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Greta Thunberg, wo bist du? Weshalb die Stille um die Klima-Ikone trügt

Demonstration gegen die Aufhebung des Mietendeckels Globaler Klimastreik in Berlin. Zum 24.09.2021 rief Fridays for Future zum globalen Klimastreik unter dem Motto Another world is possible - eine bes ...
Noch im Jahr 2021 waren die Medien voll mit Bildern und Artikeln über die Fridays for Future-Aktivistin Greta Thunberg. In diesem Jahr ist es stiller um sie geworden. Bild: IMAGO / Carsten Thesing
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Greta Thunberg, wo bist du? Weshalb die Stille um die Klima-Ikone trügt

20.09.2022, 07:50
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Noch im Jahr 2021 gab es kaum eine Zeitung und kaum ein Online-Magazin, in dem es nicht immer und immer wieder um die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg ging:

Greta appelliert vor der Bundestagswahl an die Parteien, ihre Programme an die Ziele des Pariser Klimaabkommens anzupassen.

Greta liest Politiker:innen auf dem UN-Klimagipfel (COP26) in Glasgow die Leviten.

Greta kritisiert die Modebranche für ihre Wegwerfmentalität.

Greta dies, Greta das.

Cop26 - Glasgow Friday for Future Climate activist Greta Thunberg takes part in a climate protest as they march though the city centre on November 05, 2021 in Glasgow, Scotland. Thousands of people ac ...
Die Klimaaktivistin Greta Thunberg bei einer Demo anlässlich der COP26 in Glasgow im November 2021.Bild: imago images / nurphoto

2022 reiht sich eine Krise an die nächste Krise

Im Jahr 2022 aber wird es still um die Aktivistin. Verhältnismäßig still zumindest. Zwar erscheinen ab und an Artikel, in denen Greta vor den Folgen der Klimakrise warnt, Politiker:innen kritisiert und Druck macht, endlich in den Notfallmodus zu schalten.

Aber die ehemals omnipräsente Klimaaktivistin ist eines nicht mehr: omnipräsent.

Dabei reihen sich die Krisen, die aus der Erderwärmung resultieren, nahtlos aneinander: Da ist die durch den Krieg in der Ukraine angestoßene Energiekrise. Da sind die Dürre, Wasserknappheit und Waldbrände auf der einen Seite – und katastrophale Überschwemmungen auf der anderen.

"Wo sind die Mahnungen, die Warnungen, die Wut?"

Da sind die Gletscher, die schneller abschmelzen, als von Forschenden vorhergesagt – und die unvorhersehbaren Folgen, die dadurch drohen.

Die Liste ließe sich endlos weiterführen.

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Menschen in Pakistan werden aus überfluteten Gebieten gerettet.Bild: IMAGO / Pacific Press Agency

Und dennoch: Von Greta Thunberg ist nur vereinzelt zu hören und zu lesen.

Wo sind die Mahnungen, die Warnungen, die Wut?

Greta, wo bist du?

Und Greta, bitte sag, dass du nicht aufgegeben hast – resigniert durch die stete Ignoranz der Politiker:innen, die die Signifikanz, die Tragweite der Klimakrise nicht anerkennen. Oder anerkennen wollen.

"Es ist nicht Greta Thunberg, die leise geworden ist. Es sind die Medien, die vorrangig über andere Themen berichten."

Auf Nachfrage von watson, warum sie so still sei, antwortete Thunberg nicht.

Eine kleine Recherche aber zeigt schnell: Es ist nicht Greta Thunberg, die leise geworden ist. Es sind die Medien, die vorrangig über andere Themen berichten. Die die Aktivistin leise werden lassen, das Thema Klimakrise hinten anstellen.

Wieder einmal.

Die Klimakrise darf kein "Lückenfüller" sein

Plötzlich sind nicht mehr die Coronapandemie und die Klimakrise die dominierenden Themen. Im Fokus stehen Putins Angriffskrieg in der Ukraine, die Energiekrise, die Inflation.

Natürlich ist das Interesse an diesen Krisen berechtigt. Natürlich machen sich die Menschen Sorgen. Und natürlich sollten diese Krisen ihren Platz und Raum in den Medien haben.

Das darf aber nicht heißen, dass die Klimakrise aus unser aller Köpfe verschwindet. Dass sie hintangestellt wird und als eine Art "Lückenfüller" fungiert, wenn es gerade einmal keine "dringenderen" Krisen gibt, die zuerst gelöst werden müssen.

Greta Thunberg ist nicht das Problem.

Sie ist da, warnt, mahnt.

Woche für Woche.

Obwohl die Aufmerksamkeit nachlässt.

Greta hat sogar ein Buch geschrieben, das schon Ende Oktober in den Buchläden zu finden sein wird.

Vielmehr müssen also wir, die Medien, uns an die imaginäre Nase fassen.

Es ist unsere Aufgabe, über Ereignisse und Krisen zu berichten, sie einzuordnen in den richtigen Kontext zu stellen – und sie miteinander zu verknüpfen.

"Vor allem aber bedeutet es, deutlich zu machen, dass die Klimakrise Thema ist und Thema bleibt. Und zwar auch dann, wenn weitere furchtbare Krisen dazukommen."

Das bedeutet auch, darauf hinzuweisen, dass wir die Energiekrise so nicht hätten, wenn wir nicht mehr auf die fossilen Energieträger angewiesen wären. Sondern, wie Forschende – und eben auch Greta – immer wieder betonen: (nur noch) die erneuerbaren Energien nutzen würden; also Wind, Wasser, Sonne.

Vor allem aber bedeutet es, deutlich zu machen, dass die Klimakrise Thema ist. Thema bleibt. Auch dann, wenn weitere furchtbaren Krisen dazukommen.

Weil es schwieriger wird, je länger wir warten.

Weil die Krisen oft zusammenhängen, einander sogar bedingen.

Weil die Welt eine bessere wird, wenn wir die Transformation schaffen: Gerechter, sicherer, sauber.

Greta wird zur Ikone in der Klimabewegung

Greta Thunberg hat es 2018 durch ihren Schulstreik vor dem schwedischen Parlament geschafft, den Blick der Welt auf die Klimakrise und auf die drohenden Katastrophen zu richten.

STOCKHOLM 20220909 Greta Thunberg deltar när Fridays For Futures arrangerar klimatstrejk i samband med valet. STOCKHOLM SVERIGE x12130x *** STOCKHOLM 20220909 Greta Thunberg participates in Fridays Fo ...
Greta Thunberg streikte anlässlich der Wahl in Stockholm gemeinsam mit anderen Aktivist:innen.Bild: imago images / tt

Sie wurde zur Ikone, hat es geschafft, ganze Generationen mitzureißen und Hoffnung zu stiften – dafür, dass wir das Schlimmste noch rechtzeitig verhindern können.

Aber nur, wenn die Politiker:innen und Konzerne denn handeln würden.

Und wir als Gesellschaft.

Dass die Klimakrise – und auch Greta – viel zu häufig aus den Medien verschwunden sind, ist ein Armutszeugnis. Es zeugt davon, dass die Klimakrise noch immer als eine von vielen Krisen verstanden wird.

Aber sie ist mehr als das.

Greta Thunberg weiß das.

Vielleicht sollten wir ihr, die so viele bewegt und mitgerissen hat, wieder mehr Gehör schenken.

Denn Greta ist da, warnt, mahnt.

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