Die Angst vor Spinnen gehört zu den am weitesten verbreiteten Phobien weltweit. Mit acht haarigen Beinen, sieben milchigen Augen und dem massiven Panzer verfolgen sie viele Menschen in ihre Albträume. Auch Stars wie Johnny Depp und Justin Timberlake bleiben von der Angststörung nicht verschont, obwohl die Vielbeiner im Haushalt durch die Jagd auf Ungeziefer auch nützlich sein können.
Wer die Panik vor den Krabbeltieren teilt, sollte sich aktuell von der Steppe in Colorado fernhalten. Denn in dem US-Bundesstaat paaren sich aktuell große Taranteln. Anlässlich des Naturschauspiels haben sich hunderte von Spinnenfans auf den Weg in die Kleinstadt La Junta gemacht. Das Tarantula Festival feierte am Wochenende die Fortpflanzung der heimischen "Colorado Brown" mit Touren, Paraden und Partys.
Die großwüchsigen Spinnen spielen in La Junta und der Trockenregion rundherum nicht nur für das Ökosystem eine wichtige Rolle. Seit Jahren pilgern Fans der giftigen Krabbeltiere in das 7000-Einwohner-Nest drei Autostunden außerhalb der Rocky-Mountains-Metropole Denver.
Die Fangemeinde, bestehend aus Tiersammler:innen, Wissenschaftler:innen und anderen Enthusiasten, versammelt sich jedes Jahr Ende September und Anfang Oktober in La Junta, um bei der Paarungszeit vor Ort zu sein. Dann wuselt es in der trockenen Region rund um die Kleinstadt geradezu vor Spinnen.
Wie aus den USA gewohnt, wird für Tourist:innen dick aufgetragen. Im Programm mit inbegriffen: Eine Autoparade, bei der Oldtimer mit riesigen Spinnenattrappen ausgestattet sind sowie ein Wettbewerb der haarigen Beine. Den Titel errang in diesem Jahr eine Frau. Gut gefüllt ist jährlich das örtliche Kino zudem bei der Vorstellung des Horrorfilmklassikers "Arachnophobia".
Bei der dritten Ausgabe des Festivals sollen aber auch negative Vorurteile gegen die Taranteln ausgeräumt werden. Die Biologin Cara Shillington von der East Michigan University versuchte im Gespräch mit "AP news" unnötige Ängste zu vertreiben: "Sie fürchten sich mehr vor uns, als wir vor ihnen".
"Sie sind wunderschöne Kreaturen", sagte Goran Shikak im Gespräch mit "AP news". Der Biologiestudent, der aus Denver anreiste, hat zahlreiche Spinnen auf seinen Arm tätowiert und sein Hobby zur Karriere gemacht. "Es ist eine Freude, sie zu beobachten und zu sehen, was sie so treiben."
Laut der Expertin für Spinnen und Parasiten "beißen sie nur aus Angst. Das ist ihr einziger Verteidigungsmechanismus, den sie besitzen". Zwar kann der Biss sehr schmerzhaft sein. Das Gift wirkt aber selten stärker als ein Bienenstich und beschäftigt Bissopfer selten länger als einen Tag. Eigens aus Südkalifornien war der Spinnensammler Nathan Villareal angereist und berichtete: "Wir haben mindestens ein Dutzend auf offener Straße gesehen."
Immer gegen Abenddämmerung kriechen zahlreiche männliche Spinnen aus ihren Verstecken auf der Suche nach Partnerinnen. Bis zu 13 Zentimeter messen ausgewachsene Männchen, noch größer werden die Weibchen.
Entdecken die paarungswilligen Spinnen ein Erdloch mit einer Verzierung aus seidigen Spinnweben, beginnen sie mit dem Balzverhalten, dabei trommeln sie mit ihren Beißwerkzeugen solange, bis das Weibchen erscheint. Nach der Paarung müssen sich die Männchen schnellstmöglich aus dem Staub machen – denn in der Regel enden sie nach dem Sex als Beute der Weibchen.
Das Mahl nach der Paarung brauchen die weiblichen Spinnen für die Schwangerschaft. Sie können mehr als 20 Jahre lang leben. Die meisten Männchen hingegen schaffen es nur bis zur Geschlechtsreife im Alter von sieben Jahren – um dann als Snack nach dem Sex zu enden.