Die Tiefen unserer Ozeane sind bis heute ein weitgehend unerforschtes Terrain, das voller Geheimnisse und Überraschungen steckt. Obwohl das Meer über 70 Prozent der Erdoberfläche bedeckt, kennen wir gerade einmal einen Bruchteil seiner Bewohner. Die Artenvielfalt unter Wasser ist schier unvorstellbar.
Immer wieder machen Forscher:innen faszinierende Entdeckungen, die zeigen, wie wenig wir eigentlich über das Leben in den dunklen Tiefen der Meere wissen. Jede Expedition offenbart neue, teils skurrile Kreaturen, die staunen lassen und daran erinnern, wie reich und vielfältig die Unterwasserwelt tatsächlich ist.
Nun hat ein Team in der Tiefsee vor der Küste Südamerikas rund 20 neue Arten entdeckt – und das an einer Unterwasser-Gebirgskette.
Das Team von Ozeanograf:innen unter der Leitung des Schmidt Ocean Institute war rund 1500 Kilometer vor der Küste unterwegs und erkundete einen Teil des Chile-Rückens – ein Tiefseegebirge entlang der Grenze zweier auseinanderdriftender tektonischer Platten. Die Funde zeigen, wie vielfältig und faszinierend die Ökosysteme dort sind, meinte Tomer Ketter vom Schmidt Ocean Institute begeistert.
Bei der Expedition konnte demnach unter anderem zum ersten Mal ein lebender Promachoteuthis-Kalmar gefilmt werden. Außerdem hat das Team einen Unterwasserberg neu vermessen und kartiert. Dieser Riese erhebt sich über drei Kilometer hoch aus der Tiefe und beheimatet ein lebendiges Tiefsee-Ökosystem.
Mit einem Unterwasser-Roboter erkundete das Team auf einem der Berge ein 800 Quadratmeter großes Feld voller Tiefseekorallen. Dort tummelten sich Felsenfische, Schlangensterne und Königskrabben – ein wahres Unterwasserparadies!
Eine weitere coole Sichtung: Ein Casper-Krake, der zum ersten Mal im südlichen Pazifik beobachtet wurde, wie die Meeresforschungs-Stiftung bekannt gab. Dazu gesellten sich zwei seltene Bathyphysa-Staatsquallen – die wegen ihres Aussehens auch "fliegende Spaghettimonster" genannt werden.
Auch Bilder von skurril aussehenden Seekröten (Chaunacops) sind dabei entstanden. An den Seebergen des südöstlichen Pazifiks gebe es eine bemerkenswerte Vielfalt von Arten, die bisher nirgendwo sonst gefunden worden seien, hieß es zu den Entdeckungen.
Die gefundenen Tiere haben teils einzigartige Eigenschaften. Der Casper-Krake etwa brütet seine Eier vier Jahre lang aus. Und das unter extremen Bedingungen. Antje Boetius vom Alfred-Wegener-Institut (AWI) erklärte der "Süddeutschen Zeitung" vor einigen Jahren: "Das Tier bleibt dort ohne zu fressen, bis die Kleinen schlüpfen." Anschließend sei das "Elternteil nur noch ein dünnes Häutchen und stirbt ab".
Die Seekröte hingegen hat die Besonderheit, dass sie Flossen an ihrer Unterseite hat. Und das lässt sie so wie kleine Füßchen erscheinen.
(mit Material der dpa)