Den Montag über soll es in Österreich durchregnen.Bild: APA / Georg Hochmuth
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In Österreich herrscht derzeit eine nie dagewesene Ausnahmesituation. Der Fluss Kamp im Bundesland Niederösterreich ist kürzlich infolge heftiger Regenfälle über die Ufer getreten, die Region rund um die Hauptstadt Wien kämpft mit Hochwasser. Mehrere Straßen in nahegelegenen Gemeinden wurden überflutet, drei Menschen sind bereits den heftigen Wassermassen zum Opfer gefallen.
Niederösterreich ist mittlerweile zum Katastrophengebiet erklärt worden. Zwar gab es in der Nacht zum Montag eine nächtliche Regenpause, doch die Alarmbereitschaft bleibt. Expert:innen erwarten im Laufe des Tages wieder heftige Regenfälle, zudem besteht laut Behörden "höchste Dammbruchgefahr".
Auch in Wien gab es Hochwasser, so lief etwa der Donaukanal über. Es kam zu Verkehrschaos, doch die Situation ist mittlerweile unter Kontrolle, heißt es vonseiten der Behörden. Eine Drucksituation ist es trotzdem. Stellt sich die Frage, wie die Wiener Bevölkerung mit der aktuellen Lage umgeht.
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Hochwasser in Wien: Bewohnerin sehr besorgt
"Man macht sich schon Sorgen, sowohl um die Leute als auch um den Besitz, weil in vielen Häusern mittlerweile Wasser steht", sagt die Schriftstellerin und gebürtige Wienerin Elli*, die anonym bleiben möchte, zu watson.
Eine Flut spülte immense Wassermengen in die Häuser der Hauptstadt. Im Keller ihrer Mutter stehe das Wasser besonders hoch und sie habe Angst, "dass der Boden einbricht". Einer ihrer Freunde lebt in St. Pölten, einer Stadt in Niederösterreich, durch die sich ein Fluss – die Traisen – schlängelt. Zeitweise war die Situation lebensbedrohlich.
"Habe Angst, dass der Boden einbricht."
Mittlerweile sei es weniger schlimm, aber ihr Freund sitze noch immer fest. "Das Gleiche gilt für Freund:innen, die gerade woanders im Land waren und jetzt ebenfalls erstmal festsitzen, weil die Straßen überflutet sind", sagt sie.
Viele öffentliche Plätze stehen unter Wasser.Bild: Privat
Auch in Wien sind noch einige Straßen wegen der Fluten gesperrt, der Verkehr ist laut Elli stark beeinträchtigt. "Busse fahren noch, aber auch da nicht überall, weil Straßen gesperrt wurden, das Gleiche gilt für Straßenbahnen. U-Bahnen sind großteils gesperrt."
Bewohner aus Wien spricht über Hochwasser-Gaffer
"Die Situation scheint in Wien mehr unbequem und umständlich als bedrohlich", sagt hingegen Georg* auf Anfrage von watson. Seit rund zehn Jahren wohnt er in Wien. "Astbrüche auf den Gehwegen lassen einen etwas vorsichtiger durch Alleen gehen, aber auch hier scheint es nie wirklich gefährlich."
Ebenso gelassen nimmt Georg die anderen Menschen in Wien wahr. Sie erscheinen ihm "sehr entspannt". Dass das Unwetter am Wochenende stattgefunden hat, weshalb entsprechend wenig "Lohnarbeit behindert wurde", habe sicherlich geholfen.
Dennoch betont Georg, dass vor allem der Nahverkehr weiterhin stark eingeschränkt sei. "Fortbewegung und Nahverkehr ist jetzt stärker behindert als es 100 Jahre Klima-Aktivismus tun würden."
"Daher meine ich, Anwohner:innen mehr gaffen zu sehen, als die Tourist:innen."
Sorgen macht er sich vor allem um die Menschen im Umland, allerdings weniger um ihre körperliche Unversehrtheit, da er den Eindruck habe, die Lage sei dort unter Kontrolle. Vielmehr sorge er sich um den Schaden, der für viele entsteht.
Gerade in den schwer betroffenen Gebieten gab es neben gefluteter Straßen und zugelaufener Keller weitere dramatische Ereignisse. In der Gemeinde Böheimkirchen ist zum Beispiel eine Brücke eingestürzt. Ferner rissen die Wassermassen einen Baukran um.
In Wien sind einige Ecken geflutet worden.Bild: privat
Ein Problem, das sich in solchen Notlagen auftut, sind Gaffer:innen. Meist handelt es sich um Tourist:innen, die sich die Katastrophe anschauen wollen. Diesmal sind es jedoch nicht Menschen von auswärts, sondern die Anwohner:innen in der naheliegenden Umgebung, vermutet Georg. "Freunde sind über ganz Wien verteilt aus dem Haus, um die hohen Pegelstände mit eigenen Augen zu sehen. Daher meine ich, Anwohner:innen mehr gaffen zu sehen, als die Tourist:innen."
Schwieriger Ausblick
Wie es weitergeht, ist noch unklar. Expert:innen vermuten, dass es im Laufe des Montags weitere heftige Regenfälle gibt. Der Kanal Wienfluss könnte in dieser Folge weiter volllaufen.
Besonders bitter: Die Hochwasserbecken entlang des Flusses sind bereits voll. Gut hingegen sind die Aussichten danach. Regen dürfte es, so heißt es zum Beispiel von "wetter.de", im weiteren Wochenverlauf erstmal nicht geben. Die Aufräumarbeiten werden Wien, aber auch die umliegenden Gemeinden, jedoch noch eine Zeit beschäftigen.
*Nachnamen der Redaktion bekannt
Ständig wird vermittelt, wie ausgelassen die Stimmung auf der Wiesn ist. Gute Laune, feuchtfröhlicher Spaß. Doch jedes Jahr gibt es auch Berichte über Straftaten, darunter Dutzende Sexualdelikte. 2023 hat die Polizei 73 erfasst, die Dunkelziffer dürfte deutlich höher sein.