In Indiens Bundesstaat Odisha verteidigen indigene Frauen ihre Heimat – mit Stift, Papier und einer klaren Botschaft, wie ihre Dörfer wieder aussehen sollen.
Was wie eine Schulübung klingt, ist in Wahrheit ein leiser Aufstand gegen Klimawandel und Behördenversagen. Die Frauen aus zehn Dörfern der Paraja- und Adivasi-Gemeinschaften haben sogenannte Dream Maps erstellt: bunte Karten ihrer Heimat, wie sie sie sich zurückwünschen – mit üppigen Wäldern, vollen Flüssen und genügend Nahrung für alle.
Die Karten zeigen nicht nur Träume, sondern auch knallharte Realität: Mithilfe einer lokalen NGO haben die Frauen den Zustand ihrer Dörfer und der gemeinsamen Ressourcen vermessen und dabei festgestellt, dass Wald- und Nutzflächen in manchen Orten um bis zu 25 Prozent geschrumpft sind. Regenfälle kommen später, die Ernten werden kleiner, Fischbestände gehen zurück.
"Wir wollen sicherstellen, dass unsere Kinder noch etwas davon haben", sagt Sunita Muduli aus dem Dorf Putpondi laut dem Newsportal "Euronews". Sie und ihre Mitstreiterinnen wollen die Karten nun bei den lokalen Behörden einreichen – als Grundlage für Anträge auf Fördergelder zur Wiederaufforstung und Ressourcensicherung.
Die Frauen schätzen, dass mindestens zwei Millionen Dollar (ca. 1,8 Millionen Euro) benötigt werden, um ihre Pläne umzusetzen. Eine stolze Summe in einer Region, die zu den ärmsten des Landes gehört. Trotzdem bleibt die Hoffnung: "Wir glauben, dass wir eine 50:50-Chance haben", sagt Sunita Muduli.
Indiens indigene Gemeinschaften leben seit Jahrhunderten im Einklang mit der Natur und von dem, was der Wald ihnen gibt. Doch das Klima wird unberechenbar, Regen bleibt aus, Hitzeperioden nehmen zu.
In Odisha, einem der ärmsten Bundesstaaten Indiens, ist die Lebensmittelproduktion in den letzten 50 Jahren um 40 Prozent eingebrochen.
"Das ist eine existenzielle Bedrohung", sagt Bidyut Mohanty von einer lokalen Hilfsorganisation gegenüber "Euronews". Und doch seien es ausgerechnet die Frauen dieser marginalisierten Gruppen, die "von vorne führen".
Purnima Sisa macht deutlich, was ihr an dem Projekt und ihrer Heimat liegt: "Der Wald ist unser Leben. Wir wurden hier geboren – und hier werden wir eines Tages sterben."