Sexualdelikte, Hass im Netz, fast jeden Tag ein Femizid: Die Gewalt an Frauen steigt in allen Bereichen. Die Bundesregierung plant nun eine Änderung des Gewaltschutzgesetzes. Ob das bis zur Neuwahl allerdings noch beschlossen wird, ist unklar.
Derweil werden Projekte vorangetrieben, um Frauen und Mädchen direkt nach einer erlebten Gewalttat Unterstützung anbieten zu können. In Rheinland-Pfalz sollen Frauen, die von häuslicher oder sexualisierter Gewalt betroffen sind, künftig eine bessere medizinische Versorgung bekommen. Der Fokus liegt dabei auf der besonderen Vertraulichkeit der Untersuchung.
Damit soll die Hemmschwelle für Betroffene, sich bei Ärzt:innen Hilfe zu suchen, gesenkt werden.
"Frauen, die von sexualisierter oder anderer körperlicher Gewalt betroffen sind, wollen häufig zunächst keine Strafanzeige stellen", erklärte Frauenministerin Katharina Binz (Grüne) am Donnerstag.
Aus Angst, zu einer Anzeige gedrängt zu werden, würden sie sich nicht in medizinische Versorgung begeben. Dann blieben sie nicht nur mit ihrem traumatischen Erlebnis alleine, es erfolge auch keine Sicherung der Spuren.
Das Projekt "Vertrauliche Hilfe bei Gewalt" setzt hier an und bietet Betroffenen eine vertrauliche Untersuchung. Die können alle Betroffenen von häuslicher oder sexualisierter Gewalt wahrnehmen, auch Männer.
Nur auf eigenen Wunsch oder bei Nachfrage der behandelnden Ärzt:innen können sie sich die Spuren der Tat gerichtsfest sichern lassen. Das ist wichtig, falls sich die Betroffene zu einem späteren Zeitpunkt doch noch entschließt, den Täter anzuzeigen.
Koordiniert wird das Projekt von der Rechtsmedizin des Universitätsklinikums Mainz, wo das Projekt am Donnerstag auch vorgestellt wurde. Die Projektleiterin Cleo Walz erklärte, dass der große Vorteil für Betroffene darin liege, dass sie sich bei der Untersuchung noch nicht entscheiden müssen, ob sie Anzeige erstatten wollen oder nicht.
Für die medizinische Versorgung von Betroffenen häuslicher oder sexualisierter Gewalt ist ein besonders sensibler Umgang unbedingt notwendig. Deshalb soll das medizinische Personal extra geschult werden.
Die Betroffenen müssen für die Behandlung keinerlei Kosten übernehmen. Die Kliniken können die Kosten mit den gesetzlichen Krankenkassen abrechnen. Derzeit sind diese Kliniken an dem Projekt beteiligt:
Mittelfristig soll das Projekt aber auf weitere Krankenhäuser ausgeweitet werden. Finanziert wird es mit rund 280.000 Euro jährlich vom Frauenministerium Rheinland-Pfalz. Das Innenministerium finanziert die Untersuchungskits mit rund 25.000 Euro jährlich.
(Mit Material der dpa)