Panorama

"Anzeigenhauptmeister" hat Konkurrenz: Berliner geht gegen Falschparker vor

Verkehrskontrolle von Polizei und Ordnungsamt in Duisburg. *** NUR F
Die Polizei erhält oft Hinweise auf Ordnungswidrigkeiten im Verkehr. Bild: imago images / Funke Foto Services
Panorama

Berliner Aktivist macht "Anzeigenhauptmeister" Konkurrenz: Das steckt dahinter

30.03.2024, 08:20
Mehr «Panorama»

Deutschland bezeichnet sich selbst gern als Land der Dichter und Denker, doch mitunter ist es vor allem eines: das Land der Nörgler und Petzer. Dass selbst die Gen Z Ordnungswidrigkeiten als Verletzung der eigenen Ehre wahrnimmt, zeigt der Hype um den kürzlich viral gegangenen "Anzeigenhauptmeister" auf Tiktok.

Tausende Menschen reichen jährlich Privatanzeigen gegen ihre Mitbürger:innen ein, in Berlin zählte die Polizei laut dem "Tagesspiegel" allein 2023 mehr als 34.000 Anzeigen im Bereich Verkehr. Die Stadt hat außerdem einen inoffiziellen Beamten im Internet, der auf bestimmte Vergehen im Straßenverkehr aufmerksam macht. Der Verkehrsaktivist hat dafür eine einfache Begründung – und eine besondere Methode.

Berliner geht mit drastischer Methode gegen Falschparker vor

Andreas Schwiede ist 62 Jahre alt und scheint damit das klassische Denunziant:innen-Klischee besser zu erfüllen als der 19-jährige "Anzeigenhauptmeister". Die Bezeichnung Denunziant lehnt Schwiede aber vehement ab, vielmehr sei er ein "revolutionärer Charakter", wie er 2021 gegenüber der "taz" unterstrich.

Watson ist jetzt auf Whatsapp
Jetzt auf Whatsapp und Instagram: dein watson-Update! Wir versorgen dich hier auf Whatsapp mit den watson-Highlights des Tages. Nur einmal pro Tag – kein Spam, kein Blabla, nur sieben Links. Versprochen! Du möchtest lieber auf Instagram informiert werden? Hier findest du unseren Broadcast-Channel.

Seit dem Anfang der 2000er Jahre verbringt der unter dem Spitznamen "Polizeibeobachter" bekannte Berliner einen Großteil seiner Freizeit und seiner Tätigkeit als Stadtführer damit, Ordnungswidrigkeiten aus dem Berliner Straßenverkehr zu melden.

Auf X sammelt er die Vergehen unter dem Profil "polizeiauwei". Im Laufe der Jahre haben sich ihm dutzende Menschen angeschlossen und sammeln Verstöße in der gesamten Bundesrepublik. Im Fokus stehen dabei vor allem falsch parkende Autos, die andere Verkehrsteilnehmende behindern und dadurch ein Risiko darstellen.

"Polizeibeobachter" fällt Urteil zu Tiktok-Hype um "Anzeigenhauptmeister"

Der wohl wichtigste Unterschied zum "Anzeigenhauptmeister" gegenüber Schwiede ist, dass er keine Anzeigen gegen die Falschparker:innen erstattet. Stattdessen kontaktiert er mehrfach täglich die Polizei unter der 110. Durch diesen Anruf sollen die Fahrzeuge abgeschleppt und nicht nur mit einem Knöllchen versehen werden.

Die Polizei weist auf ihrer Website darauf hin, dass der Notruf der richtige Weg sei, sobald durch Fehlverhalten Gefahr drohe. Schwiedes Ziel ist es, gefährliche Situationen zu verhindern und zur Sicherheit auf den Berliner Straßen beizutragen.

Vergleiche mit dem viral gehenden Tiktoker lehnt der Aktivist allerdings ab, er hält seine Methode für deutlich effektiver. "Wenn ich an einem Ort für Ordnung gesorgt habe, dann parkt da keiner mehr, dann kriegt da auch keiner mehr eine Anzeige", unterstreicht Schwiede gegenüber dem "Tagesspiegel".

Tatsächlich kritisiert der Aktivist vielmehr die deutschen Beamt:innen als die Bürger:innen selbst. "Bei einem frechen Kind frage ich mich nicht, was mit dem Kind nicht stimmt. Ich frage mich: Was stimmt mit den Erziehungsberechtigten nicht?", vergleicht er zynisch. Der Teil "Auwei" in seinem Profilnamen steht demnach für seine Bewertung der Arbeit der deutschen Polizei.

Themen
Ukraine-Krieg: Russland setzt wohl Söldner aus dem Jemen ein
Dinge, über die Deutschland heute spricht: Jeden Tag findest du bei watson, natürlich laufend aktualisiert, die kompakten Top-News. So weißt du in wenigen Minuten, was abgeht.

Laut Recherchen der "Financial Times" hat Russland Hunderte Männer aus dem Jemen für seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine angeworben. Die Journalist:innen des britischen Portals beziehen ihre Informationen aus Gesprächen mit Rekruten und Verträgen, die sie eigenen Angaben zufolge einsehen konnten.

Zur Story