Stuhlgang ist noch immer ein Thema, über das der Mantel des Schweigens gelegt wird. Tabuisiert wurde es lange Zeit vor allem bei Frauen: Witze rankten sich darum, dass das im Patriarchat stets zur Reinheit verdammte Geschlecht statt Kot oder Fürzen etwa Regenbogen und Glitzer ausscheidet.
Was ein Blödsinn, diese Denkweise – nicht jedoch der Glitzergedanke. Die Fähigkeit, hinten etwas Funkelndes herauszudrücken, besitzt zwar kaum ein Lebewesen auf natürliche Art. Doch mit ein bisschen Unterstützung kann es klappen und sogar nützlich sein – etwa bei Wassermäusen in Wales.
Die cuten Nager waren einst in vielen Teilen Wales verbreitet. Heutzutage sind sie in den meisten Regionen jedoch ausgestorben.
Dementsprechend hätten der BBC zufolge Naturschützer:innen schon länger nach Wegen gesucht, überlebende Wassermäuse zu finden, um sie schützen. Die Tiere seien jedoch eher scheue Wesen.
Nun wurde dafür wohl eine Lösung gefunden: biologisch abbaubarer Glitzer. Dieser soll den Wassermäusen im wahrsten Sinne des Wortes schmackhaft gemacht werden, damit sie ihn später wieder ausscheiden.
Doch wozu das Ganze? Glitzer-Kot von Wassermäusen klingt zwar lustig und vielleicht sogar niedlich, aber erst einmal auch wenig hilfreich.
Ganz einfach: Selbst wenn das Funkel-Futter einmal durch den Verdauungstrakt der Wassermäuse gewandert ist, soll es seine Eigenschaft nicht verlieren. Somit ist es eine Spur, die das Auffinden der Tiere vereinfacht.
Mit Hilfe von verschiedenfarbigem Glitter können die Naturschützer:innen verschiedene Familien von Wassermäusen aufspüren und feststellen, wie weit sie sich fortbewegen, wie Rob Parry, Geschäftsführer von Nature Conservation Cymru, gegenüber BBC erklärt.
Wenn er und seine Kolleg:innen nachvollziehen können, wo sich die Wassermäuse aufhalten, können sie etwa invasive Nadelbäume aus Feuchtgebieten entfernen oder bestimmte Flussufer abzäunen, um Schafe vom Weiden abzuhalten.
Maßnahmen wie diese könnten dazu beitragen, dass sich die Art ungestört in der Landschaft ausbreiten kann, und wären möglicherweise ein lebensrettender Eingriff.
Das Glitzer wird also beispielsweise auf Apfelstücken verteilt. Darauf stehen die Wassermäuse laut Richard Davies von Natural Resources Wales ebenso wie auf Karotten oder Kaninchentrockenfutter. Davies hat Hunderte von Wassermäusen gezüchtet, die wieder ausgewildert wurden.
Nun soll mit dem Glitzer-Projekt auch ihr Überleben gesichert werden. Dieses sei durch viele Umstände bedroht:
Durch das Glitzer-Projekt hätten die Wassermäuse und ihre Beschützer:innen statt einer ungewissen Zukunft, nun auch einen Hoffnungsschimmer.
Die BBC ist laut eigenen Angaben bei einem Test dabei gewesen. Ein Glitzer-Apfel sei in ein Gehege mit Wassermäusen gelegt worden. Bereits nach einer Stunde sei er nahezu ganz verputzt worden. 24 Stunden später konnten sich die Naturschützer:innen über einen glitzernden Kot-Haufen freuen.