Bis 2030 will Deutschland seine Ziele zum Klimaschutz erreichen. Nur der Umstieg auf Elektromobilität wird dabei nicht ausreichen, um den CO2-Ausstoß im Verkehr zu reduzieren. Daher ist es wichtig, besonders die mit fossilen Energien betriebenen Motoren umweltschonender zu gestalten. Dafür eignen sich biogene Kraftstoffe.
E5, E10, Super Plus und Dieselkraftstoff: Das sind die gängigen Sorten, die an den mehr als 14.000 Tankstellen in Deutschland verfügbar sind. Dieses Angebot soll ab April um eine klimafreundlichere Variante erweitert werden.
Der Dieselkraftstoff HVO soll schon bald an Tankstellen in Deutschland erhältlich sein, wie die "Welt" berichtet. Die Abkürzung HVO steht für "Hydrotreated Vegetable Oils". Auf Deutsch übersetzt bedeutet das "mit Wasserstoff behandelte Pflanzenöle". Der Treibstoff wird fossilfrei hergestellt und basiert auf Fetten aus Reststoffen sowie hydriertem Pflanzenöl, beispielsweise altem Frittenfett.
Die Pflanzenöle werden durch eine katalytische Reaktion mit Wasserstoff in Kohlenwasserstoffe umgewandelt. Dadurch passen sich die Öle in ihren Eigenschaften an fossile Kraftstoffe an. Dann gibt es zwei Möglichkeiten: Die hydrierten Pflanzenöle können mit dem Dieselkraftstoff gemischt werden oder in 100-prozentiger Reinform vertrieben werden. Das ist nach Angaben von ADAC bei dem neuen Brennstoff HVO 100 der Fall.
Die neue Dieselsorte verspricht eine deutliche Senkung der klimaschädlichen CO2-Emissionen aus dem Verkehr um bis zu 90 Prozent. Das geben die Tankstellenverbände an. Ohne Einschränkungen und Bedenken kann der HVO-Diesel in allen gängigen Dieselmotoren genutzt werden. Da die Cetanzahl bei mindestens 70 liegt, ist die Zündfähigkeit äußerst hoch. Dadurch verbrennen die Motoren energieeffizienter.
Nun bereiten sich mehrere mittelständische Tankstellenunternehmen darauf vor, den biogenen Dieselkraftstoff in das Sortiment aufzunehmen. "Wir prüfen, synthetische Kraftstoffe auf Biobasis wie hydrierte Pflanzenöle an die Zapfsäule zu bringen und haben ganz konkret etwas für dieses Jahr in der Pipeline", bestätigt der Esso-Vertriebsmanager Tim Paulsen gegenüber "Welt".
Ökologischer Diesel wird bereits in Skandinavien, in den Niederlanden, Italien oder Österreich angeboten.
Das Problem der Tankstellen: Um Platz für den neuen Kraftstoff zu schaffen, müssen sie sich von einer Spritsorte trennen. Möglicherweise könnten Super-Plus-Angebote wegfallen. Eine weitere Überlegung ist der Verzicht auf das Benzin E5. Das könnte ein großes Hindernis für die Autofahrer:innen darstellen, da nicht mehr alle Kraftstoffsorten an jeder Tankstelle verfügbar sind.
Zudem wird der Literpreis für den HVO-Diesel höher angesetzt werden. Expert:innen gehen von einem Aufschlag von bis zu 20 Cent aus.
Vor dem Startschuss für den Öko-Kraftstoff müssen zudem noch zwei Hürden überwunden werden. Zum einen muss der Bundesrat eine Verordnung beschließen, damit biogene HVO-Diesel vertrieben werden dürfen. Zum anderen muss die Bestandsschutz-Sortenregelung optimiert werden. Laut dieser dürfen bestimmte Benzinsorten nicht ohne Weiteres gestrichen werden.