Wer normalerweise Fleisch beim Discounter Lidl einkauft, muss jetzt wahrscheinlich stark schlucken.
Denn die Tierschutzorganisation Albert-Schweitzer-Stiftung hat Produkte der Lidl-Eigenmarke "Metzgerfrisch" untersucht – mit erschreckendem Ergebnis: In den untersuchten Proben wurden antibiotikaresistente und weitere gesundheitsgefährdende Keime entdeckt.
Wie die Stiftung in einer Pressemitteilung mitteilte, wurden 51 Hühnerfleischwaren der Lidl-Eigenmarke "Metzgerfrisch" von einem unabhängigen Labor untersucht. Dabei handelte es sich um acht unterschiedliche Produkte: Filets, Geschnetzeltes, Schnitzel, Schenkel, Flügel, Keulen. Alle Produkte stammten aus der Haltungsform-Stufe 2 "Stallhaltung Plus".
Diese wurden laut der Stiftung im Januar und Februar 2023 in acht zufällig ausgewählten Lidl-Märkten in Oldenburg (Niedersachsen), Paderborn (Nordrhein-Westfalen), Bautzen und Leipzig (Sachsen), Eisenach (Thüringen) sowie Fellbach und Ostfildern (Baden-Württemberg) gekauft.
In 71 Prozent dieser Proben wurden antibiotikaresistente Keime entdeckt: So konnte unter anderem das Enzym ESBL nachgewiesen werden, das die auf dem Fleisch gefundenen Bakterien immun gegen mehrere Antibiotika machen soll. Beim Großteil der resistenten Bakterien (75 Prozent) handelt es sich, wie es in der Pressemitteilung heißt, um den Fäkalkeim Escherichia coli. Er kann zu Magen-Darm-Infekten führen, schlimmstenfalls aber auch zur Sepsis, also einer Blutvergiftung.
Noch dazu hat das Labor die Krankheitserreger Enterokokken in 25 Prozent der Proben gefunden, die Harnwegsinfekte, Herzinnenhautentzündungen oder auch Blutvergiftungen verursachen. Auch Campylobacter wurden in 18 Prozent der Proben festgestellt – und Salmonellen in einer Probe; das sind beides Erreger, die vor allem verantwortlich für Durchfallerkrankungen sind.
Für die Albert-Schweizer-Stiftung eine klare Folge für die miserablen Zustände bei der Tierhaltung der Discounter-Zulieferbetriebe. Bereits im vergangenen Jahr hatte die Albert-Schweitzer-Stiftung Lidl Tierquälerei vorgeworfen, nachdem mehrere Video-Recherchen aus Ställen von Lidl-Lieferanten in Deutschland, Spanien, Italien und Österreich veröffentlicht wurden.
Sie zeigten, wie stark die Tiere zu Tausenden in tristen Hallen unter fehlendem Platz und Hygiene sowie der Qualzucht der Mastbetriebe leiden.
"Wie man sieht, bedeuten die Bedingungen in den Ställen der Lidl-Lieferanten nicht nur viel Elend für die Tiere, sondern sind auch gefährlich für uns Menschen", kritisierte Mahi Klosterhalfen, Präsident der Albert-Schweitzer-Stiftung, den Vorfall. Von Lidl fordert er deshalb härtere Konsequenzen: "Wir erwarten, dass Lidl das Übel an der Wurzel packt, sich endlich daran macht, die Tierhaltung zu verbessern und der Europäischen Masthuhn-Initiative beitritt. So kann Lidl sowohl Tierleid als auch Gefahren für uns Menschen reduzieren."
Die Tierschutzorganisationen fordern vom Lidl-Konzern, dass dieser der Europäischen Masthuhn-Initiative beitritt und seine Tierschutzstandards für die Hühnermast anhebt. Bisher hat Lidl aus den Enthüllungen jedoch keine wirklichen Konsequenzen gezogen.