Seit am Sonntag bekannt wurde, dass ein Tauchboot vermisst wird, das Touristen zum Wrack der Titanic bringen soll, beschäftigt die Suchaktion im Atlantik die Welt. An Bord befinden sich fünf Menschen, deren Sauerstoff immer knapper wird. Die Suche ist ein Rennen gegen die Zeit und die Nachrichtenlage dementsprechend unübersichtlich.
Im Folgenden erfährst du genau, was bisher bekannt ist und was nicht.
Gesucht wird nach dem Tauchboot "Titan". Das Gefährt wird vom Unternehmen Oceangate Expeditions betrieben, das damit wohlhabenden Abenteuerurlaubern sowie Titanic-Forschern gegen hohe Geldsummen eine Tauchfahrt zu dem weltberühmten Wrack bietet. Dabei handelt es sich nach Unternehmensangaben um eines von nur sehr wenigen Booten, die Menschen mehrere Tausend Meter weit in die Tiefe transportieren können.
Bestätigt ist, dass der britische Geschäftsmann und Abenteurer Hamish Harding ebenso an Bord ist wie der britisch-pakistanische Unternehmensberater Shahzada Dawood und sein 19-jähriger Sohn sowie ein bekannter französischer Titanic-Experte. Ein Sprecher der Familie bestätigte der BBC am Dienstag, dass der als "Mr. Titanic" bekannte Forscher Paul-Henri Nargeolet einer der Insassen sei. Der fünfte Vermisste ist Oceangate zufolge der Chef der Betreiberfirma Stockton Rush, der als Kapitän des Bootes fungiert hatte.
Einsatzkräfte haben am Dienstag möglicherweise ein Lebenszeichen der Insassen gehört. Suchteams hätten alle 30 Minuten eine Art von Klopfgeräuschen in der Region registriert, in dem das Tauchboot vermutet werde, hieß es in einem internen Memo der US-Regierung, aus dem Medien zitierten. Die US-Küstenwache teilte ebenfalls mit, dass ein kanadisches Suchflugzeug "Unterwassergeräusche" gehört habe. Tauchroboter seien in das Gebiet verlagert worden, um den Ursprung der Geräusche zu erforschen. Zunächst sei dies aber erfolglos geblieben.
Die 6,70 Meter kleine und 10,4 Tonnen schwere "Titan" bietet Platz für fünf Personen und ist ein sehr einfaches Gefährt. Tatsächlich handelt es sich im engen Sinne um ein Tauchboot, nicht um ein U-Boot, weil es nicht aus eigener Kraft in Häfen ein- und ausfährt. Vielmehr wird es von seinem großen Begleitschiff "Polar Prince" zu dem Ort gebracht, wo die Titanic liegt und taucht dann für einige Stunden ab. Im Notfall reicht der Sauerstoff auf der "Titan" für 96 Stunden, also in etwa bis Donnerstag.
Führungskräfte der Tauchboot-Industrie hatten einem Artikel der "New York Times" zufolge schon vor Jahren Sorgen bezüglich der Sicherheit der "Titan". "Wir befürchten, dass der aktuelle experimentelle Ansatz von Oceangate zu negativen Ergebnissen führen könnte (von geringfügig bis katastrophal)", schrieben sie in einem auf 2018 datierten Brief, den die "New York Times" veröffentlichte.
Die Federführung hat die US-Küstenwache in Boston, die sich mit kanadischen Rettungskräften abstimmt, wie Kommandant John Mauger sagte. Im Einsatz sind mehrere Flugzeuge und Schiffe sowie Bojen mit Sonar an Bord, die Geräusche in einer Meerestiefe von bis zu knapp 4000 Meter erfassen können.
Nahe dem Wrack der Titanic. Die Überreste des 1912 gesunkenen Luxusdampfers liegen in rund 3800 Metern Tiefe und etwa 684 Kilometer südlich der kanadischen Insel Neufundland.
Der US-Küstenwache zufolge gibt es bislang keine Spur der "Titan". Die Einsatzkräfte suchen sowohl an der Wasseroberfläche als auch in der Tiefe des Ozeans zum Beispiel mit Sonar nach dem Tauchboot – auf einer Fläche so groß wie Rheinland-Pfalz. Erst, wenn der genaue Ort bekannt ist, kann eine mögliche Rettung angegangen werden. Der Ozeanologe Simon Boxall von der Universität Southampton sagte der britischen Nachrichtenagentur PA zufolge, die Kommunikation in diesen Meeresregionen sei stark beschränkt. Zudem gebe es nur wenige Boote, die so tief tauchen und eine solch komplizierte Rettungsmission versuchen könnten.
Einige Expertinnen und Experten sehen es als wahrscheinlich an, dass die "Titan" Leck geschlagen ist und die Insassen längst tot sind.
Was mit dem Tauchboot passiert ist, liegt im Dunkeln. Bekannt ist bisher nicht, ob das Gefährt möglicherweise zwischen den Titanic-Überresten eingeklemmt oder ob es Richtung Oberfläche getrieben wurde. Rund um das Wrack in der Tiefe befindet sich ein großes Trümmerfeld. Für Helfer könnte es nach Ansicht der Experten schon eine Herausforderung sein, das Boot dort zu identifizieren.
Keine Bestätigung gab es zunächst für Berichte über ein angebliches Notsignal, das das Tauchboot gesendet haben könnte. Die britische Nachrichtenagentur PA hatte den Ozeanologen Simon Boxall von der Uni Southampton mit den Worten zitiert: "Ich weiß es zwar nicht aus erster Hand, aber soweit ich weiß, haben sie ein Signal von dem U-Boot erhalten."
(nik/dpa)