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Mikroplastik im Meer: Neptunbälle spülen Müll zurück an Strand

Bildnummer: 59448393 Datum: 05.05.2012 Copyright: imago/blickwinkel
Neptunsgras, Neptungras, Poseidonsgras, Poseidongras (Posidonia oceanica), Spuelsaum mit Seebaellen, Spanien, Balearen, Mallorca, Al ...
Seebälle, auch "Neptunbälle" genannt, sieht man an Stränden häufig.Bild: imago images / stock&people
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"Neptunbälle" an Mittelmeer-Stränden zeigen unbequeme Wahrheit

Seegras als Plastik-Sammler: Im Mittelmeer rollen mysteriöse "Neptunbälle" an die Strände – und bringen tonnenweise Mikroplastik zurück an Land.
04.09.2025, 15:2504.09.2025, 15:25
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(Mikro)plastik im Meer ist schon lange ein Problem. Immer wieder hört man von Tieren, die sich in Netzen verheddern, wegen Plastik im Magen verenden oder sieht Aufnahmen von Stränden voller alter Plastik-Latschen.

Man könnte sagen, unsere Ozeane versinken im Plastik – doch ein Stück Natur räumt jetzt auf. Forschende aus Barcelona haben herausgefunden: Die unscheinbaren "Neptunbälle" aus Seegras wirken wie eine natürliche Kehrmaschine für Mikroplastik.

Seebälle haben viele Funktionen

Bei den Bällen handelt es sich um kompakte, runde Knäuel aus den Fasern der Seegras-Art Posidonia oceanica. Die wächst vor allem im Mittelmeer. Seit Jahrhunderten nutzen Menschen diese Bälle zum Verpacken, Polstern oder sogar als Dämmmaterial.

Doch die Natur hat offenbar noch eine andere Funktion für die Bälle gefunden. Sie wickeln Plastikteilchen in ihre fasrigen Geflechte ein und spülen diese irgendwann zurück an den Strand.

Mikroplastik (kleiner als 5 Millimeter) stammt meist von Tüten, Flaschen oder Fischernetzen. Diese winzigen Partikel schaden nicht nur Meerestieren, sondern auch uns Menschen. Sie können das Gehirn, Hormone oder sogar die Knochen beeinflussen.

Recycling von Plastik im Wasser durch Seegras

Die Seegraswiesen, die großflächig den Meeresboden bedecken, bremsen das Wasser und fangen dadurch nicht nur Sediment und CO₂ ein, sondern eben auch Plastik. Wenn die Pflanzen im Herbst ihre Blätter verlieren, verfilzen die Fasern zu festen Kugeln – und nehmen die Kunststoffteilchen gleich mit.

Wie BBC berichtet, schätzt eine Studie der Universität Barcelona, dass jedes Jahr so fast 900 Millionen Plastikstücke im Mittelmeer "eingesammelt" werden könnten. Auf Mallorca fand das Forschungsteam in manchen Neptunbällen bis zu 1500 Plastikteilchen pro Kilo.

In diesen Seebällen hat sich Mikroplastik verfangen.
In diesen Seebällen hat sich Mikroplastik verfangen.Bild: bbc / Anna Sanchez-Vidal

Manchmal sind das winzige Fragmente, manchmal aber auch ziemlich eklige Fundstücke: Tampons, Binden oder Feuchttücher.

Wenn Stürme die Neptunbälle vom Meeresboden losreißen, landen sie irgendwann am Strand. "Es ist, als würde das Meer uns den Müll zurückgeben, der da nie hingehört hat", sagt die Studienleiterin Anna Sanchez-Vidal laut BBC.

Die Neptunbälle sind natürlich keine Lösung für die Plastikflut. Sie sollen übrigens nicht eingesammelt werden, denn sie liefern Feuchtigkeit und Nährstoffe für Strände. Stattdessen müsse das Problem an der Wurzel gepackt werden: Weniger Plastik produzieren, bevor es überhaupt ins Meer gelangt.

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