Die Jeans ist noch gut, aber sie passt einfach nicht mehr – also warum nicht spenden? Altkleider-Spenden sind für viele eine einfache Möglichkeit, Platz zu schaffen und dabei etwas Gutes zu tun. Schnell ist die Tüte gepackt und der Gedanke beruhigt, dass jemand anderes die Kleidung vielleicht noch gebrauchen kann.
Kleidung weiterzugeben, statt sie wegzuwerfen, liegt im Trend – egal ob aus sozialen, ökologischen oder praktischen Gründen. Doch einmal in den Tiefen des Containers verschwunden, bleibt unklar, welchen Weg unsere Kleidung genau nimmt.
Daher hat nun ein Tiktoker einen Test gemacht. Nach seinem Recherche-Video meldet sich auch das Deutsche Rote Kreuz zu Wort.
In einem Video, das mittlerweile über 2,1 Millionen Menschen auf Tiktok gesehen haben, zeigt der User @moe.haa, wie er ein Paar Sportschuhe in einen Container des Bayrischen Roten Kreuzes wirft. Zuvor hat er in der Sohle einen Airtag, also einen Tracker, versteckt. Doch warum das Ganze?
Ganz einfach: Er wolle schauen, "wo sie raus kommen", erklärt der Tiktoker am Anfang des Videos. Er zeichnet auf einer Map also nach, wie die getrackten Schuhe von München aus über Österreich, Slowenien und Kroatien schließlich in Bosnien landen, nach fünf Tagen.
@moe.haa fliegt also selber nach Bosnien. Vor Ort findet er seine Schuhe dann tatsächlich wie erwartet in einem Secondhand-Shop. Dort wird ihm erklärt, dass der Chef des Ladens ein Bosnier ist, der selbst in Deutschland wohnt und daher regelmäßig deutsche Kleidung in den Laden holt.
Der Tiktoker fragt sich am Ende des Videos: "Wie kann es sein, dass wir in Deutschland in eine Spendenbox vom Roten Kreuz Schuhe reinwerfen und diese jetzt hier fast 800 Kilometer weiter einfach verkauft werden, ohne dass die Mitarbeiter in der Beschreibung oder sonst irgendwo was über eine Spende ans Rote Kreuz steht?" Das DRK selbst habe ihm gegenüber auf Anfrage keine Stellung bezogen.
Das holte die Organisation dann aber wiederum auf dem Tiktok-Kanal des Bayerischen Roten Kreuzes nach. Dort wird erklärt:
Daraus würden sich zwei Optionen ergeben, "wie wir mit dieser Kleidung umgehen". Einerseits könne diese recycelt und beispielsweise als Putzlappen weiterverwendet werden. Es komme jedoch auch vor, "dass wir diese Kleidung verkaufen, an Verwertungsbetriebe". Diese würden diese dann etwa "in andere Länder bringen, wo der Bedarf größer ist".
Das DRK bekäme dafür "natürlich" Geld. Dennoch würde sich die Organisation damit nicht etwa "eine goldene Nase" verdienen. "Das Gegenteil ist der Fall", betonte der DRK-Mann im Video. Mit dem Geld, das seinen Angaben zufolge "überschaubar" ist, könne die Arbeit des DRKs in Deutschland und Bayern finanziert werden.
Das sei "unglaublich wichtig", um die DRK-Arbeit vor Ort zu ermöglichen. Sprich: Ein Kleidungsstück, das in Bayern gespendet wird und am Ende in Bosnien verkauft wird, bringe dem DRK Geld ein, das hierzulande etwa wiederum in die Obdachlosenhilfe oder in die Tafeln fließt.
Das Ganze sei aber nicht etwa enthüllt worden, sondern stehe transparent auf der DRK-Website. In der Tat ist dort zu lesen, dass das DRK im Bundesdurchschnitt nur rund zehn Prozent der gespendeten Kleidung an bedürftige Menschen weitergibt. "Der Rest wird verkauft", heißt es.
So richtig sind damit nicht alle Zweifel der Tiktok-Community ausgeräumt. So fragt ein Account unter dem Video: "Heißt das, dass die Bedürftige in Bosnien die Kleidung kaufen, die Bedürftige in Deutschland nicht mal umsonst aus Ihren Kleiderkammern haben wollen?"
Der Account des Bayrischen Roten Kreuzes antwortet daraufhin: "Nein. Manchmal wird aber mehr 'Gutes' gespendet als hierzulande benötigt wird und gelagert werden kann. Dieser Überhang wird dann veräußert, die erhaltenen Gewinne fließen wiederum in wichtige Hilfen – beispielsweise für Obdachlose."