Beschwerden über die Deutsche Bahn gehören in Deutschland ebenso fest zum Smalltalk-Repertoire wie Gespräche über das Wetter. Irgendwer in der Runde hatte in der letzten Zeit sicher einmal Verspätung oder zumindest einmal Ärger mit der Sitzplatzreservierung.
In den vergangenen Jahren wurde zwar immer mehr in den Ausbau des Schienennetzes investiert. Doch eben dieser Ausbau hat zunächst mal Unannehmlichkeiten für die Fahrgäste zur Folge.
Aktuell plant die Deutsche Bahn etwa ein Großprojekt im Raum Kassel. Im Rahmen eines großen Sanierungsprogramms dürften davon bald Tausende Fahrgäste im Regionalverkehr betroffen sein.
Konkret will die Bahn ab Mai 2027 vier Schienenstrecken gleichzeitig instand setzen. Dort werden unter anderem Brückenarbeiten und Lärmschutzarbeiten durchgeführt. In der Folge werden zahlreiche Regionallinien über Wochen allerdings nur im Schienenersatzverkehr oder einspurig befahrbar sein.
Laut der "Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen" (HNA) wird auch die besonders frequentierte Strecken zwischen Frankfurt und Kassel von den Bauarbeiten betroffen sein. Die dort verkehrende Main-Weser-Bahn soll demnach abwechselnd in mehreren längeren Abschnitten gesperrt werden.
Außerdem wird es zu Beeinträchtigungen auf allen drei Regiotram-Linien in Kassel und zahlreichen weiteren Regionalstrecken kommen.
Besonders ärgerlich ist das Bauprojekt aber, weil in der gleichen Zeit die berühmte Weltkunstausstellung documenta in Kassel stattfindet. Vom 12. Juni bis zum 19. September werden damit besonders viele Menschen in die hessische Stadt fahren wollen.
Der Nordhessische Verkehrsverbund (NVV) hat aus diesem Grund bereits eine Beschwerde bei der Deutschen Bahn eingereicht. Unklar ist, ob dadurch noch Änderungen am geplanten Zeitraum möglich sind.
"Fest steht jedoch, dass diese Maßnahmen in den kommenden Jahren durchgeführt werden. Fahrgäste müssen mit Einschränkungen auf den betroffenen Strecken rechnen", erklärt NVV-Geschäftsführer Marian Volmer HNA.
Die Organisation des entsprechenden Schienenersatzverkehrs sehen die Verantwortlichen zudem als große Herausforderung an.
Erst kürzlich zeigte die Deutsche Bahn in einem Bericht, dass sich die Sanierungen auf die Pünktlichkeit der Züge auswirkt. Im April waren nur knapp 62 Prozent der ICE- und IC-Züge pünktlich und damit weniger als im Vorjahr. Ein Grund für die schlechtere Zuverlässigkeit sind die vielen Baumaßnahmen, heißt es vom Unternehmen.
Die Deutsche Bahn baut aktuell an vielen Stellen. Ab August etwa ist die Strecke zwischen Hamburg und Berlin gesperrt. Es ist die zweite von insgesamt mehr als 40 hochbelasteten Bahnstrecken, die bis Anfang der 2030er Jahre nach und nach sanieren werden sollen. Start war im vergangenen Jahr auf der Riedbahn zwischen Frankfurt und Mannheim.