Urlaubshochsaison neigt sich allmählich dem Ende zu, doch auch im September packen noch viele Menschen ihre Koffer, um dem Alltag zu entfliehen – zum Beispiel nach Frankreich. Besonders beliebt ist die Côte d’Azur mit ihren 150 Stränden und dem bergigen Hinterland.
Wie an vielen weiteren Urlaubsorten auch, macht sich die Klimakrise auch an der französischen Mittelmeerküste schwer bemerkbar: Hitzewellen, Dürren, Waldbrände. Haben Urlauber:innen hier noch eine gute Zeit?
"Diese Trockenheit ist die schlimmste, die in unserem Land jemals verzeichnet wurde", schrieb Premierministerin Élisabeth Borne in einer offiziellen Pressemitteilung der französischen Regierung über die Dürre, die das Land gerade erleidet. Es gilt die Alarmstufe Rot für "gravierende Trockenheit". Angesichts der Umstände wird die Bevölkerung zum Wassersparen aufgerufen.
Im Juni berichtete die "Tagesschau" darüber, dass das Autowaschen, Befüllen von Pools und Rasensprengen an der Côte d’Azur verboten sei, Brunnen wurden abgestellt. Das Dorf Villars-sur-Var im Norden von Nizza hat sogar das Zähneputzen und Trinken aus dem Wasserhahn verboten. Mehr als hundert Gemeinden sind bereits von der Wasserversorgung abgeschnitten, weil ihre Grundwasservorräte aufgebraucht sind. Was bedeutet das für Tourist:innen?
Wie die "Zeit" berichtet, ist von den beschlossenen Regeln zum Wassersparen für Reisende aber bislang nichts zu spüren. Vor Ort laufen demnach wie gewohnt die Duschen, Hotelpools sind gut gefüllt und Rasenflächen werden bewässert, damit sie grün bleiben. Das ist kein Wunder, denn die Gegend lebt vom Tourismus – und das soll so bleiben.
Die Regeln werden demnach schlicht ignoriert und von Behörden auch nicht überprüft. Gegenüber der "Zeit" erläutert Hydrologin Emma Haziza, dass Pools zu den größten Wasserschluckern der südfranzösischen Regionen zählen. Ihrer Einschätzung nach sind sie eine starke Belastung für den Wasserhaushalt in der Region.
Dass Tourist:innen auf ihre Kosten kommen, scheint in Südfrankreich demnach an erster Stelle zu stehen. Besonders nach den zwei Corona-Jahren will die Hotellerie diesen Sommer keine roten Zahlen schreiben. Während Flüsse und Seen also zunehmend austrocknen, bleiben die Swimmingpools in Hotelanlagen gut gefüllt.
Dass Urlauber:innen noch immer in Swimmingpools planschen können, dürfte für ihre Reise ein echtes Upgrade sein. Denn ein Sprung ins Mittelmeer bietet derzeit kaum Erfrischung – immerhin ist es dort stellenweise bis zu 30 Grad warm und damit drei bis sechs Grad zu heiß.
Meteorolog:innen der "ARD" befürchten angesichts der hohen Wassertemperaturen schwere Schauer und Gewitter. Denn bei hohen Ozeantemperaturen verdampfe mehr Wasser, was Schauer und Gewitter intensiviert.
Auf der Insel Korsika sind diese Befürchtungen bereits Realität geworden. Stürme mit Orkanböen und Regen haben die Insel und ihre Bewohner:innen schwer erschüttert.
In Teilen Frankreichs hat es binnen weniger Stunden sogar mehr geregnet als in den letzten sechs Monaten zusammen. Mehrere Menschen kamen durch den Sturm auf einem Campingplatz gar ums Leben.
Trotz der klimatischen Extreme freut sich Frankreichs Hotelbranche über ein gutes Sommergeschäft – das liegt daran, dass wieder mehr Tourist:innen aus dem Ausland kommen. Aber auch die Zimmerpreise sind in Frankreich massiv in die Höhe geschossen. Im landesweiten Durchschnitt sind Hotelzimmer momentan um 21,6 Prozent teurer als üblich, wie die Branchenorganisation MKG in Paris mitteilte.
Urlauber:innen müssen also tiefer in die Tasche greifen. Doch diese Entwicklung betrifft derzeit nahezu alle Reisegebiete innerhalb von Europa. Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern ist der Anstieg der Reisekosten in Frankreich sogar noch relativ niedrig, wie das "ZDF" ermittelt hat.
Einen kräftigen Zuwachs an Tourist:innen verbuchten dieses Jahr nicht nur klassische Touristenziele wie Paris und die Côte d'Azur, sondern auch der Norden und Osten Frankreichs. Dies hänge möglicherweise mit den Waldbränden im Süden sowie der andauernden Hitzewelle zusammen, teilte MKG mit.