
Korallenriffe gehören zu den sensibelsten Biotopen.Bild: iStockphoto / IBorisoff
Panorama
23.12.2024, 07:3823.12.2024, 07:38
Die menschliche Zivilisation hinterlässt immer deutlicher ihre Spuren in den empfindlichen Biotopen unseres Planeten. Während Themen wie die Verschmutzung der Ozeane mit Plastik oder der Ausstoß von Treibhausgasen schon lange im Fokus der Aufmerksamkeit stehen, rückt eine weitere Form der Umweltbelastung zunehmend ins Blickfeld: die Lichtverschmutzung.
Besonders betroffen sind Korallenriffe, die aufgrund ihres einzigartigen Ökosystems nicht nur für die Artenvielfalt, sondern auch für den Menschen von unschätzbarem Wert sind. Neue Studien zeigen nun, wie künstliches Licht die Lebensrhythmen und das fragile Gleichgewicht dieser Unterwasserwelten nachhaltig stört.
Jagen leicht gemacht: Lichter ruinieren Nachtverstecke
Eine in der Fachzeitschrift "Global Change Biology" veröffentlichte Studie bringt erstmals konkrete Einblicke in die Folgen künstlicher Beleuchtung für die nächtliche Dynamik in Korallenriffen. Forschende unter der Leitung von Dr. Emma Weschke von der Universität Bristol führten in Französisch-Polynesien ein großangelegtes Experiment durch.
Mithilfe von Unterwasserkameras dokumentierten sie, wie Lichtverschmutzung das nächtliche Leben auf den Riffen verändert. Dabei nutzen die Forscher:innen die Infrarot-Technik, um weiteren Einfluss auf das Biotop und seine Bewohner zu vermeiden.
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Bereits nach 25 aufeinanderfolgenden Nächten mit künstlicher Beleuchtung zeigte sich ein deutlicher Wandel in den Fischgemeinschaften: Tagaktive Raubfische, die normalerweise schlafen würden, blieben länger wach und nutzten die ungewohnte Helligkeit, um leichte Beute zu machen.
Die Auswirkungen dieses Phänomens sind vielschichtig. Künstliches Licht macht es Raubfischen einfacher, Beute zu finden, da diese durch die Helligkeit aus ihrer Deckung gelockt wird. Manche Beutetiere bewegen sich sogar aktiv auf Lichtquellen zu, was sie besonders gefährdet.
Gestörter Rhythmus: Künstliche Beleuchtung macht Nacht zum Tag
Doch nicht nur für die Beutetiere bringt die Beleuchtung Nachteile mit sich. Auch die Raubfische selbst könnten langfristig Schaden nehmen, da ihnen der nötige Schlaf zur Regeneration fehlt.
Die Lichtverschmutzung könnte zudem weitreichendere Folgen für das gesamte Ökosystem haben. Wissenschaftler:innen befürchten, dass die künstliche Beleuchtung neuartige Interaktionen zwischen tag- und nachtaktiven Arten ermöglicht. Dieses Phänomen, das als Nachtlichtnische bezeichnet wird, könnte die Konkurrenz und Koexistenz innerhalb der Gemeinschaften grundlegend verändern.
Noch ist nicht abzusehen, ob diese Veränderungen langfristig zu einem neuen Gleichgewicht führen oder ob sie lediglich eine Übergangsphase darstellen, in der einige Arten dominieren, während andere verdrängt werden.
Hoffnungsschimmer: Effekte wohl reversibel – klare Empfehlung
Ein Hoffnungsschimmer liegt in der Umkehrbarkeit des Effekts. Die Studie zeigt, dass wenige Nächte mit künstlicher Beleuchtung noch keine bleibenden Veränderungen in den Fischgemeinschaften auslösen. Wird die Lichtverschmutzung reduziert, könnten sich die Ökosysteme potenziell wieder erholen.
Marinebiolog:innen schlagen daher vor, künstliches Licht nur dort einzusetzen, wo es unbedingt notwendig ist, und die ästhetische Beleuchtung von Küstengebieten zu minimieren.
Die Forschungsergebnisse verdeutlichen, wie tiefgreifend der Einfluss des Menschen auf sensible Ökosysteme ist. Lichtverschmutzung mag im Vergleich zu Plastikmüll oder Klimagasen ein vermeintlich geringeres Problem darstellen, doch ihre Auswirkungen sind weitreichend und oft schwer absehbar.
Die Erkenntnis, dass künstliches Licht die Nacht zum Tag macht und so das empfindliche Gleichgewicht in Korallenriffen stört, sollte als Anstoß dienen, über unseren Umgang mit natürlichen Ressourcen nachzudenken. Die Dunkelheit der Nacht ist ein essenzieller Bestandteil vieler Ökosysteme – und es liegt in unserer Hand, sie zu bewahren.
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