Die Klimakrise verändert unsere Welt in einem beunruhigenden Tempo. Was einige noch immer als ferne Bedrohung abtun, ist mittlerweile ein global spürbares Phänomen – nicht nur in Form extremer Wetterereignisse oder steigender Meeresspiegel, sondern auch im feinen Gleichgewicht bestehender Ökosysteme.
Lebensräume verschwinden und viele Tierarten stehen vor Herausforderungen, auf die sie evolutionär nicht vorbereitet sind. Besonders in den Ozeanen verschieben sich die Grenzen des Lebensraums schneller, als viele Meeresbewohner folgen können. Die Meere erwärmen sich, versauern, verlieren Sauerstoff – Bedingungen, die für zahlreiche Arten zur tödlichen Falle werden.
Das betrifft nicht nur seltene Arten, sondern auch solche, die eine zentrale Rolle im marinen Gleichgewicht und in der weltweiten Ernährung spielen. So sorgen sich auch mehrere Inselstaaten im Pazifik mittlerweile um einen großen Pfeiler ihrer Wirtschaft.
Auf der Insel Tuvalu etwa leben knapp 10.000 Menschen. Viele von ihnen sind in der Fischerei tätig. Insgesamt erwirtschaftet der Staat gut 60 Prozent seiner Einnahmen durch Lizenzgebühren für den Thunfischfang aus dem Ausland.
Doch wie die "Washington Post" berichtet, sind diese Einnahmen allein in den vergangenen fünf Jahren um 40 Prozent zurückgegangen. Einer der Gründe dafür ist demnach die Klimakrise und die damit einhergehende Erderwärmung. Die Fische siedeln in andere Gewässer um.
Der Inselstaat hat auch immer mehr mit heftigen Stürmen und dem steigenden Meeresspiegel zu kämpfen.
"Es ist ironisch, dass der Ozean, der unseren Lebensunterhalt und unsere Wirtschaft gesichert hat, plötzlich all diese Bedrohungen für uns darstellt", sagt Tuvalus Premierminister Feleti Teo. Australien bietet den Bewohner:innen mittlerweile ein Klima-Asylverfahren. 80 Prozent der Bevölkerung haben hierfür bereits einen Antrag gestellt.
Expert:innen gehen davon aus, dass der Großteil der Thunfischpopulation in Richtung Hochsee ziehen wird, wo andere Länder sich dann um den Fang kümmern können. Tuvalu könnte dadurch bis 2050 gut ein Viertel seiner Thunfischproduktion einbüßen.
"Das ist unsere einzige Ressource", sagt ein Beamter der Fischereibehörde der "Washington Post". "Deshalb wollen wir sie unbedingt schützen. Kein Fisch, keine Arbeit."
Gemeinsam mit 13 weiteren Inseln versucht sich der Pazifikstaat den veränderten Gegebenheiten anzupassen und diese auch besser überwachsen zu können. Über den Grünen Klimafonds (GCF) erhielten die Länder zuletzt 100 Millionen US-Dollar für die entsprechende Anpassung.
Ein Teil davon soll auf Tuvalu auch in größere Fischfang anlagen investiert werden. Die Fischer hoffen, dass sie so auch den Thunfisch wieder dichter an die Küste treiben können. Weitere Fischarten, von denen sich auch die Tuvaluaten selbst ernähren, sind ebenfalls bedroht.
Besonders besorgt sind die Menschen vor Ort aktuell auch, weil die US-Regierung kürzlich seine Finanzierung im Rahmen des Südpazifik-Thunfischabkommens ausgesetzt hatte. Pro Jahr zahlten die USA 60 Millionen Dollar, um ihren Anteil an der Thunfischproduktion zu sichern. Mit dem jüngsten Schritt erhöht sich die Unsicherheit nur weiter.