Die Bilder aus Los Angeles gingen gestern um die Welt: Angetrieben durch starke Winde breiteten sich in und um die US-Metropole mehrere verheerende Brände aus. Auf Social Media wurden schockierende Videos geteilt, in denen sich Menschen teils bei ihrer Flucht filmten. Anwohner:innen mussten ihre Häuser zurücklassen, um sich zu retten.
Die Feuer sind weiterhin nicht unter Kontrolle und bedrohten zwischenzeitlich sogar das Zentrum Hollywoods. Die bisherige Bilanz ist erschütternd: Mehr als 130.000 Bewohner:innen mussten ihre Wohnungen und Häuser bereits verlassen. Tausende Einsatzkräfte kämpfen gegen das Inferno; fast 2000 Gebäude wurden zerstört.
Außerdem gibt es fünf Todesopfer zu beklagen. In Altadena kam unter anderem der 66-jährige Victor Shaw ums Leben, der sich nach Angaben seiner Schwester der Evakuierungsanordnung widersetzt hatte, um sein Haus vor den Flammen zu schützen.
"Als ich zurückging und seinen Namen rief, antwortete er nicht", berichtete Shari Shaw im Lokalsender KTLA. Sie habe sich dann selbst vor dem "Feuersturm" in Sicherheit gebracht. Shaws Leiche wurde später von einem Freund in der Einfahrt seines zerstörten Hauses gefunden – mit einem Gartenschlauch in der Hand.
Solche tragischen Geschichten verdeutlichen, welche extremen Ausmaße die aktuellen Feuer angenommen haben. Generell sind Brände in und um Los Angeles aber kein neues Phänomen; in den vergangenen Jahren hat ihre Zahl zugenommen. Die Frage, inwiefern das mit dem voranschreitenden Klimawandel zusammenhängt, wirkt fast schon redundant.
Watson hat dazu mit dem Wissenschaftler Christopher Reyer vom Potsdam-Institut für Klimafolgeforschung gesprochen. Und seine Antwort fällt eindeutig aus:
Traditionellerweise dauert die Dürrezeit in Kalifornien von Mai bis September, während Oktober bis April als die Regenzeit gilt. Doch im Süden Kaliforniens, wo Los Angeles liegt, hat es seit mindestens acht Monaten so gut wie gar nicht mehr geregnet. Bäume und Sträucher sind vertrocknet, brennen also leicht. Hinzu kommen die für die Saison typischen, kräftigen Santa-Ana-Winde, welche die Flammen schnell verbreiten.
Wenn nun aber der Klimawandel weiter voranschreitet und nicht nur die Zahl, sondern auch die Intensität solcher zerstörerischer Feuer zunimmt, werden manche Orte dann irgendwann einfach unbewohnbar? Eigentlich kennt man dieses Problem ja eher von einigen Inselgruppen, deren Existenz durch den Anstieg des Meeresspiegels gefährdet sind.
Klima-Experte Reyer erklärt dazu: "Das ist ebenfalls eine reale Auswirkung des Klimawandels. Schon jetzt sind einige Vororte und kleinere Städte und Dörfer in der Region in akut feuergefährdeten Gebieten".
Studien würden zeigen, dass in der Region in den kommenden 20 bis 30 Jahren die verbrannten Flächen weiter zunehmen werden. Dadurch werde eine Besiedlung unattraktiver, weil beispielsweise auch Versicherungsprämien höher ausfallen könnten.
Wenn man nun daran denkt, dass Donald Trump, der den menschengemachten Klimawandel mehr als einmal angezweifelt hat und gezielt auf fossile Energien setzen will, noch diesen Monat als US-Präsident vereidigt werden soll, machen sich viele Menschen Sorgen um ihre Zukunft.
"Trump hat klargemacht, dass ihm die Klimaschutzmaßnahmen der Biden Administration ein Dorn im Auge sind", sagt die Politikwissenschaftlerin Sonja Thielges gegenüber watson. "Er wird versuchen, so viel möglich davon rückgängig zu machen."
Thielges befürchtet, dass davon auch der Inflation Reduction Act betroffen sein könnte, der als wichtigstes Klimaschutz-Gesetz der USA gilt.
Und auch was den Katastrophenschutz angeht, zeigt sich die Politikwissenschaftlerin wenig optimistisch. Aktuell ist die Federal Emergency Management Agency (FEMA) zuständig für die Koordination und Unterstützung bei der Bewältigung von Naturkatastrophen, Notlagen und anderen Krisensituationen.
Thielges vermutet, dass Trump auch hier Mittel kürzen wird. Was sie aber noch viel problematischer findet:
Es ist also gut möglich, dass unter US-Präsident Trump die Mittel zur Bewältigung von Katastrophen verzögert oder gar nicht ausgeschüttet werden. Und dadurch, dass wohl die Zahl und Heftigkeit der klimawandelbedingten Naturkatastrophen immer weiter zunehmen wird, könnte das fatale Folgen haben.
Im schlimmsten Fall würden dadurch noch mehr Menschen ihr Zuhause, ihr Hab und Gut und auch ihr Leben verlieren.
Einziger Lichtblick: Es gibt einige Bundesstaaten, die weiterhin in den Klimaschutz investieren wollen. "Das Paradebeispiel ist Kalifornien. Dort gibt es schon ein eigenes Emissionshandelssystem, das den Energiesektor abdeckt", erklärt Thielges gegenüber watson. Außerdem gebe es strenge Vorgaben für Erneuerbare Energien und auch Fahrzeugemissionen würden kontrolliert werden.
Daran würden sich einige Staaten ein Beispiel nehmen; andere wie Texas würden hingegen "gar nichts" gegen den Klimawandel unternehmen. Am Ende spiele auch der Kongress eine wichtige Rolle. In den beiden Kammern haben aber aktuell die Republikaner die Mehrheit.
Und die meisten sind bekanntermaßen Donald Trump untergeben. Der hat nach Einschätzung von Thielges kein Interesse daran, mehr Maßnahmen gegen den Klimawandel zu ergreifen: "Weil am Ende sieht er kein Problem darin und wenn es kein Problem gibt, muss man sich auch nicht darauf vorbereiten."
(mit Material von dpa)