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Sexuelle Belästigung von Ärzten durch Patienten: neue alarmierende Zahlen

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Viele Ärzte berichten weltweit von sexuellen Übergriffen. Alarmierend ist die Situation auch in Deutschland.Bild: Monkey Business 2/Shotshop / Monkey Business 2
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Sexuelle Belästigung von Ärzten durch Patienten: Studie deckt alarmierende Zahlen auf

09.09.2024, 17:20
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Der Ärzt:innenberuf gilt als einer der anspruchsvollsten und verantwortungsvollsten Jobs. Genau deshalb landen die Doktor:innen bei Umfragen zum sozialen Ansehen auch regelmäßig in den Top drei. Um an den begehrten Beruf zu gelangen, ist eine herausragende Bildung und Widerstandsfähigkeit in psychischen Stresssituationen nötig.

Denn in Krankenhäusern und Praxen liegt das Leben vieler Menschen jeden Tag in der Hand fähiger Mediziner:innen. Doch einigen schlägt nicht nur Dankbarkeit entgegen. Im Gegenteil, auch sie werden immer wieder Opfer von Übergriffen. Eine globale Vergleichsstudie hat dazu erschreckende Zahlen ermittelt.

Studie: Ärzte berichten weltweit über sexuelle Übergriffe

Im beruflichen Alltag haben Mediziner:innen engeren körperlichen Kontakt zu ihren Patient:innen, als es in den meisten Jobs üblich ist. Dieser Umstand verleitet scheinbar viele Menschen dazu, Grenzen des Respekts zu überschreiten. In dem Spannungsfeld werden Ärzt:innen immer wieder Opfer von sexueller Belästigung.

Wie ein britisches Forscher:innen-Team feststellte, betrifft das fast die Hälfte aller Ärzt:innen. Rund 45 Prozent aus der Berufsgruppe wurden eigener Aussage zufolge bereits auf diese Weise behandelt. Mit 52,2 Prozent machten mehr als die Hälfte der Mediziner:innen bereits derartige Erfahrungen.

Im Rahmen dessen mussten die Ärzt:innen etwa unangebrachte Sprüche, Baggern und unflätige Witze über sich ergehen lassen. Zu den Beispielen sexueller Übergriffe zählen auch romantische Nachrichten und Grapschen. In weiteren Vorfällen, über die Ärzt:innen klagten, entblößten Patient:innen ungebeten private Körperteile oder baten um intime Untersuchungen ohne triftigen Grund.

Fast die Hälfte der Mediziner klagt über Flirts, Avancen und Berührung

Doch nicht nur Ärztinnen sind von dem Problem betroffen. Mit 34,4 Prozent, gab mehr als ein Drittel der männlichen Kollegen ebenfalls an, bereits unangemessen angeflirtet, berührt oder behandelt worden zu sein.

Laut der Studie werden Mediziner:innen am häufigsten in Großbritannien Opfer sexueller Belästigung. Auch Deutschland gehört zu den Ländern mit den höchsten Raten an Übergriffen. Unter den Nationen, die besonders unter dem Problem leiden, befinden sich außerdem Kanada, die USA, Israel, Australien und Malaysia.

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Zutage gefördert wurden die Resultate von der britischen Organisationspsychologin Caroline Kamau-Mitchell, die sich auf die Untersuchung der Gesundheit von medizinischem Fachpersonal spezialisiert hat. Im Rahmen der University of London veröffentlichte sie ihre Überblickstudie, in die die Ergebnisse von 22 weltweit durchgeführten Befragungen einflossen.

Die Vertretung der britischen Ärzt:innenschaft, das Royal College of Physicians, nannte das Studienergebnis "wahrhaft alarmierend". Der Verband forderte daher die Einführung von "unerlässlichen Schutzmaßnahmen" gegen sexuell motivierte Übergriffe durch Patient:innen. Es müsste in dem Kontext vor allem über Sicherheitsmaßnahmen diskutiert werden, die Ärzt:innen in Situation unter vier Augen helfen.

Bald mehr Videoüberwachung in Krankenhäusern und Kliniken?

Kamau-Mitchell forderte Kliniken auf, Konzepte für eine bessere Gewährleistung der Sicherheit zu entwickeln: "Ich empfehle, dass Krankenhäuser und Kliniken die Erkenntnisse ernst nehmen." Um Ärzt:innen in isolierten Stationen oder in Nachtschichten mehr Schutz zu bieten, forderte sie die Einrichtung von mehr Überwachungskameras sowie Alarmknöpfen.

Die Vize-Präsidentin der walisischen Ärztekammer, Hilary Williams, zeigte im "Guardian" das Spannungsfeld auf, in dem Übergriffe ermöglicht werden: "Krankenhäuser sind nachts stille, dunkle Orte mit langen Korridoren." Einrichtungen, die unter mangelnder öffentlicher Finanzierung litten, wiesen dabei oft bauliche und sicherheitstechnische Mängel auf.

Williams schloss sich der Forderung nach besserer Videoüberwachung und Panikknöpfen an. Allerdings betonte sie, dass die zusätzlichen Sicherheitsmaßnahmen nicht die Privatsphäre von Patient:innen beeinträchtigen dürften.

Sie gab an, dass sexuelle Übergriffe einer der Faktoren sei, die Ärzt:innen dazu bewegten, ihre Jobs aufzugeben. Ein Mittel, das Abhilfe verschaffen könne, sei ein Kommunikationskanal, auf dem Ärzt:innen niederschwellig Fälle sexueller Belästigungen berichten können.

"Leider", sagte Williams, "ist es heutzutage meistens so, dass die Belegschaft so beschäftigt ist, dass es einfacher ist, es zu ertragen oder so zu tun, als sei nichts passiert."

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