Es gibt so einige Bauprojekte, die sich schlicht unter Größenwahn verbuchen lassen. Der Ciel Tower in Dubai zum Beispiel, ein 360 Meter hoher Hotel-Turm oder, genauer, ein gewaltiger verspiegelter Phallus oder der Creek Tower, der mit 1000 Metern sogar den Burj Khalifa überragen sollte. Und dann wäre da noch The Line, eine 170 Kilometer lange und 500 Meter hohe Stadt inmitten der Wüste Saudi-Arabiens.
Sie ist Teil des Megabauprojekts Neom, soll 500 Milliarden US-Dollar kosten und auf Satellitenbildern ist zu erkennen, dass der Bau zumindest angefangen hat. Doch wie wirkt sich eine so lange Wand aufs Klima aus, wie auf die hiesigen Wetterbedingungen? Ein Meteorologe klärt darüber auf.
Die geplante Megastadt habe unkalkulierbare Auswirkungen auf die lokalen klimatischen Bedingungen, sagt Donald Wuebbel, Professor für Meteorologie an der University of Illinois und Berater des Bauprojekts, gegenüber der "Financial Times".
Er spricht nicht nur von einer möglichen Veränderung der Niederschlagsmengen, sondern auch von der Gefahr stärkerer Sandstürme. Wie schlimm die Effekte ausfallen, sei aber offen. Es brauche weitere Untersuchungen, um mögliche Wetter-Veränderungen vorhersagen zu können und entsprechend gegenzusteuern.
Urbane Regionen können Einfluss auf das Wetter haben, wie zum Beispiel eine Auswertung der Universität Lausanne zeigt. Dicht bebaute Flächen können demnach Starkregenereignisse auslösen. Problem dabei: Starkregen versickert nicht wirklich, Grundwasserbestände können sich so kaum erholen. Was das für Saudi-Arabien bedeutet, lässt sich aber nur mutmaßen.
Auch Photovoltaikanlagen, die ebenfalls für The Line im großen Stil geplant sind, zwecks Energieversorgung, können lokale Wetterbedingungen beeinflussen, wie eine Studie der Universität Hohenheim zeigt.
Bei den Anlagen für The Line, die mehrere Hundert Quadratkilometer groß werden sollen, würde die Regenmenge in der gesamten Region um zehn Millimeter zunehmen. Auf der arabischen Halbinsel entspricht das der Regenmenge des gesamten Sommers.
Bei einer steigenden Regenmenge braucht es bauliche Lösungen. Eine Möglichkeit wäre das Schwammstadtprinzip, sprich ein Bauansatz, bei dem Regen in großen Mengen gespeichert wird. Die Wassermengen könnten wiederum in die Versorgung der Anwohner:innen der Megastadt fließen.