
Bei Olympique Marseille lief es für Elye Wahi nicht wie geplant.Bild: IMAGO images / PanoramiC
Analyse
Schon bevor Eintracht Frankfurt in diesem Winter Omar Marmoush für 75 Millionen Euro an Manchester City verkauft hat, wurde wild über einen möglichen Nachfolger spekuliert. Dabei fielen zahlreiche Namen, schnell aber kristallisierte sich ein Wunschkandidat heraus: Elye Wahi.
Der französische Angreifer hatte schon 2023 auf dem Wunschzettel von SGE-Boss Markus Krösche gestanden, als er einen Ersatz für Randal Kolo Muani gesucht hatte. Der Verkauf an PSG wurde zur Hängepartie, auf die Wahi keine Lust hatte. Mit Marmoush ging es nun schneller, weshalb es auch mit Wahi klappte.
Eintracht Frankfurt: Elye Wahi ist der neue Rekordzugang
Einen Tag nach der Verkündung des Marmoush-Abgangs informierte Eintracht Frankfurt über die Verpflichtung von Wahi. Die Berichte über die exakte Ablösesumme variieren. In Deutschland etwa schrieb Sky von einer Sockelablöse von 21 Millionen Euro, die französische "L'Équipe" spricht von 26 Millionen Euro.

Neu bei Eintracht Frankfurt: Elye Wahi.Bild: IMAGO images / HMB-Media
Generell ist von Bonuszahlungen auszugehen, weshalb der Angreifer der teuerste Zugang der SGE-Vereinsgeschichte ist.
"Er ist ein junger und entwicklungsfähiger Spieler, von dessen Qualitäten wir überzeugt sind", ließ sich Krösche in der Pressemitteilung zum Transfer des 22-Jährigen zitieren.
Frankreich-Experte erklärt die vielen Wechsel von Elye Wahi
Es macht den Anschein, als sei Eintracht Frankfurt da ein echter Coup gelungen. Konträr dazu lesen sich aber Wahis jüngste Vita sowie seine Leistungsdaten. Es ist sein dritter Vereinswechsel binnen anderthalb Jahren: 2023 wechselte er von Montpellier nach Lens, ein Jahr später nach Marseille, sechs Monate später nun nach Frankfurt. Seine Ausbeute im OM-Dress: 14 Spiele, drei Tore, eine Vorlage.
"Seit Pablo Longoria OM-Präsident ist, kommen und gehen die Spieler. Sie sind Vermögenswerte und werden weiterverkauft, wenn es nicht läuft, das Angebot aber stimmt", erklärt Lucas Hybord, französischer Chefredakteur bei "OneFootball", im Gespräch mit watson den schnellen Weiterverkauf von Wahi. "In Lens war es ähnlich: Sie brauchten Geld und dann kam das Angebot aus Marseille."
Im Süden Frankreichs waren die Erwartungen an den Stürmer groß, "weil er in Montpellier herausragend gespielt hatte und schon mit Kylian Mbappé verglichen wurde".
Derartige Vergleiche, dazu Ablösesummen im zweistelligen Millionenbereich, die schon in jungen Jahren auf Wahis Schultern lasteten – womöglich zu viel für ihn? "Er kann mit dem Druck umgehen", sagt Hybord überzeugt, "aber das Wichtigste ist, dass er das Vertrauen seines Trainers und seiner Mitspieler spürt."
Experte warnt Frankfurt: OM-Umfeld behandelte Wahi falsch
In der Hinsicht sollten die Frankfurter aus einem großen Fehler lernen, der in Marseille begangen wurde und an dem Wahi letztlich gescheitert ist:
"Hier hast du nicht viel Zeit, um Selbstvertrauen aufzubauen. Entweder bist du von Anfang an ein Gott, oder du wirst ausgepfiffen. Es hat ihn gleich in seinem ersten Heimspiel erwischt. Er konnte nicht das nötige Selbstvertrauen für sein Spiel aufbauen, hat dann seinen Stammplatz verloren. Das war der Anfang vom Ende in Marseille."
Krösche betonte bei der Vorstellung Wahis, dass man dem Franzosen "die nötige Anpassungszeit" geben werde. Werden diese Worte von allen Seiten, also vom Trainerteam, den Mitspielern und den Fans, mit Leben gefüllt, so dürfe sich die SGE auf einen "guten Stürmer" freuen, versichert Hybord.

Elye Wahi (m.) bei einem Länderspiel der französischen U21-Nationalmannschaft.Bild: IMAGO images / GEPA pictures
Gerade im Abschluss und im Sprint habe der 22-Jährige seine Stärken, immer wieder attackiere er mit Läufen offene Räume. "Am besten ist Wahi, wenn man Räume hinter der gegnerischen Defensive hat", sagt der französische Experte. Er könne sowohl in einer Doppelspitze als auch als einziger Mittelstürmer auflaufen, braucht die Bälle dann aber in die Tiefe.
Bälle mit dem Rücken zum Tor festzumachen wie sein Vorbild Didier Drogba, gehört nicht zu Wahis Stärken. "Enge Räume, schnelle Doppelpässe und das Kurzpassspiel liegen ihm ebenfalls weniger."
Wahi und die Bundesliga – das könnte passen
In Summe aber könnte der Schritt von Frankreich nach Frankfurt genau der richtige für den Angreifer sein. "Vielleicht muss er einfach etwas aus dem Fokus raus. In Marseille ist es wie in Paris: Die Spieler stehen unter enormem Druck der Medien und der Fans", verweist Hybord auf die schwierigen Umstände für Wahi in seiner Heimat.
Die Bundesliga hingegen hat sich in der jüngeren Vergangenheit als gutes Pflaster für Franzosen erwiesen, das gilt im Speziellen auch für Eintracht Frankfurt. "Ich hatte mal mit Kolo Muani über die Eintracht gesprochen, er hat mir nur Gutes erzählt. Vor Kurzem hatte ich dann auch Kontakt zu Niels Nkounkou und Hugo Ekitiké", verwies Wahi bei seiner Vorstellung selbst auf diese greifbaren Erfahrungswerte.
Hybord nennt zudem noch einen wesentlichen Unterschied zur Ligue 1, der dem pfeilschnellen Offensivspieler entgegenkommen dürfte: "Wir sind es mittlerweile gewohnt, dass Franzosen in der Bundesliga gut spielen. Dort geht es etwas mehr hin und her, es gibt mehr Räume und die Teams sind offensiver ausgerichtet."
Wahi selbst hat eine ähnliche Beobachtung gemacht. "Die Bundesliga passt gut zu meinem Spiel, die Spielweise ist offensiv ausgerichtet", stellte er fest und schob fünf Worte nach, die wie eine Drohung an die Konkurrenz klingen. "Ich werde mich hier wohlfühlen."
Wer hält länger durch, die Premierministerin Liz Truss oder ein Salatkopf? Diesen Wettbewerb trug 2022 die britische Boulevardzeitung "Daily Star" aus. Am Ende musste sich "Lettuce Liz" geschlagen geben. In Dortmund kommt man in diesen Tagen nicht an der Frage vorbei, ob es demnächst so etwas wie einen "Salat-Niko" geben könnte.