Klein, aber fein – so würden manche Menschen Salzburg beschreiben. Die Geburtsstadt des Komponisten Wolfgang Amadeus Mozart liegt direkt an der Salzach, die mit ihrem grünlich-türkis gefärbten Wasser das Stadtbild prägt.
Die barocke Altstadt, die vielen kulturellen Events und die Nähe zu den Alpen machen die viertgrößte Stadt Österreichs auch für viele Urlauber:innen zu einem beliebten Ausflugsziel. Doch ähnlich wie in Deutschland gibt es auch in Salzburg noch einige Überbleibsel einer äußerst dunklen Zeit, die das Bild der Stadt trüben.
Denn bis heute sind immer noch 46 Straßen nach NSDAP-Mitgliedern benannt und damit neun mehr als nach Frauen generell. Das berichtet die österreichische Tageszeitung "Der Standard". Diesen Zustand wollte die rot-rot-grüne Stadtregierung nicht länger hinnehmen und hat schon vor einiger Zeit eine Umbenennung der betroffenen Straßen angestoßen.
Die erste Straße, die nun eine neue Namensgeberin bekommt, ist die Heinrich-Damisch-Straße. Damisch prägte die Stadt zwar als Mitbegründer der Salzburger Festspiele, er war aber auch NSDAP-Mitglied und galt als radikaler Antisemit.
An seiner Stelle wird nun Helene Thimig geehrt, die ebenfalls eine Verbindung zu den Salzburger Festspielen hat. Sie arbeitete als Schauspielerin und war mit einem anderen Mitbegründer der Festspiele, Max Reinhardt, verheiratet. Er kam aus einer jüdischen Familie. Während der NS-Diktatur flohen die beiden in die USA. Nach 1946 kehrte Thimig wieder nach Österreich zurück und übernahm zeitweise die Regie für "Jedermann" bei den Festspielen.
Das neue Straßenschild wurde bereits am Dienstag angebracht. Dem Bericht zufolge hat sich in der rund 100 Meter langen Straße keiner der Anwohner:innen über die Umbenennung beschwert; die meisten Kosten übernimmt ohnehin die Stadt. In einem Festakt am gleichen Abend wurde das Leben der neuen Straßen-Namensgeberin in Salzburg gewürdigt.
Das alte Straßenschild ist laut "Der Standard" kurz vor der Umbenennung entwendet worden. Es ist nicht bekannt, ob die Täter aus ideologischen oder anderen Gründen handelten. Die Stadt hat in jedem Fall Anzeige erstattet. Und schon im Herbst könnte der Beschluss für die nächste Umbenennung fallen.