Für die meisten Vegetarier:innen ist allein der Tierschutz ein wichtiges Argument für den Verzicht auf Fleischprodukte. Auf vielen Höfen in der EU werden Rinder und Schweine unter kläglichen Umständen gehalten, auch die Schlachtbedingungen werden vielerorts als mangelhaft kritisiert.
Noch schlimmer sieht die Situation für die Tiere allerdings aus, sobald diese dem Handel außerhalb der EU ausgesetzt werden. Dass der Transport für die Schlachtung im Ausland eine ganze Reihe an Problemen mit sich bringt, zeigt aktuell ein viel diskutierter Schiffstransport auf dem Weg in den Nahen Osten.
Tierschützer:innen der südafrikanischen Organisation National Council of Societies for the Prevention of Cruelty to Animals (NSPCA) demonstrieren seit dem Wochenende im Hafen von Kapstadt. Hintergrund ist der Frachter Al Kuwait, der mit rund 19.000 Rindern beladen aus Brasilien anlegte. Die NSPCA nennt ihn das "Kuwaitische Todesschiff".
"Wir sind gegen den Export von Lebendvieh und glauben, dass diese unnötige Grausamkeit aufhören sollte", erklärte eine Demonstrantin der Gruppe gegenüber dem Schweizer Portal "20 Minuten". Fotos in südafrikanischen Medien zeigen Tiere, die von Schmutz bedeckt sind und in ihren eigenen Exkrementen liegen oder stehen.
Die Umstände hatten in Kapstadt für etliche Beschwerden von Anwohner:innen gesorgt, die einen vom Hafen kommenden Gestank meldeten. "Es war der schlimmste Gestank, den ich je in meinem Leben erlebt habe", zitierte die BBC eine Zeugin. Zunächst stand ein Fehler in der städtischen Abwasserreinigung im Verdacht.
Die NSPCA sah in den Berichten vor Ort einen klaren Hinweis "auf die schrecklichen Bedingungen" für die Tiere an Bord. Eine Sprecherin der Organisation unterstrich, dass diese dem entsprechenden Geruch bereits seit zwei Wochen ausgesetzt seien.
Das durch die Massen an Kot freigesetzte Ammoniak beeinträchtige auch die Atmung der Tiere. Medikamente und ausreichend Futter gibt es an Bord entsprechender Frachter häufig nicht.
Der Kapitän der Al Kuwait unterstrich indes, dass der Frachter auch während der Fahrt regelmäßig gereinigt werde. Eine Überprüfung solcher Aussagen ist nur schwer möglich, vor allem da in den zuständigen Ländern kaum Bestimmungen für Tiertransporte existieren.
Seit Jahren warnen Tierschutzorganisationen vor den mangelhaften Bedingungen an Bord der Tierfrachter. Grund für die Lebendtransporte sind zumeist religiöse Bestimmungen für die Schlachtung. Die NSPCA hatte bereits mehrfach gegen die Besitzer der Al Kuwait geklagt.
Die Bürger:innen von Kapstadt zeigen sich zunächst erleichtert, dass der stinkende Frachter ihren Hafen bereits am Mittwoch wieder verlässt. Für die Tiere steht hingegen bis zum Zielhafen im Irak noch eine Weiterreise von 24 Tagen an. Auch die Bedingungen der anschließenden Schlachtung dürften fraglich sein.