Wenn Forschende eine neue Tier- oder Pflanzenart entdecken, hat man schnell das Bild im Kopf, wie sie sich dafür im tiefsten Regenwald durch das Dickicht schlagen oder in den Weiten der Tiefsee tauchen.
Dass das auch einfacher geht, beweisen gerade tschechische Wissenschaftler:innen. Dafür mussten sie nicht einmal ihre Heimatstadt verlassen.
Denn für sie reichte eine einfache Bestellung bei dem nächsten Tiergroßhändler. Auf der Order standen einige indonesische Flusskrebse. Ein Exemplar war besonders interessant, für die Forschenden: Diese Art wurde noch nie klassifiziert.
Für Aquarianer:innen dürfte die Nachricht weniger aufregend sein, denn die Art wird schon seit über 20 Jahren in der Szene verkauft. Sie wurde unter verschiedenen Namen gehandelt, wie etwa "Hoa Creek", "Irian Jaya" oder "Blue Moon". Teilweise werden unter diesen Begriffen aber auch andere Arten angeboten, die mehr ins Blaue oder Pinke gehen.
Von den Forschenden haben die Krebse jetzt noch den intellektuell klingenden Namen Cherax pulverulentus bekommen. Der lateinische Ausdruck bedeutet zu Deutsch: staubiger Flusskrebs. Staubig, weil der Krebs viele winzige punktförmige Flecken hat.
Der Name, der sich nicht gerade wie das charmanteste Kompliment anhört, lässt außer Acht, dass die Flusskrebsart eigentlich für etwas anderes unter Aquarienbesitzenden bekannt ist. Das sind seine Farben, die es in zwei Varianten gibt. Entweder sind sie türkisfarben, mit violetten Flecken, mit einem hellen Schwanz oder sie sind schwarzblau, mit einem orangefarbenen Schwanz.
Die Krebse erreichen eine Länge von über fünf Zentimetern. Ihre glatten Körper, Scheren und großen Augen geben ihm den typischen Krebs-Look.
Äußerlich und genetisch ist der Flusskrebs am nächsten verwandt mit der Art namens Cherax pulcher. Das bestätigte eine Erbgutanalyse. Demnach unterscheidet sich die DNA zu mindestens zwei Prozent von dem sehr ähnlich klingenden Verwandten.
Die neu klassifizierte Flusskrebsart lebt ursprünglich im indonesischen Teil der Insel Neuguinea. Zu der Insel gehört auch das Festland von Papua-Neuguinea, einem Inselstaat nördlich von Australien.
Insgesamt weiß man noch nicht viel über die Lebensweise des Krebses in seinem natürlichen Habitat. Deswegen empfehlen die Forschenden, dass man in Zukunft die zum Unterstamm der Gliederfüßer gehörenden Tiere detailliert beobachten solle. Da die Art auch als Haustier gehandelt wird, sei das besonders wichtig.
In Ungarn wurde die Flusskrebsart sogar in einer Thermalquelle gefunden, während die Forschungen zu dem Tier andauerten. Scheinbar wurde ein Aquarium entsorgt, woraufhin der Krebs entkam.
Der Aufsatz der tschechischen Forschenden wurde in der Fachzeitschrift "Zootaxa" veröffentlicht.