Das Great Barrier Reef an der australischen Küste ist nicht nur die größte, sondern wahrscheinlich auch die bekannteste Ansammlung von Korallenriffen auf unserem Planeten. Die Bilder der farbenprächtigen Korallen, den unzähligen Fischen und anderen Meeresbewohnern faszinieren Menschen schon lange. Im Jahr 1981 wurde es bereits zum Unesco-Weltnaturerbe erklärt.
Seit Jahren macht dem Great Barrier Reef aber die steigende Meerestemperatur zu schaffen. Hitze löst bei den Korallen nämlich Stress aus. Infolgedessen stoßen sie die farbigen Algen ab, mit denen sie eigentlich in Symbiose leben. Daraufhin kommt es zur Korallenbleiche.
Dieser Zustand ist nicht direkt tödlich für die Korallen. Wenn sie aber nach ein paar Wochen keine Algen mehr aufnehmen können, sterben sie ab.
An der australischen Küste gab es in den vergangenen acht Jahren schon fünf Massenbleichen. Wissenschaftler:innen warnen deshalb davor, dass dieses einmalige Ökosystem verloren gehen könnte. Weltweit sind 70 bis 90 Prozent der Korallen in Gefahr.
In einer neuen Studie haben Forschende aber nun Wege gefunden, wie sich das Korallensterben zumindest teilweise aufhalten ließe.
"Coral Seeding" nennt sich die Methode, bei der Menschen die Eizellen von Korallen künstlich befruchten und die Embryonen an der Meeresoberfläche in speziellen Behältern aufwachsen lassen. Wenn die jungen Korallen nach ein paar Wochen groß genug sind, kann man sie wieder im Riff aussetzen.
"In der Natur werden nur sehr wenige der freigesetzten Eizellen tatsächlich befruchtet und nur wenige Jungkorallen finden dann auch einen geeigneten Platz im Riff. Normalerweise ist die Sterberate also sehr hoch", erklärt Dirk Petersen, Gründer der Korallenschutzorganisation SECORE, gegenüber dem Österreichischen Rundfunk (ORF).
Ein weiterer Vorteil der "Coral Seeding"-Methode: Die künstlich befruchteten Jungkorallen sind hitzetoleranter. Das haben die Wissenschaftler:innen nach den Hitzewellen im Sommer 2023 festgestellt, die vor allem die Riffe im Golf von Mexiko und der Karibik betrafen.
"Die jungen Korallen waren gesund, während viele andere Korallen in ihrer Umgebung gestorben sind", erläutert Petersen. Die Daten basieren auf der Untersuchung sechs verschiedener Korallenarten aus fünf Ländern.
Dass die Widerstandsfähigkeit der Jungkorallen mit ihrem Alter zusammenhängt, ist nicht abschließend geklärt, laut Petersen aber naheliegend. Jüngere Korallen könnten sehr viele verschiedene Stämme einzelliger Algen aufnehmen, was die Symbiose zwischen Koralle und Alge stärke – auch bei höheren Temperaturen.
Dadurch sei die Koralle widerstandsfähiger. Diese Widerstandsfähigkeit würden die Nesseltiere aber mit fortschreitendem Alter verlieren, sagt Petersen. Deswegen sei das nächste Ziel seiner Organisation, die "Coral Seeding"-Methode effektiver zu machen, um künftig für noch mehr Korallennachwuchs zu sorgen.