
An einem lauen Sommerabend sitzt es sich besonders gut im Biergarten.Bild: imago images / Wolfgang Maria Weber
Klima & Umwelt
Braune Blätter statt sattes Grün: Münchens Kastanienbäume leiden unter der Miniermotte. Besonders in Parks und Biergärten sind die Folgen sichtbar. Die kleinen Schädlinge profitieren vom Klimawandel – und sorgen bei Wirten für Frust.
25.08.2025, 18:3125.08.2025, 18:31
Zum herbstlichen Wetter gesellt sich nun auch ein herbstlicher Anblick. Viel zu früh im Jahr müssen Gäste eines Münchner Biergartens sich von grünen Blättern und einem sommerlichen Flair verabschieden, wenn sie draußen sitzen und ein kühles Helles verköstigen.
Denn eine Motte macht sich über die Blätter von Kastanien her und hinterlässt darauf ihre Spuren. Die Miniermotte, ein Kleinschmetterling, wurde erstmals 1984 in Mazedonien entdeckt und hat sich seit den 90er-Jahren in ganz Europa ausgebreitet. "Die Miniermotte profitiert von den höheren Temperaturen durch den Klimawandel und hat keinen natürlichen Gegenspieler", erklärt Franziska Wenger vom bayerischen Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV) gegenüber "Merkur".
Die Larven des Schädlings fressen die Blätter der Kastanienbäume und hinterlassen braune Flecken.
Münchner Biergärten betroffen
In Münchens Biergärten ist der Befall deutlich spürbar. "Dieses Jahr gibt es bei uns besonders viele braune Blätter", berichtet Thomas König, Wirt im Aumeister. Sein Team ist aktuell viel damit beschäftigt, das Laub zusammenzurechen. "Wir müssen das Laub so schnell wie möglich entsorgen, damit sich nicht noch mehr von den Tieren entwickeln", erklärt er im Gespräch mit "Merkur".
Ähnlich sieht es bei Lukas Spendler vom Hirschau-Biergarten aus: "Den Motten-Befall gibt‘s inzwischen jedes Jahr, hoffentlich findet man irgendwann eine Lösung dagegen."
Mottenbefall: Unterschiedliche Situationen in den Biergärten
Während in der Menterschwaige bereits viel Laub abfällt, sind die Bäume beim Paulaner am Nockherberg und dem Hofbräukeller noch weitgehend grün. Die Bayerische Schlösserverwaltung, zuständig für den Englischen Garten und den Schlosspark Nymphenburg, beobachtet die Situation genau.
Sprecher Florian Schröter gibt Entwarnung bezüglich der Gesundheit der Bäume: "Der Befall ist keine substanzielle Bedrohung für die betreffenden Bäume." Die Hauptwachstumsphase sei bereits vorbei, und die meisten Bäume hätten genug Photosynthese betrieben.
Befall durch Miniermotte: Was kann man tun?
Trotzdem kann ein Motten-Befall die Bäume schwächen, wie Franziska Wenger vom LBV erklärt. "Bei geschwächten Bäumen hat ein Bakterium bessere Chancen." Besonders in Trockenperioden seien die Bäume gestresst und anfälliger.
Wenger rät, abgefallenes Laub einzusammeln und zu entsorgen, denn die Puppen der Motte überwintern darin. Außerdem könne es helfen, die Bäume bei Trockenheit zu gießen.
Die Miniermotte ist nicht nur in München ein Problem. Auch in anderen Gegenden Deutschlands wird schon von verfrühtem Erbraunen der Kastanien berichtet.
Die Miniermotte ist bereits seit 20 bis 25 Jahren in Deutschland verbreitet und hatte lange Zeit keine natürlichen Feinde. Doch laut Tim Großmann, Direktor des Bremer Bürgerparks, haben heimische Meisen inzwischen begonnen, die Larven und Motten zu fressen. "Das ist zwar keine generelle Lösung, aber immerhin etwas", sagt er gegenüber dem "Weser Kurier".
Der Einsatz von Insektiziden sei hingegen keine Option: "Das sind Totschlagmittel, da fällt Ihnen jedes Tierchen aus dem Baum."
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