Wie fühlt es sich an, vegan zu leben? Ich probiere es aus und trete die Veganuary-Challenge an – wie es mir als komplette Anfängerin dabei ergeht, könnt ihr hier mitverfolgen.
Verrückt – heute ist schon der letzte Tag des Veganuary! Das ging jetzt doch deutlich schneller, als ich gedacht habe. Zur Feier des Tages gehen wir im Team in der Mittagspause zum Griechen, wo ich mir ein veganes Gyros bestelle, das dem selbstgemachten Gulasch vom Monatsbeginn erstaunlich ähnlich schmeckt.
Den ganzen Monat hinweg konnte ich dabei jeden einzelnen Tag mindestens eine neue Erfahrung machen. Deshalb haben es auch ein paar Eindrücke nicht in den "Final Cut" meines Veganuary Tagebuchs geschafft – die ich aber natürlich nicht vorenthalten will. Deshalb gibt es hier noch ein "Best of" meiner anderen Veganuary-Eindrücke: von veganem Eistee, über mein neues Ersatznutella auf dem Frühstücksbrot, bis hin zu Hanf-"Milch".
Zum Schluss bleibt mir nur noch ein Fazit zu meinem Selbstversuch zuziehen - here we go! Das sind meine Top 5 Erkenntnisse, die ich aus meinem Selbstexperiment mitnehmen werde:
Ich für meinen Teil werde ab morgen deshalb auch weiterhin einen Großteil meiner Gerichte vegan kochen. Bei Milchprodukten werde ich jetzt einfach mal länger auf Milch- und Joghurtalternativen setzen und Duschgels, Shampoos und Seifen locker mit der veganen Alternative ersetzen. Auch fürs Essengehen nehme ich mir vor, vegane Gerichte zu bestellen, wenn's denn welche gibt. Nur beim Feiern nehme ich mir in der nahen Zukunft noch raus, ab und zu mal nicht veganen Aperol zu genießen.
Ich habe mich am Samstagnachmittag doch nochmal vor die Tür getraut, um in ein paar Geschäften nach Schuhen zu suchen. Ein Geschäft, das mit einem Ausverkauf lockt, hat es mir besonders angetan: Von Sneakern, über Winterstiefel bis hin zu festen Wanderschuhen gibt es hier gerade alles.
Als ich durch die Regalreihen laufe, fällt mein Blick plötzlich auf einen Anhänger an einem glänzend schwarzen Stiefel: "Vegan, recycled, sustainable & Eco-Friendly", steht dort als Beschreibung drauf.
Klar, warum hatte ich eigentlich nicht daran gedacht, dass natürlich auch Schuhe – die sonst oft ja aus Leder bestehen – eventuell bereits auch schon "veganisiert" wurden? Ich hatte jedenfalls keine veganen Schuhe in Schuhkette erwartet, sondern eher in schicken Berliner Hipsterläden
Preislich liegen die veganen Stiefel mit normalerweise 90 Euro auf demselben Level wie Stiefeletten von teureren Modemarken – durch den Ausverkauf wurden aber auch sie deutlich reduziert.
Weiter hinten im Laden finde ich dann sogar noch vegane Sneaker: Sneaker mit einer hölzernen Sohle aus Korkmaterial. Was es nicht alles gibt!
Um meinen Geldbeutel zu schonen, habe ich mich schweren Herzens doch entschieden, beide Paare im Regal zu lassen –Schuhe habe ich nun wirklich genug. Und das war dann heute wohl die nachhaltigste Lösung.
Tja, nach meinem Fauxpas gestern bleibt mir nur eins übrig: Weitermachen!
Am Samstag ist es draußen mal wieder nass und grau. Ich habe keine Lust vor die Tür zu gehen oder zu kochen. Also bestellte ich zum ersten Mal einen veganen Burger. Während ich auf den fleißigen Auslieferungsfahrer warte, bin ich schon gespannt, wie der Burger schmecken wird. Meine bisherigen Erfahrungen mit veganen Fertiggerichten waren nämlich vor allem eins: sehr würzig und salzig. Ich persönlich versuche, mit nur wenig Salz zu kochen – dadurch ist mir der Unterschied ziemlich schnell aufgefallen.
Sowohl die veganen "Fish Fingers", als auch bei einem "veganen Curry Typ Butter Chicken", die ich in den letzten Wochen ausprobiert habe, waren beide Gerichte für meinen Geschmack viel zu salzig – als ob die Hersteller extra viel Geschmacksverstärker beigefügt hätten, um das fehlende Fleisch oder den Fisch zu ersetzen.
Inzwischen ist mein Beyond Meat Burger geliefert worden und er sieht auf den ersten Blick wie ein klassischer Fleischburger aus, mit Burger Buns, Salat, Tomatenscheiben und einem roten (!) Patty in der Mitte. Beim ersten Bissen verschlucke ich mich fast – die Konsistenz vom Patty ist zum Verwechseln ähnlich mit der eines Ridfleischpattys. Vorsichtshalber schaue ich nochmal auf die Lieferdienstquittung: nein, da steht ausdrücklich Beyond Meat Burger, ich habe also nicht schon wieder gegen meinen Vegan-Vorsatz verstoßen.
Ich recherchiere trotzdem schnell nach den Inhaltsstoffen und ein utopia-Artikel hilft mir weiter: Das "Fleisch" basiert auf Erbseneiweiß, um die Textur von Muskelfasern nachzuahmen, die Farbe kommt vom Rote-Beete-Extrakt, "um den roten Fleischsaft zu imitieren und dafür zu sorgen, dass der Patty nach dem Braten innen schön rot und saftig ist." Krass, was sich die Lebensmittelindustrie einfallen lässt, um die vertrauten Geschmacksgewohnheiten von Fleischessern zu imitieren.
Ganze 28 Tage hat es geklappt, aber heute ist es so weit – ich bin streng genommen an meinem Selbstversuch gescheitert! Dabei hatte der Freitag zunächst gut angefangen: In der Mittagspause gehe ich mit meinen Kollegen aus der Redaktion Pizza essen. Da ich auf der Speisekarte beim Italiener zunächst nichts Veganes und nur zwei vegetarische Gerichte finde – Pizza Vegetaria oder vegetarische Pasta, bei der mich aber der Kellner vor Eiern im Nudelteig vorwarnt – frage ich nach einer Pizza ohne Käse.
Als ich bestelle, wird mein Veganuary das Gesprächsthema am Essenstisch: "Wirst du denn auch im Februar komplett vegan bleiben?" fragt mich mein Kollege Fabian die klassische "Gretchenfrage". "Klar", antworte ich als erste Reaktion, "bisher fehlt mir ich ja nicht wirklich etwas." Meine vegane, käsefreie Pizza kommt und schmeckt auch echt lecker... bis meiner Kollegin Rebecca neben mir eine Pizza Quattro Formaggi serviert wird – arghhh, geschmolzener Käse riecht echt gut... Tja, vielleicht nehme ich mir halt nächstes Mal veganen Reibekäse mit ins Restaurant.
Nach der Pause verläuft der Tag sonst normal geschäftig weiter, bis wir uns abends in der Büroküche für eine kleine Überraschungs-Abschiedsfeier für unsere Chefredakteurin versammeln. Die Stimmung ist prima, es wird Sekt ausgeschenkt, um anzustoßen. Auch mir wird ein Glas angeboten und ich stoße gerne mit an. Und zack – so schnell kann es gehen: Kurz vor knapp habe ich an Tag 28 vom Veganuary meine Regel gebrochen! Der Sekt war nicht vegan. Das war für mich aber ehrlich gesagt in dem Moment zweitrangig, ich wollte so kurzfristig keinen Umstand machen und einfach mitfeiern.
Der Abend wird noch richtig schön, sodass ich erst später nochmal zum Nachdenken komme: Worauf werde ich ab nächster Woche wert legen? Klar, ich will und werde nicht komplett wieder in alte Fleisch-Essgewohnheiten zurückfallen, so viel steht für mich schon mal fest. Aber ob bei einem ungeplanten Restaurantbesuch oder wie jetzt auf einer kleinen Feier akribisch auf die Inhaltsstoffe in meinem Getränk zu achten, möchte ich eigentlich nicht. Ein bisschen will ich mir meine Spontaneität schon behalten.
(Anmerkung der Redaktion: Alle Mitarbeiter sind geboostert und testen sich täglich.)
Die veganen Snacks sind wirklich Gold wert: im Arbeitstrott muntern sie mich heute etwas auf und motivieren mich, mich weiter vegan zu ernähren. Denn allmählich lässt der "Exoten"-Status von veganem Essen bei mir nach... Langfristig gesehen mache ich mir schon ein bisschen Sorgen, dass ich nach Ende des Januars wieder alten Essensgewohnheiten nachgehe, wenn es dann keine offizielle "Challenge" mehr für mich ist. Ich hole mir deshalb noch ein letztes Mal Rat bei Franzi:
Hi Franzi, jetzt habe ich den Veganuary fast geschafft, aber um ehrlich zu sein, habe ich etwas Sorge vor dem Monatsende: Vielleicht werde ich trotz all den eigentlich guten Erfahrungen wieder "zurückfallen". Kannst du das nachvollziehen?
Hättest du Tipps, wie ich das verhindern kann?
Was war bei dir der Schlüsselmoment, an dem du dich dann komplett zum vegan Leben entschieden hast?
Hast du noch weise Worte für die letzten Tage, wenn ich einen Durchhänger habe?
Vielen Dank Franzi für deine wöchentlich echt wertvollen Tipps!
Am Mittwoch kann meine Snack-Krise gerade noch abgewendet werden: mit einem Streifzug durch den Supermarkt habe ich inzwischen meinen Snackvorrat aufgestockt. Denn auch wenn eine vegane Ernährung mit viel Gemüse, Obst und ohne Fleisch gesund sein kann, heißt das noch lange nicht, dass vegan "nur gesund" sein muss.
Im Supermarkt finde ich nämlich auch herrlich viele vegane Süßigkeiten und salzige Snacks. Dabei fällt mir im Laden zuerst ein ganzes Regal voller veganer Schokoriegel auf: In unterschiedlichen Geschmackvariationen liegen sie direkt neben den fitness-bewussten Proteinriegeln und wirken mit ihrem Vegan-Siegel und "weniger Zucker"-Aufklebern auch direkt gesünder als ein normales Snickers oder Twix.
Der Preisunterschied von gut und gerne mal einem Euro verglichen mit einem normalen Schokoriegel unterstützt meinen "gesunden" Eindruck absurderweise sogar, obwohl es sich hier ja weiterhin um eine Süßigkeit handelt. Probeweise nehme ich mal einen veganen "Cookie Dough"-Riegel von Nucao mit (Spoiler: ich fand ihn jetzt nicht so lecker). Dennoch: bei den Riegeln wurden tierische Zutaten durch pflanzliche Alternativen ersetzt und manche der alternativen Schoko-Firmen engagieren sich auch sozial beim sonst sehr umweltschädlichen Herstellungsprozess.
Auch bei den salzigen Snacks werde ich fündig: im Regal dominieren dabei direkt auf Augenhöhe vor allem vegane Linsenchips, aber auch vegane Erdnüsse oder Süßkartoffelchips. Ich ziehe vorsichtshalber nochmal Google zu Rate und stelle nach kurzem Browsen fest, dass auch viele andere meiner klassischen Lieblingssüßigkeiten von Grund aus vegan sind – ohne dass sie ein Vegan-Siegel tragen.
Dazu gehören zum Beispiel die Kaugummis von Hubba Bubba, Manner-Schnitten oder auch die Kaubonbons von Mamba (yes!!). Bei so viel (altbekannter) Auswahl kann ich die Schokobons im Gang gegenüber getrost ignorieren und mache mich mit meiner Ausbeute wieder auf den Weg nach Hause.
Am etwas tristen und nebligen Dienstag verwerte ich, was ich im Kühlschrank noch zu Essen finde in meinem Mittagessen. Es gibt Vegane Tortillas – ay caramba!
Für die Füllung der Tortillas aus Maismehl verwende ich eine Salsa, bestehend aus gestückelten Tomaten, vielen Zwiebeln, einer untergemixten Avocado und meinen Resten einer Like-Chicken-Box auf Soja-Basis. Wer will kann hier noch vegane Crème fraîche hinzufügen oder wie ich noch veganen Reibekäse, der übrigens normalem Reibekäse zum Verwechseln ähnlich schmeckt. Und "vale, todo bien": Mein veganes Mittagessen steht nach nur acht Minuten Zubereitungszeit auf dem Tisch.
Am Nachmittag bekomme ich dann aber leider doch etwas Hunger. Auf der Pirsch nach einem veganen Snack werde in meinem eigenen Vorratsschrank noch nicht fündig. Nach Feierabend muss ich diesen "Notstand" also mal schnellstens ändern...
Die letzte (volle) Woche meines Veganuary-Selbstexperiments bricht heute an. Höchste Zeit also, Fakten auf den Tisch zu legen! Auch wenn ich bisher noch nie eine perfekte "Herrin über meine Finanzen" war, habe ich in den vergangenen 24 Tagen genau dokumentiert, wie viel Geld ich für meine Lebensmitteleinkäufe ausgegeben habe. Denn eine meiner ursprünglichen Startfragen war: "Ist vegan zu leben teurer als omnivor?"
Dafür habe ich bis jetzt fleißig alle Rechnungsbelege der vergangenen Januar-Einkäufe in unterschiedlichen Supermärkten gesammelt und vergleiche sie auf den Tag genau mit meinen Ausgaben für Lebensmittel vom noch "normalen" Vormonat Dezember.
Mein Ergebnis: Im Dezember habe ich insgesamt 190,43 Euro für Lebensmittel ausgegeben, im Januar jetzt 196,60 Euro. Der Unterschied liegt damit bei 6 Euro – weniger als ich befürchtet hatte. Beim genaueren Hinschauen zähle ich die Ausgaben allein für vegane Ersatzprodukte im Januar von den gängigen Marken wie alpro, LikeMeat oder Oatly und auch von den Edeka- und Rewe-Eigenmarken zusammen: Allein für die Ersatzprodukte habe ich hier im Januar bereits 55,67 Euro ausgegeben. Da ließe sich also noch was machen.
Denn klar, für mich, die keine Familie ernähren muss, reichen kleinere Mengen und ich habe mir auch nicht immer die leckeren, aber teuren veganen Köstlichkeiten mitgenommen, die man sich doch des Öfteren mal gönnt (das Mandelmus für 4,29 Euro zum Beispiel). Es bleibt also zunächst alles relativ zu meiner insgesamten Verbrauchsmenge.
Der Knackpunkt für das Preislevel liegt aber darin, dass die wenigen Anbieter momentan noch die Preise diktieren können und am Steuersatz, mit dem vegane Produkte in Deutschland momentan belegt werden: Ganze 19 Prozent anstelle der normalerweise für Fleisch oder Fisch anberaumten sieben Prozent!
Mein Kassensturz zum Beginn der letzten Januarwoche führt mir damit vor Augen, wie profitabel das "Business mit dem Veganismus" in der Lebensmittelindustrie inzwischen schon geworden ist – und dass es schleunigst eine Reform beim Steuersatz bräuchte.
Es ist Sonntag, deshalb gönne ich mir ein "Sunday Best": Bananen-Pancakes. Meistens bin ich beim Backen/Kochen immer etwas experimentell unterwegs, vor allem was die Mengenangaben angeht. Bei dem Rezept für Schoko-Pancakes muss ich auch ein bisschen improvisieren und lasse das Backprotein als Ei-Ersatz weg – einfach, weil ich es nicht parat habe.
Aber: Es hat geklappt, meine veganen Pancakes werden mit Sojamilch lecker, wenn auch etwas klebrig und nicht "fluffig", weil es dazu wohl Protein gebraucht hätte. Trotzdem, mir schmeckt's.
Wer die Bananen-Pancakes (korrekt anhand einer Backanleitung) nachmachen möchte, findet dabei viele unterschiedliche vegane Variationen, unter anderem dieses Rezept, an dem ich mich orientiert habe. Bon appétit!
Um den direkten Kontrast zum Biomarkt gestern zu bekommen, geht's heute in den Aldi für mich mit der klaren Frage: Finde ich beim Discounter ähnliche vegane Produkte, aber zu einem günstigeren Preis?
Als ich beim Aldi hereinschneie (Januarwetter in Berlin), sind meine Erwartungen sehr niedrig. Alles, was ich mir normalerweise von einem Discounter verspreche, sind Lebensmittel zu einem günstigen Preis, mit hoher Qualität rechne ich hier zumindest nicht. Als ich durch den ersten Gang laufe, fallen mir bei den in Pappkartons gestapelten Weinflaschen auch Exemplare mit dem Vegan-Zeichen auf – na endlich! Bisher hatte ich in den anderen Supermärkten noch keinen veganen Wein auf Anhieb gefunden, aber hier drängt sich er sich regelrecht in mein Blickfeld. Wein ist Wein, denke ich mir und nehme eine Flasche (2,99 Euro) mit.
Als ich weiterlaufe, fallen mir mit geschärftem Blick neben vielen Marken und No-Name-Produkten doch ab und zu vegane Gummibärchen, vegane Chips oder auch Dips auf.
Bei den Aufstrichen werde ich sogar fündig: Auch hier gibt es Mandelmus, das ja nicht extra veganisiert werden musste, sondern "von Natur aus" vegan ist. Ein Blick aufs Preisschild enttäuscht mich dann aber doch: Das Mandelmus im Aldi ist mit 4,29 Euro genauso günstig/teuer wie im Biomarkt.
Auch beim Kühlregal entdecke ich altbekannte Marken wie alpro Joghurt oder Simply Vegan-Käse – alles zum selben Preis wie auch im Rewe oder Edeka. Außer vielleicht der vegane Bio-Tofu (passend platziert oberhalb von Forellenfilets und anderen Fleischwaren): der ist hier für 1,79 Euro zu kaufen, im Edeka war er genau einen Euro teuer.
Als ich den Aldi wieder verlasse, kreisen meine Gedanken: Liegt das hohe Preisniveau daran, dass es bisher noch keine Massenproduktion oder zu wenige Anbieter gibt, sodass noch nicht einmal Discounter Preisdumping betreiben können? Oder mutet man VeganerInnen einfach hohe Preise zu, weil sie darauf angewiesen sind und es ja "ihre Entscheidung" ist?
Wenn aber vegane Lebensmittel überall teurer sind als "normale" – wie schaffe ich es dann finanziell, mich auf lange Zeit vegan zu ernähren, ohne bei anderen Ausgaben sparen zu müssen? Tja, gute Frage nächste Frage, bitte.
Am Freitag begebe ich mich in noch unbekannte Gefilde: den Biomarkt. In meinem Viertel finde ich eine Filiale der Bio Company, die ich am Freitag aufsuche. Meine bisherigen Besuche im Biomarkt kann ich ehrlich gesagt an einer Hand abzählen, da ich mich bis vor Kurzem mit meinem Studentenbudget nicht wirklich oft hier hereingetraut habe.
Mein erster Eindruck: In den meisten Gängen muss ich kaum nach den veganen Varianten suchen, vor allem bei den Aufstrichen stehen sie weiter oben als ich es aus dem "normalen" Supermarkt kenne. Die Vielfalt allein bei süßen Aufstrichen ist fast schon zu bunt: als Nutella-Ersatz gibt es Mandelmus, Cashewmus, Erdnussbutter, Macadamiacreme... klingt alles extrem lecker. Nur bei den Preisen muss ich schlucken – als "reduzierter Preis" sind beim Cashewmus 5,99€ angesetzt. Holla! Andere Aufstriche wie Kokoscreme bewegen sich dagegen in einer günstigeren Preisspanne ab 3,50 Euro.
Als ich zum Kühlregal komme, staune ich aber über die Auswahl von verschiedensten Fleischalternativen: mehr als zehn verschiedenen Tofu-Sorten, Seitan mariniert oder natur und sogar veganer Bacon! So viel Fleischersatz habe ich bisher noch nirgendwo auf einmal angeboten bekommen. Der Preis für 200 Gramm Tofu liegt hier bei 2,60 Euro. Das ist verglichen mit dem aktuell durchschnittlichen Preis für 200 Gramm Hühnerbrustfilet von ja! – ungefähr 1,70 Euro – teurer, verglichen aber mit 200 Gramm Bio-Hühnerbrustfilet von der Frischetheke – ungefähr 5,90 Euro – deutlich preiswerter.
Zu guter Letzt suche ich noch nach veganem Schmand ("Looking for the Schmand") – und finde vegane Cashewfrischcreme, 250 Gramm für 3,50 Euro. Marc Rebillet wäre stolz auf mich gewesen!
Mein Fazit zum ersten Einkauf im Biosupermarkt: hier finde ich eine große Auswahl an genau den Produkten, die mir bei einer veganen Ernährung gut tun. Nur die Preisfrage lässt mich noch etwas zögern. Finde ich eventuell auch beim Discounter ähnliche vegane Produkte, aber zu einem günstigeren Preis?
Die saubere Illusion von größtenteils nicht-veganen Hygieneprodukten im Drogeriemarkt hat mich wirklich überrascht. Denn mir sind neben Shampoo, Duschgel und Make-Up noch andere Produkte aufgefallen, die auch ein Vegan-Siegel hatten – oder eben nicht.
Hey Franzi, ich bräuchte mal wieder deinen Rat: Bei welchen anderen Produkten achtest du denn noch auf die Inhaltsstoffe?
Auf was achtest du beim Einkauf? Gibt es bestimmte Inhaltsstoffe, die bei dir die Alarmglocken klingeln lassen?
Wie wichtig ist es dir, auch auf die Inhaltsstoffe in zum Beispiel Putzmittel zu achten?
Warum werden überhaupt tierische Produkte in Artikel wie Spülmittel gemischt?
Ein Tag und eine Haardusche später kann ich jetzt aus eigener Erfahrung sagen: Mit veganem Shampoo lassen sich meine Haare zwar ein bisschen weniger gut durchkämmen, aber sonst erfüllt es allemal seinen Zweck und riecht vielleicht sogar noch ein bisschen besser. Vor allem aber habe ich das gute Gefühl, meine Haare gerade nicht in eine Mischung aus tierischem Nervengewebe eingetunkt zu haben.
Ein anderer Gedanke der mir dabei auch kommt, ist, dass ich gestern im Drogeriemarkt auch Make-Up mit Vegan-Siegeln gesehen habe. Bei der Vorstellung, sich eine Paste, bestehend aus ehemals tierischen Fetten, ins Gesicht zu schmieren, wird mir etwas flau im Magen. Klar kann es naiv von mir gewesen sein, dass ich mir bis jetzt kaum Gedanken gemacht habe, woraus genau denn der Lippenstift oder die Mascara, die ich auftrage, bestehen. Aber ganz ehrlich: Wer kommt denn von selbst bei den glamourös gestalteten Verpackungen und den schillernden Produktfarben auf dunkle Gedanken nach dem zum Teil widerlichen Ursprung des Makeups?
Also besser spät, als nie: Die Zertifizierungen haben mir als "Werbeopfer" zumindest jetzt etwas die Augen geöffnet – wenn sie nicht gerade versuchen, mich mit gefakten Versprechen hinters Licht zu führen.
Wer wie ich auch wieder Orientierung im Vegan-Dschungel benötigt, findet bei PETA wieder eine Liste tier- und tierversuchsfreier Make-Up Artikel.
Am Dienstag zieht es mich wie alle Wochen wieder zum Drogeriemarkt: Ich brauche neues Shampoo. Als ich durch die Gänge stöbere, fällt mir plötzlich die kleine Veganblume als Zertifizierungssiegel an manchen Shampoo-Flaschen auf. "Vegane Haarpflege ohne tierischen Inhalts- und Hilfsstoffe" heißt es als Erklärung auf der Rückseite mancher Flasche. Auf einigen gibt es den Zusatz: "Ohne Tierversuche".
Dieses kleine Siegel ist mir dabei eine echt große Hilfe: Es erspart mir mühsam nach Namen wie Cholesterol, Cystin, Glycerin, Kreatin oder Lecithin bei den Inhaltsangaben zu suchen, da das alles Stoffe sind, die aus tierischen Fetten, Haaren, Hörnern, Federn, Rindertalg, Nervengewebe oder Eiern gewonnen werden können. Aber Vorsicht: Nur weil auf einigen der als vegan gekennzeichneten Shampoos ohne Vegan-Siegel der Zusatz "Ohne tierische Inhaltsstoffe" steht, bedeutet das noch lange nicht, dass sie tierversuchsfrei getestet wurden.
Was für ein Schwachsinn – ich dachte, ich verhindere gerade Tierleid, und trotzdem wurde ich fast in die Irre geführt!
Zum Glück finde ich aber noch ein veganes Shampoo ohne Tierversuche, das auch preislich mit 1,95 Euro vollkommen in Ordnung ist. Wer es ganz genau wissen will, der findet bei Peta eine Übersichtsseite zu allen tierischen Inhaltsstoffen in Kosmetikprodukten.
It's another manic monday: Direkt zum Beginn der neuen Woche habe ich recht viel zu tun. Viel Zeit bleibt für eine Mittagspause also heute nicht – deshalb laufe ich schnell vom Büro aus zum nächstgelegenen Imbiss.
Hier ist mein Go-To wenn's mal schnell gehen soll eigentlich ein "Kiez Sandwich". Aber bye, bye Halloumikäse! Der Qietschkäse ist ja leider nicht vegan, deshalb bestelle ich die vegane Version mit Falafel, Hummus und mariniertem Gemüse.
Und auch wenn ich echt ein Fan von Halloumi bin, schmeckt die Version mit frisch angebratenem Gemüse sehr gut. Mittagspause gerettet!
Na, was ist heute für ein Tag? Haaaalbzeeeeeit! Yes, bis jetzt habe ich es es erfolgreich und ohne "Rückfall" geschafft, mich ausschließlich vegan zu ernähren und auch vegan zu trinken. Trotzdem habe ich das Gefühl, dass auch in den kommenden 15 Tagen sicherlich noch weitere Überraschungen auf mich zukommen werden, denn wie heißt es doch so schön: Die zweite Halbzeit entscheidet.
Denn das nächste kleine Hindernis wartet schon direkt um die Ecke beim Bäcker. Fürs Sonntagsfrühstück möchte ich ein paar Brötchen besorgen und dabei sollte ja auch nichts schiefgehen. Oder?
Als ich vor der Brötchentheke stehe, gucke ich trotzdem genauer hin. Bei normalen Brötchen und den meisten Broten kann ich keine Hinweise auf Spuren von tierischen Produkten erkennen, aber leider bei Rosinenbrötchen: sie bestehen aus Milchbrötchenteig und auch Eier stecken häufiger in weicheren Brotsorten wie Brioche. Dasselbe gilt für Croissants und Käsebrötchen, Vollkorn-, Dinkel- und andere Körnerbrötchen sind dagegen meistens vegan. Ich frage vorsichtshalber trotzdem nochmal nach.
Wie ich später auch nochmal auf meiner Website des Vertrauens bei Peta Zwei nachlese, brauchen "Oldschool"-Bäcker keine Zusatzstoffe, um Brot lecker und locker zu bekommen. Basiszutaten wie Mehl, daraus hergestellter Sauerteig, Hefe, Schrot, Salz und Wasser sind natürlich alle vegan. Aufpassen sollten Veganerinnen und Veganer aber bei Billigbäckern, da diese aus Kostengründen manchmal "L-Cystein (E 920) einsetzen, das aus Schweineborsten gewonnen wird".
Wer das Glück (wie ich in Berlin) hat, bereits eine vegan inspirierte Bäckerei in der Nähe zu haben, der kann ab und zu auch in den Genuss von beispielsweise einer veganen Zimtschnecke oder einer anderen kreativen Köstlichkeit kommen. Falls aber nicht, existieren immerhin viele gute Rezepte, mit denen man sich selbst easy zu den kleinen Kalorienbomben verhelfen kann.
Nachdem ich gestern ja knapp verdurstet wäre, nehme ich heute mal die Getränkeabteilung im Supermarkt genauer unter die Lupe. Beim genauen Hinschauen fällt mir auf: nur auf wenigen, ausgewählten Saftflaschen prangt das Vegan-Etikett. Dabei schaue ich mir doch gerade Obstsäfte an und keine Fleischbrühen?!
Anscheinend herrscht aber gerade bei Säften eine gewaltige Kennzeichnungslücke. Wie ich über eine kurze Googlesuche herausfinde, "müssen Aromen tierischen Ursprungs, technische Hilfsstoffe tierischen Ursprungs (wie bei Säften), tierisches Cystein oder Zusatzstoffe tierischen Ursprungs wie etwa Farbstoffe nicht kenntlich gemacht werden."
Vor allem Apfelsaft gestaltet sich dabei als besonders tricky – er wird von den Herstellern häufig mit Gelatine getrübt. "Hierbei wird die Gelatine bei der Filterung des naturtrüben Saftes hinzugegeben und dann später wieder herausgefiltert – dabei werden die Trübstoffe im Apfelsaft herausgezogen. Das Ergebnis: In dem klaren Apfelsaftprodukt ist keine Gelatine mehr nachweisbar und es muss daher nicht als ein Lebensmittel mit tierischen Produkten gekennzeichnet werden", erklärt mir die Website eatsmarter.
Dabei gäbe (Konjunktiv!) es auch alternative Methoden zur Apfelsaftklärung: dafür verwenden Hersteller dann eine mechanische Filterung, die sogenannte Ultrafiltration. Statt der tierischen Gelatine können auch pflanzliche Mittel wie Erbensprotein eingesetzt werden.
Das setzen zum Beispiel Saftmarken wie Pfanner, Rauch und Valensina inzwischen um. Guten Gewissens schnappe ich mir einen veganen "Happy Day"- Multivitaminsaft, Kostenpunkt bei 1,39 Euro, und starte ins Wochenende.
Die Arbeitswoche nähert sich dem Ende und im Büro versammeln sich meine Kollegys – getestet und mit Abstand versteht sich – um mit Sekt anzustoßen, weil "ist ja fast schon Wochenende". Dafür wird eine Flasche Rotkäppchen Sekt aus der Küche an alle ausgeschenkt, auch für mich steht ein Glas bereit. Aber halt mal – Sekt ist zwar kein Essen, aber könnte ja auch nicht vegan sein, oder?
Ein kurzer Blick auf die Flasche und Google machen mich mal wieder um einen Fakt schlauer – aber auch einen Prosecco ärmer. Denn dieser Sekt ist nicht vegan. Leider.
Wie ich auf der Ratgeberwebsite veganblatt nachlesen kann, liegt das am Herstellungsprozess des Schaumweins:
Kann ich jetzt also gar nicht mit anstoßen? Zum Glück können wir aber noch eine Alternative auftreiben: für mich gibt es jetzt einfach Aperol mit Sprudelwasser. Das ist zwar ein bisschen zu süß für meinen Geschmack, aber Aperol ist dagegen als vegan ausgezeichnet. Besser was als nix – Cheers!
Spinat hin oder her – mir ist aufgefallen, dass mir durch eine vegane Ernährung ja vielleicht noch andere Nährstoffe fehlen könnten. Um hier mal einen Durchblick zu bekommen, mache ich mich wieder bei meiner Kollegin Franziska schlau:
Hey Franzi, kannst du mir Tipps geben, auf welche anderen Nährstoffe ich bei einer veganen Ernährung denn außer Eisen noch besonders achten sollte?
Und woher bekommst du denn dein Vitamin B12?
Aber warum reichen mir denn dann nicht die Vitamine aus normalem Obst und Gemüse?
Am Mittwoch rumort es in meinem Magen und ich fühle mich ziemlich schlapp. Zuerst verfluche ich bereits den Lauch und die Zwiebeln vom Vortag, bis mir auffällt, dass ich meine Tage habe und da folgen die üblichen Symptome: Kopfweh, schlechte Laune und natürlich Heißhunger! Hat meine Ernährungsweise (die ja erst 12 Tage läuft) vielleicht schon einen Effekt? Und warum bin ich die letzten Tage noch müder als sonst?
Als auch meiner Kollegin auffällt, dass ich heute etwas neben der Spur bin, fragt sie mich plötzlich: "Sag mal, was nimmst du denn momentan als Eisenersatz während des 'Veganuary'? Denn manche eisenhaltigen Gemüse haben auch eine hemmende Wirkung."
Und tatsächlich – in der vergangenen Woche habe ich mich hauptsächlich von veganen Weißmehlprodukten, Kaffee, viel Tee und vor allem Spinat in verschiedensten Variationen ernährt. Vor allem beim Spinat dachte ich, eine gute Ersatzquelle für Eisen anstelle von Fleisch gefunden zu haben. Aber Fehlanzeige. Auf der Website der "Eisenexperten in Österreich", die mir meine Kollegin empfohlen hatte, finde ich mehr Informationen:
Dabei wurde mir als Kind von meinen Eltern immer verkauft, dass Spinat doch so wichtig wäre! (Ok, damals ja noch in einem anderen Kontext, um fair zu bleiben.)
Statt die Eisenaufnahme zu hemmen, sollte man lieber auf Vitamin C setzen, heißt es auf der Website weiter, aber auch nur in Maßen, damit ich mir nicht den Magen versauere. Und noch einen weiteren Hinweis finde ich auf der Website:
Na gut, dann setzte ich jetzt erstmal lieber auf eine ausgewogene, Vitamin-C-reiche Ernährung mit Linsen: zum Beispiel leckere Linsen-Bolognese.
Vollgepackt mit Rezeptinspirationen lege ich am Dienstag mit dem Kochen los: Heute gibt's Kartoffel-Lauch-Rösti mit Spinatsalat!
Dabei orientiere ich mich an einem Rezept aus dem Foodmagazin, das mir meine Familie zugeschickt hat und habe sogar alle Zutaten bereits vorrätig. Ich beginne zuerst mit dem Spinatsalat:
Dafür Spinat putzen, trocken schütteln und die Schalotten und den Knoblauch grob würfeln. Den Knoblauch
mit dem Olivenöl anrösten, die Schalotten hinzufügen und mit der Sojasahne ablöschen und aufkochen lassen – dann den Spinat untermischen.
Für die "Röstimasse" den Lauch putzen, in Ringe schneiden, Zwiebeln schälen und in Streifen schneiden. Die gekochten Kartoffeln grob reiben und mit Kreuzkümmel, Curry, dem Mehl vermengen und salzen und pfeffern nicht vergessen.
Zum Braten der Röstis jeweils 2 - 3 EL Öl in einer Pfanne erhitzen und die Röstimasse portionsweise in die Pfanne geben, flach drücken und von jeder Seite 1-2 Minuten kross anbraten. Dann den Spinat nochmal erwärmen und mit Salz und Pfeffer würzen. Rösti mit dem Spinat anrichten und mit Kresse bestreuen.
Et voilá, nach 40 Minuten Zubereitungszeit steht mein leckeres, veganes Mittagessen auf dem Tisch!
Inzwischen ist das Wochenende schon wieder vorbei und für mich startet eine neue Arbeitswoche. Um den Montags-Blues zu überstehen, blättere ich zur Motivation im Foodmagazin "Mit Liebe – vegan spezial", das mir meine Familie zugeschickt hat. Garniert mit den Worten: "Guck mal, noch mehr Inspiration für dich! Auch wenn wir die nicht zusammen kochen können, haben auch schon einige ausprobiert!"
Im Magazin finde ich sogar einen veganen Essens-Wochenplan, der für "#veginner" ausgerichtet ist. Auch wenn hier vor allem die Produkte aus dem Supermarkt beworben werden, finde ich trotzdem einige leckere Rezeptvorschläge, die ich auch mit Zutaten aus jedem Supermarkt zubereiten kann: zum Beispiel Lauchquiche mit Tofu, einen Kartoffel-Lauch-Rösti oder ein Rosenkohl-Couscous...
Am Sonntag treffe ich mich mit einem Freund in Kreuzberg und wir spazieren zu seinem japanischen Lieblingsrestaurant. Ich mache mir gar keine Gedanken, ob ich hier Probleme mit veganen Gerichten bekommen könnte, denn meiner Erfahrung nach bieten vor allem asiatische Restaurants immer vegetarische und vegane Gerichte an. Und ich habe Glück, die Speisekarte ist auch für Veganer wirklich gut ausgelegt. Ich bestelle vegane Gyoza und mariniertes Tofu mit Reis. "Die Gyoza sind ja viel knuspriger als die mit Fleisch!", stellt mein Kumpel fest. Und auch mein mariniertes Tofu schmeckt so komplett anders als ich Tofu kenne – es kommt also wirklich auf die Zubereitung an.
Als wir nach dem Essen noch zurück zu seiner WG gehen, treffen wir seine japanische Mitbewohnerin Awei. Sie lacht, als ich ihr begeistert von meiner "Veganuary"-Challenge und der leckeren veganen Auswahl beim Japaner erzähle. "Das ist eher ein Phänomen in Deutschland", meint sie. "In Japan findest du wirklich kaum vegetarisches und noch weniger veganes Essen", erklärt sie. "Selbst Suppen sind bei uns oft auf Basis von Fisch gemacht, also kaum vegan. Aber hier in Berlin haben sich viele japanische Restaurants eben auf eine andere Zielgruppe eingestellt", erzählt sie mir. Also habe ich wieder etwas dazu gelernt – die japanische Küche ist ursprünglich alles andere als vegan.
Die erste Woche meines Vegan-Experiments ist geschafft! Zur Feier des Tages verabrede ich mich abends mit Freunden fürs Kino, um den neuesten Ridley-Scott-Film "House of Gucci" zu sehen. Wir kommen rechtzeitig im Kino an und wollen noch Snacks für den Film besorgen.
Während ich in der Warteschlange für die Snacks anstehe und die Menüauswahl lese, habe ich plötzlich Zweifel: Klar Nachos mit Käsesoße kann ich nicht essen, auch Gummibärchen kommen nicht infrage. Doch was ist mit Popcorn? Ist das überhaupt vegan? Vielleicht ist das Öl oder das Karamell beim süßen Popcorn ja irgendwie mit tierischen Produkten hergestellt worden?
Ich zücke schnell mein Handy und google vorsichtshalber. Und siehe da: Wie die Webseite petazwei aufführt, ist Popcorn in "so gut wie allen großen Kinoketten vegan. Das gilt für die süße und die salzige Version und auch, wenn es künstlich nach Butter schmecken soll." Darüber hinaus gibt die Seite noch Tipps, welche anderen Snacks auch noch vegan sind, zum Beispiel bestimmte Eissorten wie Calippo und Flutschfinger oder auch Oreos oder Studentenfutter. Aufpassen sollte man dagegen bei Chips und Nüssen, da sich oft in den zugesetzten Geschmacksverstärkern und Aromastoffen tierische Zutaten verstecken. Beruhigt schnappe ich mir deshalb jetzt mein veganes, süßes Popcorn und mache mich auf zum Kinosaal.
Der Tag startet für mich heute etwas abrupt: Für meine Haferflocken ist mir die Milch ausgegangen also lege ich auf meinem Weg zur Arbeit noch einen kurzen Zwischenstopp beim Edeka ein. Schon ein wenig unter Zeitdruck komme ich im Laden an und laufe intuitiv erstmal zum Kühlregal. Doch Fehlanzeige: hier finde ich keine Milchalternative, stattdessen aber weiter hinten im Geschäft zwischen den Backartikeln und Putzmitteln.
Neben der haltbaren Milch füllen sie ein ganzes Regal aus. Die vertretenen Marken sind alpro, Oatly und die Edeka-Eigenmarke "natürlich vegan". Kostenpunkt: die Oatly Hafermilch liegt bei 1,59 Euro, der Sojadrink von "natürlich vegan" bei 99 Cent und die Vanille-Mandelmilch von alpro kostet stolze 2,79 Euro. Alles teurer verglichen mit einer gängigen Kuhmilch, die im Edeka 71 Cent kostet.
Für meinen Gourmettest entscheide ich mich für die teuerste und "günstigste" Milchalternative und teste sie gleich zusammen mit etwas Müsli. Beide schmecken für mich nicht wirklich wie Kuhmilch, der Vanille-Mandeldrink ist wirklich bappsüß, der ungesüßte Sojadrink dagegen ist eher wässrig und schmeckt nach nichts. Wie Franzi mir also schon angekündigt hatte: Ich muss wohl noch einige Milch-Alternativen ausprobieren.
Neuer Tag, neues Glück! Nachdem ich gestern lecker gekocht und am Montag bereits einige Sachen eingekauft habe, stehe ich heute wieder vor der großen Frage: Was fange ich denn jetzt mit den ganzen Zutaten an? Und was gehört eigentlich zu einer guten "Grundausstattung" in einer veganen Küche?
Dafür frage ich meine Kollegin Franziska aus der watson-Redaktion um Tipps: Sie lebt schon seit Längerem vegan und hat mit ihrer vegan-Erfahrung so den ein oder anderen Life Hack für mich in petto.
Heute bin ich direkt nach der Arbeit bei meinen zwei Kollegys Rebecca und Joana zum Abendessen eingeladen. Das Menü: Gulasch mit Bandnudeln und als Nachtisch Karamellmousse – alles vegan. Beim Gedanken, wie den bitte ein veganes Gulasch schmecken soll, denke ich zunächst mal an die Konsistenz von Tofu – und das passt für mich so gar nicht zusammen.
Als ich aber mit Joana bei Rebecca Zuhause ankomme, zieht Joana ein großes Einmachglas aus ihrem Rucksack. Darin liegt Soja-Geschnetzeltes, das sie in einer Marinade aus Gemüsebrühe, Paprikagewürz und Sojasauce 24 Stunden eingelegt hat. "Die habe ich ganz arg würzig gemacht, das saugt schon mal etwas Flüssigkeit aus den Soja-Schnetzeln", erklärt mir Joana. "Jetzt musst du sie nur noch ausdrücken." Bitte was?
Aber richtig gehört – damit wir das Geschnetzelte zuerst fest anbraten können und sie nicht vor Flüssigkeit schwammig in der Pfanne werden, heißt es Auswringen. Dann kochen wir Bandnudeln (ohne Ei), zum Gulasch werden Knoblauch, Tomatenmark, viele Zwiebeln und etwas Rotwein hinzugefügt. Rebecca holt die schon vorbereiteten Karamellmousse aus dem Kühlschrank. Zum Glück haben die beiden schon weise vorausgeplant und -gekocht, sodass das Kochen recht schnell ging. Denn ich habe inzwischen wirklich Hunger! Endlich fangen wir an zu essen...
Und der Geschmack ist dem eines "echten" Gulaschs erstaunlich ähnlich, das Auswringen und Anbraten hat dem Geschnetztelen eine erstaunlich bissfeste Konsistenz verliehen. Zusammen mit der Soße und den Nudeln schmeckt das jetzt deftige Winteressen wirklich himmlisch. Zum Nachtisch gibt es dann noch das vegane Karamelmousse – ich bin im Veganerinnen-Himmel gelandet!
Am vierten Tag meiner Challenge ist es schließlich so weit: Ich schaffe es endlich mal zu den Öffnungszeiten (wenn auch erst 15 Minuten vor Ladenschluss) in den Supermarkt bei mir um die Ecke. Ausgestattet mit einem Einkaufszettel, mache ich mich gleich auf die Suche nach meinen üblichen Lebensmitteln, also Toastbrot, Gemüse, Milch, Aufstrich, Kochsahne, Joghurt, Butter und Käse – und vielleicht ja noch den ein oder anderen Snack? Mal schauen, ob ich all das auch in vegan kaufen kann... so groß ist der Edeka hier nämlich nicht.
Aber alle Achtung: Ich werde tatsächlich fündig! Mit Ausnahme eines passenden Snacks kann ich alle Lebensmittel auch "veganisiert" finden. Beim Regal mit den Milchprodukten dauert es zwar ein bisschen, hier muss ich etwas genauer und vor allem etwas tiefer im Regal als normal auf die Produktauswahl schauen, aber wer sucht, der findet. Etwas weiter im Supermarkt finde ich sogar ein ganzes Regal mit ausschließlich vegetarisch und veganen Lebensmitteln, an dem ich bisher achtlos vorbeigegangen bin.
Auch wenn ich auch hier etwas aufpassen muss, nicht vegetarische, sondern vegane Produkte in meinen Rucksack zu packen, bin ich gerade einfach happy, dass ich tatsächlich so viel Auswahl habe: von Kochsahne, über Margarine bis hin zu zwei unterschiedlichen Tofu-Sorten, veganen Frikadellen und sogar veganen Thunfisch. Wenn das nicht mal Luxus ist!
Vor lauter Faszination für die unterschiedlichen für mich noch exotisch klingenden Lebensmittel ("Veganer Schinkenspicker mit Grillgemüse") hab ich aber etwas die Zeit vergessen. Der Laden schließt, also schnappe ich mir die Produkte von meinem Einkaufszettel und ab geht's nach Hause.
Am Montag startet für mich wieder der ganz normale Arbeitsalltag. Mit ganz normaler Mittagspause, in der ich mir noch aus Resten ein Mittagessen zusammenstelle. Es gibt improvisiertes Auberginen-Zucchini-Curry, das erstaunlich gut schmeckt, denn würzen kann ich ja weiterhin.
Während ich koche, scrolle ich trotzdem vorsichtshalber nach den nächstgelegenen Restaurants mit veganem Essen in meiner Umgebung. Und siehe da: mehrere Lieferdienste haben ihr Angebot aktualisiert und stellen extra im Januar "leckere, vegane Gerichte sowie Restaurants mit einer vegan-freundlichen Speisekarte vor", wie es zum Beispiel in der Lieferando-App heißt. Zumindest in Berlin wäre ich damit also ziemlich sicher vor dem Verhungern gerettet, aber das gilt natürlich nicht für alle Städte oder auf dem Land. Und jeden Tag zu bestellen geht natürlich auch nicht
Noch ist das Silvester-Wochenende nicht ganz geschafft, bisher konnte ich noch nicht einkaufen gehen. Zum Glück habe ich aber schon eine Verabredung mit Freunden zum Abendessen in einem türkischen Restaurant ausgemacht. Aber zu früh gefreut: Als wir ankommen und ich den ersten Blick auf die Speisekarte werfe, gibt es von gut 50 unterschiedlichen Gerichten nur drei vegetarische Angebote. Entweder eine Vorspeisenplatte mit Salat und Dips, gegrillte Auberginen mit Fladenbrot oder Falafel mit Pommes. Auf meine Frage, ob denn das Auberginen-Gericht auch vegan sei, also ohne Joghurtsoße oder ähnliches, antwortet mir der Kellner freundlich, aber etwas irritiert: "Klar, komplett vegan ohne Milchprodukte. Nur Auberginen, Fladenbrot – und natürlich Fleisch."
Mist. Ich entscheide mich also für die kalte Vorspeisenplatte. Das Essen kommt und ich merke, dass von den vier verschiedenen Dips auch leider nur die Hälfte essen kann, die anderen beiden bestehen aus Tzatziki und Mayo. Zum Glück darf ich mir ein paar Pommes und Fladenbrot von den anderen schnorren. Aber ist es wirklich nachhaltig, die Hälfte eines ganzen Essens wegzuschmeißen, nur weil es nicht vegan war? Nächstes Mal achte ich jedenfalls im Voraus auf die Restaurant-Wahl, dann verwirre ich auch keine Kellner mehr.
Komplett verkatert und hungrig gehe ich am Morgen des 1.1.2022 in die Küche meiner WG und öffne den Kühlschrank. Im Inneren: die Überreste des Silvester-Raclette, neben den Gewürzgurken kann ich noch Joghurt, Frischkäse, Marmeladen und Milch entdecken. Mist, das wird schwieriger als ich gedacht habe – denn ab heute lebe ich für einen Monat vegan.
Fondue, Raclette, Weihnachtbraten, zwischendurch Stollen und Plätzchen und nochmal Raclette… So köstlich mein Essensplan der letzten Weihnachtswoche gefüllt war, so deftig ging es auch zu. Aber jetzt startet ein neues Jahr. Höchste Zeit also, dass ich mich einer neuen, sinnvollen Herausforderung stelle: dem Veganuary. Dafür werde ich mich im Januar ausschließlich vegan ernähren und mich näher mit einem veganen Lifestyle beschäftigen.
31 Tage ausschließlich vegane Ernährung, von jetzt auf gleich! Vom gerade noch Alles-Esser hin zur komplett veganen Ernährung. Kann das gut gehen? Ich bin etwas skeptisch und gleichzeitig neugierig.
Meine bisherigen Berührungspunkte mit dem "vegan way of life" sind dabei ziemlich gemischt. "Das ist doch nicht natürlich – das schmeckt doch nicht!", "Ist doch dann alles Einheitsbrei" und "Du wirst schon noch die Mangelerscheinungen spüren, dir werden einfach wichtige Nährstoffe fehlen" – das waren die Reaktionen aus meiner Familie, als ich ihnen kurz vor Jahreswechsel von meinem Plan erzählt habe. Und ganz ehrlich, ich habe auch so meine Bedenken, ob ich nicht doch zu optimistisch an dieses Ziel herantrete. Aber trotzdem: Ich will wissen, was an diesen hartnäckigen Vorurteilen dran ist, mit denen Veganismus immer wieder verbunden wird. Ist vegan zu leben, wirklich so fad oder sogar ungesund, wie viele Nicht-Veganer stoisch behaupten?
Spätestens seit meinem Umzug ins (ernährungs-) diverse Berlin bin ich immer mehr in Berührung mit veganem Essen gekommen und nehme auch das allmählich größer werdende Angebot an veganen Ersatzprodukten im Supermarkt wahr. Auch in meinem Freundeskreis leben bereits viele vegan und haben mich schon oft mit leckeren, kreativen Gerichten überrascht. Doch wie sieht vegan-Sein im Alltag und nicht nur bei gemeinsamen Kochabenden aus?
Damit ich auch eine realistische Chance habe, den Monat erfolgreich vegan zu gestalten, wird mir meine Kollegin Franziska aus der watson-Redaktion mit Tipps und Motivation zur Seite stehen – und mir vielleicht mit dem ein oder anderen Vegan-Hack helfen, auch meinen Geldbeutel zu schonen. Denn ihr Credo lautet: "Vegan leben muss nicht zwingend teuer sein."
Inzwischen habe ich mir erstmal ein Haferflocken-Müsli mit Mandelmilch und Heidelbeeren gemacht – immerhin hatte ich noch eine Milchalternative besorgt. Aber mir wird schon direkt am ersten Tag klar: Wenn ich den Monat schaffen will, muss ich mich beim Einkaufen besser vorbereiten. Mandelmilch allein reicht nicht.