Seit Mai 2023 ist das Deutschlandticket erhältlich. Das Monatsabo für 49 Euro, das die Nutzung von Bussen und Bahnen im Nah- und Regionalverkehr in ganz Deutschland ermöglicht, erfreut sich seitdem großer Beliebtheit. Mit rund 11,2 Millionen Abonnent:innen trägt es dazu bei, die Mobilitätswende voranzutreiben.
Doch das Deutschlandticket wird derzeit von einem Problem überschattet, das Verbraucher:innen und Verkehrsbetriebe gleichermaßen betrifft. Kriminelle haben das Bezahl-System für eine Betrugsmasche mit fieser Abzocke missbraucht. Ein Experte erklärt, was dahinter steckt und wie sich Verbraucher:innen schützen können.
Laut dem Verbraucherexperten Ron Perduss sind bisher insbesondere die Dresdner Verkehrsbetriebe von Betrugsfällen betroffen. "Hier wurden zahlreiche Tickets mit falschen Kontodaten gekauft, was bisher zu 15.000 Rückbuchungen geführt hat. Das bedeutet einen Millionenschaden", erklärt er im "Spreeradio". Aber auch andere Verkehrsbetriebe haben demnach ähnliche Fälle verzeichnet. Betroffen sein kann also jede:r.
Der Betrug funktioniert über die Lastschriftverfahren, die beim Kauf über diverse Apps genutzt werden können. Kriminelle geben beim Kauf gestohlene oder erfundene Kontodaten ein und erhalten das Ticket sofort. "Das ganze Ausmaß ist noch gar nicht klar", warnt Perduss und rät Verbraucher:innen, das eigene Konto auf verdächtige Abbuchungen zu überprüfen.
Betroffene sollten sich laut Perduss umgehend an das Unternehmen wenden, bei dem die fragliche Buchung vorgenommen wurde. Gleichzeitig solle man die eigene Bank informieren, um das Geld zurückzufordern. "Bei Lastschriftverfahren ist dies glücklicherweise einige Wochen lang möglich", erklärt er.
Zudem sei es wichtig, Anzeige bei der Polizei zu erstatten. Die große Frage, wer haftet, wenn ein Konto falsch belastet wird, aber bleibt meist offen. Größtenteils bleiben die Verkehrsbetriebe auf dem Schaden sitzen, weil sie die Abonnements bereits ausgestellt haben, aber kein Geld dafür erhalten.
Das Deutschlandticket hat in vielerlei Hinsicht positive Entwicklungen im öffentlichen Nahverkehr angestoßen. Eine Untersuchung der Deutschen Bahn ergab, dass rund jede zweite Person mit Abonnement das Ticket für den Weg zur Arbeit oder zur Schule nutzt. In einigen Fällen wird es vom Arbeitgeber als vergünstigtes Jobticket angeboten. Etwa 17 Prozent der Deutschlandtickets fallen in diese Kategorie.
Obwohl das Ticket monatlich kündbar ist, behalten es viele Nutzer:innen dauerhaft. Laut einer Umfrage des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) haben mehr als die Hälfte der Abonnent:innen ihr Ticket ununterbrochen seit Beginn, und nur sieben Prozent machten von der Möglichkeit zur monatlichen Kündigung Gebrauch.
Die erhöhte Nachfrage hat jedoch auch die Schwächen im öffentlichen Nahverkehr aufgezeigt. Überfüllte Züge, besonders auf touristischen Strecken, und unzureichende Angebote im ländlichen Raum wurden deutlich sichtbar. Es bedarf daher dringend eines Ausbaus des Angebots und einer weiteren Vereinfachung der Ticketpreisregelungen. Zwar will die Deutsche Bahn im Regionalverkehr die Anzahl der Sitzplätze in diesem Jahr erhöhen. Doch der Angebotsausbau kostet viel Geld und hat mit der gestiegenen Nachfrage bisher nicht mithalten können.
Am größten bleibt das Problem wohl im ländlichen Raum, wo oft Verbindungen fehlen oder unzureichend sind. Der Geschäftsführer des Interessenverbands Allianz pro Schiene, Dirk Flege, teilte laut "Spreeradio" kürzlich mit: "Nötig ist ein Angebotsausbau, eine Ausweitung der Jobticketangebote und weitere Vereinfachung der immer noch zu komplizierten Ticketpreisregelungen etwa für Fahrrad- und Kindermitnahme."
Die finanzielle Zukunft des Deutschlandtickets ist ebenfalls ungewiss. Derzeit kostet das Ticket 49 Euro pro Monat, subventioniert durch Bund und Länder mit jeweils 1,5 Milliarden Euro jährlich. Diese Finanzierung ist jedoch nur bis Ende des kommenden Jahres gesichert, und ab 2025 könnte das Ticket teurer werden. Forderungen nach einer Preisgarantie und eine verlässliche Finanzierung gibt es viele. Doch die Umsetzung bleibt fraglich.
(mit Material von dpa)