Eine Mehrheit der Menschen in Deutschland ist nach eigenen Angaben dazu bereit, für mehr Tierwohl höhere Preise für Fleisch zu zahlen.
Bei einer Umfrage des Instituts YouGov gaben dies 59 Prozent der Befragten an. 23 Prozent sagten, sie seien dazu nicht bereit. 17 Prozent machten keine Angabe.
75 Prozent derer, die bereit wären, mehr Geld für Fleisch zu bezahlen, sind Grünen-Wähler. Der größte Teil der Menschen, die keine höheren Preise zahlen wollen, sind aus dem Lager der AfD (41 Prozent).
Bundesagrarminister Cem Özdemir will 2023 neue, schwarzweiße Logos als verpflichtende Fleischkennzeichnung auf Verpackungen im Supermarkt einführen und so mehr Klarheit über die Bedingungen in den Ställen schaffen.
Um Bauern auf dem Weg zu mehr Tierwohl – etwa durch Stallumbaumaßnahmen – zu unterstützen, sind nach Experten-Empfehlungen eine höhere Mehrwertsteuer oder eine Abgabe auf tierische Produkte im Gespräch.
Die Ampel-Koalition ringt noch um eine grundsätzliche, verlässliche Finanzlösung. Denkbar wäre etwa ein Aufschlag von 40 Cent pro Kilogramm Fleisch.
Der Vorsitzende der Nutztierhaltungs-Kommission des Landwirtschaftsministeriums, Jochen Borchert, forderte eine zügige Umsetzung des seit Anfang 2020 vorliegenden Konzepts für eine Tierwohl-Abgabe. "Wenn die Koalition nicht bald startet, schafft sie den Einstieg in das System in dieser Legislaturperiode nicht mehr", warnte Borchert in einem Interview mit der "Welt am Sonntag".
Bislang hat sich die Ampel-Koalition nicht auf das Konzept einigen können, das noch die Vorgängerregierung angestoßen hatte. Borchert wirft der FDP eine "Blockadehaltung" vor. "Sie verkennt die problematische Lage der Branche" – die bisher vorliegenden Gegenvorschläge seien "nicht durchdacht".
(sp/dpa-afxp/rnd)