Das Meer produziert selten Schlagzeilen, die Anlass zur Gelassenheit geben. Meist geht es um Plastikmüll, um Überfischung oder um toxische Algenblüten, die Küstenabschnitte lahmlegen. Neue Schäden, alte Probleme, wenig Aussicht auf Besserung.
Umso bemerkenswerter wirkt es, wenn einmal eine Zahl in die andere Richtung zeigt. Forschende registrieren nicht weniger Probleme, aber sie sehen ein Signal, das gegen den Trend läuft. Es stammt aus Südaustralien und erzählt von Tieren, die zurückgekehrt sind.
Fast 200 Exemplare der seltenen südlichen Glattwale ("southern right whale", auch Südkaper genannt) sind in dieser Saison vor der Küste Südaustraliens gesichtet worden. Besonders auffällig: Die Tiere kommen in Rekordzahlen, während gleichzeitig ein schädlicher Algenblüten-Teppich andere Meereslebewesen in der Region bedroht.
Claire Charlton, Meeresbiologin an der Flinders University und leitende Wissenschaftlerin des australischen Forschungsprogramms zu den Glattwalen, wird vom "Guardian" mit folgenden Worten zitiert:
Sie hätten auf ein starkes Jahr gehofft, und seien erleichtert, dass so viele Wale unterwegs sind, sagt Charlton weiter: "Es ist ein gutes Zeichen, dass sie sich weiterhin erholen und in unsere Gewässer zurückkehren – das ist ein gutes Zeichen der Hoffnung."
Die erfreulichen Beobachtungen fallen zusammen mit dem 30. Jahrestag des Great Australian Bight Marine Park, einem der wichtigsten Kalbungsgebiete für die Art. Zwischen Mai und Oktober ziehen die Wale von ihren subantarktischen Nahrungsgründen an die australische Küste, um dort ihre Kälber zur Welt zu bringen, zu säugen und sich fortzupflanzen.
Trotz der Rekordzahlen mahnen die Wissenschaftler:innen zur Vorsicht. Neuere Studien, veröffentlicht in "Marine Mammal Science" und im "Journal of Cetacean Research and Management", zeigen, dass das Wachstum der Population abnimmt und der Fortpflanzungserfolg sinkt.
Die südlichen Glattwale wurden durch kommerziellen Walfang im 19. und 20. Jahrhundert fast ausgerottet. Erst nach dem internationalen Schutzstatus von 1935 setzte eine langsame Erholung ein.
Dennoch gelten sie bis heute als gefährdet nach australischem Umweltrecht. Luftaufnahmen von 1976 bis 2024 schätzen die aktuelle Population auf 2346 bis 3940 Individuen – das entspricht nur 16 bis 26 Prozent der Bestände vor Beginn des Walfangs. Seit 2017 ist zudem ein Rückgang in der Zahl der Kälber dokumentiert.
So bleibt die Bilanz ambivalent: Ein starkes Jahr 2025, das Hoffnung weckt und zugleich daran erinnert, wie brüchig die Erholung dieser Art ist.