Was für zauberhafte Geschichten eine Volkszählung hervorbringen kann, zeigt sich schon im Alten Testament. "Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde", heißt es in der Bibel, also machten sich Josef und die hochschwangere Maria auf den Weg nach Betlehem, wo dann auch Jesus geboren werden sollte.
Wie praktisch es wäre, könnte man auch Jaguare postalisch darüber informieren, sie sollten sich bitte alle an ihrem Geburtsort versammeln, sodass man sie alsdann durchzählen und ihre Gesamtanzahl taxieren könnte. Geht nur leider nicht.
Also musste der mexikanische Zoologe Gerardo Ceballos mit einem Forschungsteam selbst losziehen. Zurück kam er mit einer frohen Botschaft.
Im Jahr 2010 führte Ceballos mit der Nationalen Allianz für Jaguarenschutz (ANCJ) die erste landesweite Zählung der Tiere durch. Die Ergebnisse überraschten: Statt der geschätzten 1000 Jaguare fanden sie 4100 quietschfidele Raubkatzen. "Es war eine großartige Überraschung, fantastische Neuigkeiten", sagt Ceballos dem "Guardian".
Nun gibt es erneut Grund zur Freude. Die jüngste Zählung aus dem Jahr 2024 ergab, dass die Population auf 5.326 Jaguare angewachsen ist – ein Anstieg von 30 Prozent. "Die Tatsache, dass es dem Land gelungen ist, die Population in den letzten 14 Jahren zu erhalten und zu steigern, ist außergewöhnlich", erklärt Ceballos. "Für mich sind das großartige Neuigkeiten für das Land. Mexiko und die Welt brauchen gute Nachrichten."
Ceballos nennt drei Faktoren, die dazu beigetragen haben: der Schutz natürlicher Lebensräume, die Reduzierung von Konflikten zwischen Viehzüchtern und Jaguaren sowie eine Öffentlichkeitskampagne, die den Jaguar ins Rampenlicht gerückt hat. "Früher war der Jaguar praktisch unbekannt", sagt Ceballos. "Heute ist er eine der bekanntesten Arten in Mexiko."
Doch die Herausforderungen bleiben. Abholzung und der Verlust von Lebensräumen setzen den Jaguaren weiterhin zu. Allein in den letzten sechs Jahren hat Mexiko 600.000 Hektar Wald und Dschungel verloren.
Weitere Bedrohungen sind der illegale Handel mit Jaguar-Körperteilen, der Bau neuer Straßen, die in die Territorien der Tiere eingreifen, und die anhaltenden Konflikte mit Viehzüchtern. Auch Krankheiten, die von Haustieren auf Jaguare übertragen werden, stellen eine Gefahr dar.
Ceballos betont, dass es mehr finanzielle Unterstützung von der Regierung, der Privatwirtschaft und Landbesitzern brauche, um die Lebensräume der Jaguare zu schützen.
Trotz alledem bleibt Ceballos optimistisch. Sein Ziel ist es, die Zeitspanne, in der der Jaguar nicht mehr als gefährdet gilt, von 25 auf 15 Jahre zu verkürzen. "Wir gewinnen eine Schlacht in einem Krieg, der gerade verloren geht. Aber es ist eine sehr wichtige Schlacht", sagt er. "Das gibt uns Hoffnung, dass wir mit den richtigen politischen Maßnahmen großartige Ergebnisse erzielen können."